ELAN-Projekt: Erkenntnisse aus drei Jahren Forschung und Praxis zur Agroforstwirtschaft in Niedersachsen
Das vom Land Niedersachsen geförderte Forschungs- und Praxisprojekt ELAN („Evaluierung von Chancen und Hürden für die Etablierung und die Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Agroforstsysteme in Niedersachsen“) untersuchte über drei Jahre hinweg die Pflanzengesundheit, Klimawirksamkeit, ökonomischen Aspekte sowie praktische Herausforderungen und Lösungsansätze von Agroforstsystemen.
Gemeinsam mit fünf landwirtschaftlichen Partnerbetrieben wurden die unterschiedlichen Themenfelder aus wissenschaftlicher und praktischer Perspektive beleuchtet:
- Die Klimawirksamkeit und ökonomische Bewertung lagen bei der Georg-August-Universität Göttingen,
- die Pflanzengesundheit beim Julius Kühn-Institut,
- und die praktischen Erfahrungen und der Wissenstransfer beim Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V.
Abschlussveranstaltung in Gehrden
Am 16. Oktober fand die Abschlussveranstaltung des Projektes statt, bei der alle Partner und weitere Akteure aus Praxis, Politik und Wissenschaft noch einmal zusammenkamen, um Ergebnisse zu präsentieren und zu diskutieren. Weiterhin gab es eine Live-Demonstration wissenschaftlicher Beprobungen zur Messung CO₂-relevanter Gase auf den Agroforstflächen von Henning Rehren – ein praktischer Einblick in die Forschung zur Klimawirksamkeit. Die detaillierten Ergebnisse zu Klimawirkung und Pflanzengesundheit werden noch offiziell veröffentlicht. Bereits verfügbar sind die Vorträge zu den Praxiserfahrungen und zur ökonomischen Bewertung, die unten verlinkt sind,
Motivation und Haltung der beteiligten Betriebe
Die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte engagieren sich aus Überzeugung und Weitblick für die Agroforstwirtschaft. Ihre Beweggründe reichen von der Förderung von Biodiversität und Klimaanpassung bis hin zu Bodenschutz und Betriebsdiversifizierung. Einige Zitate verdeutlichen die Bandbreite der Motivation:
- Henning Rehren (Pferdehof Rehren): „Ich pflanze Bäume als Kapitalanlage für meine Kinder und Enkel.“
- Ludwig Block-Grupe (Natureno Agrar): „Wir möchten die Landschaft wieder mehr strukturieren – mit all ihren Vorteilen.“
- Christian Bruns (Ackerpaten e.V.): „Ich möchte Menschen zusammenbringen, die Gutes für die Welt bewirken.“
- Axel Reupke (Rittergut Lucklum): „Wir möchten Landschaft gestalten, die Kulturlandschaft aufwerten und unseren Ackerboden vor Austrocknung und Wassererosion schützen.“
- Ilse Rakoski (Lindenhof Eilum): „Wir pflanzen Bäume für mehr Windschutz und mehr Biodiversität.“
Auch die begleitende Untersuchung von Valeska Volckens (Universität Göttingen) zeigte, dass Agroforstbetriebe überdurchschnittlich stark am Gemeinwohl orientiert sind.
Herausforderungen und Lösungsansätze aus der Praxis
Ein zentrales Ziel von ELAN war es, Herausforderungen und Lösungswege bei der Planung und Etablierung von Agroforstsystemen systematisch zu dokumentieren und für andere Betriebe nutzbar zu machen. Die folgende Übersicht fasst einige zentrale Erfahrungen zusammen:
Herausforderungen | Lösungsansätze |
Wildschäden | Kommunikation mit Jägern, Nachpflanzungen, Baumschutzmaßnahmen |
Fehlendes Wissen & Netzwerk | Nutzung des DeFAF-Netzwerks, Austausch in Projekten, Zusammenarbeit mit Planungsfirmen |
Unklare Zuständigkeiten bei Behörden | Frühzeitige Einbindung und fachliche Unterstützung durch z. B. DeFAF e.V. |
Drainierte Flächen | Drainagepläne in der Planung berücksichtigen und Risiken einplanen |
Koordination freiwilliger Pflanzaktionen | Zusammenarbeit mit Pflanzfirmen, überschaubare Gruppen, klare Einweisung und Nachkontrolle |
Vernachlässigte Baumpflege (Bewässerung, Schnitt, Beikrautkontrolle) | Verantwortlichkeiten klar benennen, Pflege im Bewirtschaftungsplan verankern, Abstände maschinengerecht planen |
Fehlende Wertschätzung durch Bewirtschafter | Offene Kommunikation und gemeinsame Zieldefinition |
Kombination mit anderen Maßnahmen (z. B. Blühstreifen) derzeit nicht möglich | Politische Weiterentwicklung unterstützen – z. B. durch Engagement im DeFAF e.V. |
Ökonomie: Vielfalt statt Einheitlichkeit
Die ökonomischen Auswertungen zeigten, dass sich Kosten und Aufwand je nach Systemaufbau, Standort und Zielsetzung erheblich unterscheiden.
- Die Planungskosten bewegten sich zwischen 0 und rund 800 € pro Hektar Gehölzfläche.
- Die Etablierungskosten variierten stark – je nach Design, Auswahl der Gehölze und Schutzmaßnahmen zwischen etwa 500 € und über 3.500 € pro Hektar. Den größten Anteil machten dabei die Pflanzkosten aus.
Trotz z.T. hoher Anfangsinvestitionen sehen viele Betriebe den eigentlichen Wert ihrer Agroforstsysteme nicht in kurzfristiger Rendite, sondern in langfristiger Stabilität, Umweltwirkung und Zukunftsfähigkeit.
Fazit
ELAN hat gezeigt, dass Agroforstsysteme in Niedersachsen funktionieren können, wenn Praxis, Forschung und Politik zusammenarbeiten. Das Projekt lieferte wissenschaftliche Erkenntnisse und konkrete Handlungsempfehlungen für Landwirtinnen und Landwirte, die Agroforstsysteme etablieren möchten.
Vorträge
- Vortrag zu Ökonomie & Werten von Valeska Volckens (Universität Göttingen)
- Vortrag zu Praxiserfahrungen & Ausblick von Isabelle Frenzel (DeFAF e.V.)
Die Verantwortlichkeit für die Inhalte der Vorträge liegt bei den jeweiligen Autoren.