Klartext Forschung #6: Bodenbewirtschaftung gegen Überschwemmungen & Dürren

In der Reihe Klartext Forschung • das DeFAF Science-Update beleuchtet der Fachverband aktuelle Veröffentlichungen aus wissenschaftlicher Fachliteratur zum Thema Agroforstwirtschaft (oder zu Themen mit Agroforst-Bezug) und stellt die Kernaussagen heraus. Die gewählten Veröffentlichungen sind frei verfügbar und für alle Interessierten kostenfrei lesbar.

Zum vorherigen Artikel #5: Werte von Agroforstlandwirt:innen

Dieser Artikel ist zuerst erschienen im Blog von Aufbauende Landwirtschaft. Hier wird dieser verkürzt wiedergegeben.

Literaturquelle:

Auerswald, Karl & Geist, Juergen & Quinton, John N & Fiener, Peter. (2025). HESS Opinions: Floods and droughts – are land use, soil management, and landscape hydrology more significant drivers than increasing CO2?. Hydrology and Earth System Sciences. 29. 2185-2200. 10.5194/hess-29-2185-2025.

Agroforstsysteme (rechts) können einen wichtigen Beitrag zum Hochwasser- und Erosionsschutz
leisten und Ausspülungen (links) verhindern.

Worüber wurde geforscht?

Überschwemmungen und Dürren – Landnutzung, Bodenbewirtschaftung, und Landschaftshydrologie sind wichtigere Faktoren als der Temperaturanstieg: Spannender Vortrag von Prof. Dr. Karl Auerswald unter dem kurzen Titel „Das Wasser in der Landschaft halten“, basierend auf einem beeindruckenden Paper „Floods and droughts – are land use, soil management, and landscape hydrology more significant drivers than increasing CO2“.

Welche Erkenntnisse gab es?

  •  Frühere Landnutzungsänderungen – insbesondere Bodenversiegelung, Verdichtung und Entwässerung – sind vermutlich bedeutender für Wasserverluste durch Oberflächenabfluss, die zu Überschwemmungen und Wasserknappheit führen. Die Bedeutung dieser Prozesse wird in der Modellierung allgemein unzureichend berücksichtigt, da hydrologische Modelle selten laterale Flüsse in der Atmosphäre, an der Bodenoberfläche und im Boden darstellen.
  • Die angegebenen Werte zum Feuchtigkeitsrecycling sind, obwohl groß, stark nach unten verzerrt, da sie nur fallende Niederschläge (Schnee, Hagel und Regen) berücksichtigen, während sie okkulte Niederschläge (Tau, Nebel, Raureif) vernachlässigen, die häufig lokalen, rezyklierten Ursprungs sind (Kaseke et al., 2017). Okkulte Niederschläge können erheblich sein und mehrere Hundert Millimeter pro Jahr erreichen (Zimmermann & Zimmermann, 2002; Ingraham & Mark, 2000; Migała et al., 2002; Jacobs et al., 2006).
  • Der CO₂-getriebene Klimawandel beeinflusst die Nettostrahlungsbilanz, während die Landnutzung Einfluss auf Evapotranspiration (Wasserabgabe durch Pflanzen), Abfluss, Speicheränderung, Albedo (Reflexion) und Wärmeleitung hat.

Kommentar

Der Albedo-Wert (Reflexion) ist z. B. bei einer mit Stroh bedeckten Bodenoberfläche etwa 30 % höher als bei einem nackten Boden (Sharrett & Campbell, 1994). Eine Strohdecke würde es jedem Landwirt ermöglichen, Bodenfeuchtigkeit für Kulturpflanzen zu bewahren, da weniger Energie aus kurzwelliger Strahlung zur Verfügung stünde, um Evapotranspiration anzutreiben. Für Frankreich wurde geschätzt, dass während der europäischen Jahrhundert-Hitzewelle im August 2003 die landesweite Temperatur um 2 K (Grad Celsius) niedriger gewesen wäre, hätten die Landwirte das Getreidestroh auf dem Boden belassen, statt es einzuarbeiten (Davin et al., 2014).

  • Weitere direkte Effekte einer Strohdecke wären: geringerer Wasserverlust durch Bodenverdunstung, geringerer kapillarer Aufstieg zur Verdunstungsoberfläche durch die physikalische Barriere, bessere Infiltration bei Starkregen aufgrund geringerer Oberflächenverkrustung, geringere Erosion und vermehrte Taubildung durch bessere Wärmeisolation in der Nacht.
  • Unter klimatischen Bedingungen Mitteleuropas führt der CO₂-getriebene Klimawandel somit hauptsächlich zu einer Intensivierung einzelner Regenereignisse. Dies verstärkt Überschwemmungen infolge von Oberflächenabfluss und Erosion – und danach Dürren, da das Wasser nicht im Boden gespeichert wird.
  • Agroforstwirtschaft kann die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens stärken.

Kurzanalyse von:

Stefan Schwarzer •

__________

Zum weiterlesen:

LINK ZUR VERÖFFENTLICHUNG im Blog von Aufbauende Landwirtschaft

__________

Welchen Einfluss Agroforstsysteme auf Hochwasserschutz haben, wird u.a. auch im AGROFORST-NETZWERK untersucht.

Kontakt:

Gern lassen wir uns auf wissenschaftliche Veröffentlichungen aufmerksam machen. Schreiben Sie uns an

Klartext Forschung • das DeFAF Science-Update