22.01.2024

Der Leitfaden für Bodenkundliche Untersuchungen in Agroforstsystemen, der in Zusammenarbeit mit dem DeFAF entstanden ist, wurde jetzt auch auf Englisch im wissenschaftlichen Journal Geoderma Regional veröffentlicht. Der Titel der Veröffentlichung lautet „Transect sampling for soil organic carbon monitoring in temperate alley cropping systems – A review and standardized guideline“. Neben dem Leitfaden enthält die Veröffentlichung eine ausführliche Literaturauswertung von Bodenuntersuchungen in streifenförmigen Agroforstsystemen. Diese unterstreicht die wichtige Notwendigkeit, Bodenkohlenstoffuntersuchungen in Agroforstsystemen zu standardisieren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Beprobungsdesign im Transekt, das als übertragbarer Ansatz auch für andere Untersuchungen in Agroforstsystemen dienen kann.

Eine detaillierte Dokumentation des Beprobungsdesigns des Agroforstsystems bei jeder Untersuchung ist unerlässlich  – Nur so können die Daten von anderen Interessierten richtig interpretiert werden und bestenfalls in vergleichenden Studien, wie zum Beispiel Meta-Studien, verwendet werden. In der Veröffentlichung werden zur Unterstützung dieser Dokumentation in den ergänzenden Materialien eine Checkliste und eine Abbildung bereitgestellt. Diese sollen Interessierte dabei unterstützen, Versuche in Agroforstsystemen umfassend und verständlich zu dokumentieren.

18.01.2024

Um über die Bedeutung und die Vorteile der Agroforstwirtschaft effektiv aufzuklären, hat der DeFAF mittlerweile eine Vielzahl verschiedener Kommunikations-, Veranstaltungs- und Bildungsformate entwickelt. Eine aktuelle Umfrage geht nun der Attraktivität und Effektivität dieser Formate auf den Grund. Personen, die bereits an Veranstaltungen des DeFAF teilgenommen und Informationsmaterialien wie Broschüren und Themenblätter genutzt haben, sind dazu aufgerufen, über diesen Link eine Reihe von Fragen zu beantworten:

https://survey.lamapoll.de/2024-AgroBaLa-Formate

Die Online-Umfrage, die im Rahmen des durch das BMBF geförderte Projekt AgroBaLa durchgeführt wird, dauert ca. 20 Minuten und beinhaltet eine abwechslungsreichen Mischung verschiedener Fragen. Die Beantwortung hilft dabei, die Angebote des DeFAF zukünftig noch besser auf die jeweiligen Zielgruppen und ihre Bedürfnisse zuzuschneiden. Der DeFAF dankt an dieser Stelle daher herzlich für die Teilnahme!

 

02.01.2024

Julia Binder, DeFAF-Mitglied und Mitarbeiterin der Universität Münster, nahm am 29. November 2023 stellvertretend für das Forschungsnetzwerk agroforst-monitoring im Rahmen des Forum Citizen Science in Freiburg die Auszeichnung für den 2. Platz des „Wissen für Viele“-Preises entgegen. Mit 10.000 € wurde der „Methodenkatalog zum bürgerwissenschaftlichen Monitoring moderner Agroforst-Ökosysteme“ prämiert.

agroforst-monitoring ist ein studentisches Projekt, das an der Universität Münster 2020 initiiert und von Beginn an vom DeFAF begleitet wurde. Mittlerweile arbeitet das Team mit vielen weiteren Forschungseinrichtungen, landwirtschaftlichen Betrieben und gemeinnützigen Verbänden zusammen. Dieser Zusammenschluss ist als überregionale Vernetzung in ganz Deutschland zu verstehen. Im Fokus steht dabei ein Citizen-Science-Ansatz (zu dt. Bürgerwissenschaften), bei dem ehrenamtliche Laien an der wissenschaftlichen Forschung durch geeignete Mitmach-Möglichkeiten beteiligt werden.

Die Jury des „Wissen der Vielen“-Preises war überzeugt: „[In der studentischen Initiative und dem Werk zeigt sich] wie Studierende, auf qualitativ hochwertigem Niveau, innovative Ansätze in die Forschung hineintragen und dadurch auch im Wissenschaftssystem Weiterentwicklung und Veränderung voranbringen können.“

Über 100 Bürgerwissenschaftler:innen auf bereits neun landwirtschaftlichen Betrieben forschen zusammen mit dem Team der Universität zum Nutzen von Agroforstsystemen. Der prämierte Methodenkatalog soll zur Optimierung der wissenschaftlichen Untersuchungen durch Bürgerwissenschaftler:innen über die einsetzenden ökologischen Entwicklungen auf den Anbauflächen beitragen. Das Werk wurde ko-kreativ von Akteur:innen aus Landwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft über 2 Jahre entwickelt und für die praxisnahe Anwendung konzipiert. Ziel ist es, die sozial-ökologische Transformation in der Agrarlandschaft voranzutreiben.

Was und wie mit dem Methodenkatalog in diesem Jahr erforscht wurde, kann im Jahresrückblick „Ergebnisse und Methoden“ nachgelesen werden. Dieser fasst die zentralen Punkte der wissenschaftlichen Arbeit des Forschungsteams zusammen. Wer mehr darüber erfahren möchte, was in dem Projektalltag, der oft über die reine Forschungstätigkeit hinausgeht, passiert, dem sei der Jahresrückblick „Aktionen und Presse“ empfohlen.

 

08. Dezember 2023

Am 09.11.2023 fand auf Einladung der ARGE Agroforst an der BOKU in Wien ein Treffen von Agroforst-Organisationen aus Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn und dem DeFAF aus Deutschland statt. Ziel des Treffens war Austausch zur aktuellen förder-rechtlichen Lage der Agroforstwirtschaft in den Ländern.

Obwohl laut GAP-Strategieplan der EU-Kommission die Förderung von Agroforstsystemen mit bis zu 100% möglich ist (siehe EU-GAP-Verordnung 2021/2115: Art 73 Abs. 4c), gestaltet sich die Umsetzung in den EU-Mitgliedsstaaten eher schlecht als recht. So ist in Österreich die Förderung von Agroforstsystemen mit keinem Wort im GAP-Strategieplan erwähnt. Auf Hinwirken der AGRE Agroforst soll sich dies nun ändern, wobei eine Förderung für die Bewirtschaftung von AFS erst 2025 vorgesehen ist. Neben mangelnder Förderung ist auch die Rechtssicherheit von Agroforstsystemen nach wie vor nur bedingt gegeben! So konnte in Österreich auf Wirken der AGRE Agroforst erst vor kurzem eine rechtliche Garantie erreicht werden, dass Agroforstsysteme nicht ihren Status als landwirtschaftliche Fläche verlieren und zu Wald werden.

Auch in Ungarn ist bisher noch keine explizite Förderung von Agroforstsystemen in Form einer spezifischen Öko-Regelung oder Investitionsförderung festgelegt. Zwar werden Gehölze in der Landschaft auf diverse Arten gefördert. Um Agroforstsysteme großflächig zu etablieren, ist allerdings eine Förderung von nutzbaren Gehölzen als Teil von Agroforstsystemen unabdinglich!

Den zuständigen Ministerien in der Slowakei scheint nach Aussage der slowakischen Agroforst-Vereinigung die Agroforstwirtschaft gänzlich unbekannt zu sein. Die Vereinigung konnte allerdings die Integration von Agroforstwirtschaft als Maßnahme zum Schutz vor Bodenerosion in den slowakischen Strategieplan zur Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel erreichen. Hierbei ist eine Investitionsförderung zur Anlage von Agroforstsystemen geplant, allerdings sieht der aktuelle Entwurf vor, dass nur gewisse Gehölzarten gepflanzt werden können. Eine solche Positivliste wird als äußerst praxisfern angesehen und stellt eine zu starke Einschränkung dar, um Agroforstsysteme für Landwirt:innen interessant zu gestalten.

In Tschechien werden Agroforstsysteme bereits umfangreich gefördert, sodass die Nachfrage den vorgesehen Fördertopf bereits ausgeschöpft hat. Die Anlage von Agroforstsystemen wird als Investitionsförderung mit derzeit 4353€ pro Hektar unterstützt, die Bewirtschaftung mit 754€ pro Hektar Gehölzfläche. Allerdings sind die Voraussetzungen umfangreich und teilweise nicht zielführend. Zum einen wird hier nur die Pflanzung bestimmter Gehölze erlaubt, wobei es sich bei der Hälfte der Gehölze im jeweiligen Agroforstsystem um Gehölzarten zur forstwirtschaftlichen Nutzung handeln muss. Zum anderen müssen exakt 100 Bäume pro Hektar gepflanzt werden, welche mindestens eine Höhe von 120 Zentimetern bei der Pflanzung haben müssen – eine praxisferne und nicht nachvollziehbare Bedingung.

Die förderrechtliche Situation in Deutschland zeigt sich hier im Vergleich fortgeschrittener – wenn auch kaum zielführender und praxisnäher. Die angekündigten Investitionsförderungen wurden bisher nur in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern umgesetzt, wobei diese Förderprogramme entweder zurzeit auf Eis liegen beziehungsweise mit so umfangreichen Bedingungen verknüpft sind, dass diese nicht in Anspruch genommen werden können.

Harmonisierung von Förderrecht und Naturschutzrecht: eine nationale sowie europäische Herausforderung

Bei dem Diskurs über rechtliche Hürden zur Implementierung von Agroforstsystemen zeigte sich die Harmonisierung von Naturschutzrecht und Förderrecht als eine der wichtigsten Knackpunkte. Ähnlich wie in Deutschland werden in der Slowakei aufgrund von naturschutzfachlichen Bedenken Agroforstsysteme  oft nicht genehmigt. Obwohl Agroforstsysteme in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind (siehe §4 GAP DZVO), sorgen diverse Paragraphen aus dem Bundesnaturschutzgesetz nach wie vor für Unsicherheiten. Zudem stehen einige Schutzziele europäischer NATURA 2000 Gebiete der Etablierung von Agroforstsysteme im Wege, obwohl Agroforstsysteme eine Aufwertung vieler Schutzgüter erreichen können. Hier Bedarf es neben der Anpassung nationaler Managementpläne auch einer Klärung und gegebenenfalls einer Anpassung von Richtlinien zu NATURA 2000 Schutzgebieten.

Zusammenfassend hat das Treffen gezeigt, dass die Förderung von Agroforstsystemen auf europäischer Ebene zwar unterstützt, von den Staaten aber kaum umgesetzt wird. Aufgrund dessen bedarf es neben nationalen Anpassungen auch rechtlichen Klärungen auf europäischer Ebene. Die EU muss deutlich machen: Agroforstsysteme sollten als essentieller Bestandteil einer klimaangepassten und nachhaltigen Landwirtschaft in den jeweiligen Staaten gefördert werden! Zudem ist die Zusammenarbeit der jeweiligen Regierungen mit den nationalen Agroforst-Organisationen entscheidend, um Förderungen von Agroforstsystemen praxisnah und zielführend zu gestalten.

Der Austausch wurde von allen Beteiligten als sehr wertvoll empfunden und wir werden den Dialog aufrechterhalten. Im Rahmen der nächsten EURAF-Konferenz Ende Mai in Brno, Tschechien wird der DeFAF ebenfalls vertreten sein und den internationalen Austausch weiter vorantreiben.