Pflanzen(Bau)Kasten
Eine Orientierungshilfe zur Gestaltung von Agroforstsystemen
Eine Orientierungshilfe zur Gestaltung von Agroforstsystemen
Ein wichtiges Merkmal der Agroforstwirtschaft ist die große Gestaltungsvielfalt. So ist Agroforstsystem nicht gleich Agroforstsystem, sondern kann in Abhängigkeit von Standort, Betriebsziel und Flächenstruktur sehr unterschiedlich beschaffen sein. Im Folgenden werden Sie Schritt für Schritt durch das Auswahlverfahren geleitet, um individuelle Empfehlungen zum Aufbau Ihres Agroforstsystems zu erhalten. Die zehn ausgewählten Ökosystemleistungen (ÖSL) und Produktionsziele (Ziele) werden dazu kurz beleuchtet.
Dieses Online-Tool dient hauptsächlich dazu, die für Sie relevanten Themen herauszufiltern. Somit erhalten Sie konkrete Vorschläge der zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten der Fläche und spezielle Anordnungen der Gehölzstrukturen, sogenannte „Agroforst-Werkzeuge“. Um ein Ergebnis angezeigt zu bekommen, muss mindestens eine ÖSL oder ein Ziel ausgewählt werden. Die Vorschläge werden spezifischer, wenn insgesamt mehr Kriterien angeklickt werden. Maximal können je zwei ÖSL und Ziele gewählt werden – probieren Sie gerne verschiedene Kombinationen aus!
Bitte laden Sie das folgende PDF herunter, worin Sie die Volltexte und Detailinformationen zu den einzelnen Themen finden.
PDF »Der Agroforst-Pflanzen(Bau)Kasten«An Standorten, die durch Wind- und Wasser-Erosion gefährdet sind, sollte der Verlust von fruchtbarem Boden durch gezielte Maßnahmen verhindert werden. Auch die Verschmutzungen durch abgetragene Bodenpartikel außerhalb der Agrarfläche sind zu vermeiden. Die Erosionsgefahr wird durch Standortbedingungen wie Hangneigung, windexponierte Lagen, beispielsweise an Kuppen und ungünstige Bodenbeschaffenheiten verstärkt. Zudem tragen veränderte klimatische Bedingungen wie zunehmende Trockenperioden, Starkregenereignisse und erhöhte Windgeschwindigkeiten zu verstärkter Bodenerosion bei. Gehölzstreifen, speziell jene mit mehreren Baumreihen, stabilisieren das Bodengefüge durch ihre tiefreichenden Wurzelsysteme, verringern die Windgeschwindigkeiten, mindern den Oberflächenabfluss und verbessern die Versickerung, wodurch der Boden langfristig geschützt wird.
Die nachhaltige Erhaltung und Optimierung der Bodenfruchtbarkeit ist entscheidend für gute Erträge auf landwirtschaftlichen Flächen. Ausschlaggebend für eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung der Kulturen sind dabei die Verbesserung der Bodenstruktur sowie die Anreicherung des Bodens mit organischem Material und der Aufbau von Humus. Gehandelt werden sollte insbesondere auf Flächen mit diesbezüglich bekannten Defiziten. Hierzu gehören unter anderem humusarme und / oder verdichtete Flächen sowie Standorte, an denen der Abtrag und die Abschwemmung von Bodenpartikeln und Nährstoffen ein Problem darstellen. Gehölze tragen durch ihre ausgeprägten Wurzelsysteme zur Aufwertung der Bodenstruktur bei und erhöhen den Gehalt an organischem Material im Boden. Im Ergebnis entsteht ein stabilisiertes Bodengefüge mit einem hohen Anteil an Mittelporen, die sich positiv auf den Wasserhaushalt und das Bodenleben auswirken. Nährstoffe werden von den Gehölzen aus tieferen Bodenbereichen aufgenommen und durch Blattstreu und beispielsweise herabfallende Früchte wieder an die Oberfläche gebracht, wodurch eine kontinuierliche und ausgeprägtere Nährstoffversorgung gewährleistet wird.
An kleinen Fließgewässern, die sich durch das Agrarland ziehen, sowie angrenzenden Flüssen oder stehenden Gewässern fehlen oft Pufferbereiche. Diese sind jedoch notwendig, um Oberflächengewässern vor dem Stoffeintrag aus intensiver landwirtschaftlicher Nutzung zu schützen. Die Verringerung der Stofflast ist entscheidend, um den guten ökologischen und chemischen Zustand der Gewässer zu bewahren. Gehölzvegetation in Form von extensiv bewirtschafteten Gewässerrandzonen dient als physische Barriere und Filter. Die Gehölze bremsen den Oberflächenabfluss ab und nehmen Nährstoffe über die Wurzeln auf, wodurch die Belastung der Gewässer reduziert wird. Agroforst-Maßnahmen sind selbst bei gut angepasstem Düngemanagement als zusätzlicher, effektiver Schutz sinnvoll und tragen erheblich zur Erhaltung und Verbesserung der Wasserqualität bei.
In intensiv genutzten Agrarräumen wird die Qualität des Grundwassers und somit die Ressource Trinkwasser beeinträchtigt, da häufig mehr Nähr- und Schadstoffe eingetragen werden als durch die Pflanzen aufgenommen werden können. Besonders bei intensiver Nutzung von Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und in der Tierhaltung sollten Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Dies gilt auch ausdrücklich für Böden mit geringer Wasserhaltekapazität, da diese zur Auswaschung von Nährstoffen neigen, sowie für grundwasserbeeinflusste Standorte. Dort erreichen versickernde Nähr- und Schadstoffe schnell das oberflächennahe Grundwasser. Gehölzstrukturen fungieren hierbei als natürliche Filter. Sie nehmen überschüssige Nährstoffe über ihre Wurzeln auf und verbessern die Bodenstruktur im Gehölzbereich, was die Versickerungsrate reduziert und das Wasser länger im Oberboden hält. Zudem werden im Bereich der Gehölze keine oder nur sehr geringe Mengen an Dünge- und Pflanzenschutzmittel ausgebracht. Dadurch wird die Stofflast im Grundwasser verringert. So werden unterhalb von Gehölzstreifen beispielsweise deutlich geringere Nitratkonzentrationen als unter Ackerkulturen gemessen.
Eine vielfältig strukturierte Agrarlandschaft, die Räume zum Nisten, Brüten, für die Futtersuche, zum Rückzug und zur Überwinterung aufweist, ist die Grundvoraussetzung für eine hohe Biodiversität. Diese ist wiederum entscheidend zur Stabilisierung des Ökosystems. Viele Arten sind in ihrem Bestand rückläufig oder sogar vom Aussterben bedroht. Dies kann sich negativ auf die Lebensmittelproduktion auswirken, da weitere Ökosystemleistungen wie Bestäubung, Bodenregeneration und Schädlingskontrolle bei fehlender Biodiversität aus dem Gleichgewicht geraten oder gar verschwinden. Die intensive Bewirtschaftung von Rein- und Monokulturen sowie das allgemeine Fehlen von Strukturelementen führen zu einer ausgeräumten Agrarlandschaft, die von einer ökologischen Aufwertung profitiert. Gehölzflächen in Agroforstsystemen erhöhen die Vielfalt an Lebensräumen für Feldarten, Arten halboffener Landschaften und unter Umständen sogar Waldarten. Sie fungieren unter anderem als wertvolle Wanderkorridore, verbinden Biotope und schaffen verschiedene Habitattypen auf derselben Bewirtschaftungsfläche.
Für die gesunde Entwicklung aller Kulturen sind bestäubende Insekten unerlässlich, die wiederum Habitat und ein reiches Nahrungsangebot über das gesamte Jahr hinweg benötigen. Hohe Erträge und qualitativ hochwertige Produkte sind nur bei einer gut ausgeprägten Bestäuberleistung möglich. Im Agroforst können gezielt blühende Gehölzarten gepflanzt werden, die durch blütenreiche Saumstrukturen ergänzt werden können. So werden Lebensräume für Bestäuber geschaffen, was dem aktuellen Rückgang der Populationen entgegenwirkt. Neben einem verbesserten Nahrungsangebot finden Bestäuber in Agroforstsystemen auch eine Vielzahl an Nistmöglichkeiten sowie Rückzugs- und Entwicklungsräume und profitieren vom verbesserten Biotopverbund auf Landschaftsebene. Hierdurch werden sowohl eine größere Anzahl als auch eine höhere Diversität an bestäubenden Insekten in der Landschaft erreicht. Gemeinsam mit einem verringerten Gebrauch an Pestiziden oder deren gänzlichen Verzicht im Gehölzbereich, wird die Bestäuberleistung weiter gestärkt.
Die durchdachte Gestaltung der Freilandhaltung von Nutztieren ist äußerst wichtig, denn der alleinige Zugang zu frischer Luft reicht nicht aus, um das Tierwohl zu steigern. Für eine artgerechte Haltung benötigen Tiere Schutz vor Hitze und starker Sonneneinstrahlung im Sommer sowie vor Unwettern mit Starkniederschlägen und Sturm. Besonders kleinere Tiere, wie Geflügel, müssen vor Fressfeinden geschützt sein. Diese Schutzfunktion kann durch Gehölze, die auf oder angrenzend der Weidefläche wachsen, übernommen werden. Sie dienen als natürliche Zäune und bieten Schutz vor den zuvor genannten Einflüssen. Zudem sorgen sie für ein angenehmeres Mikroklima in den Sommermonaten. In diesem Zusammenhang sind die Gehölze primär für die Tierhaltung von Bedeutung, jedoch profitieren Ackerkulturen ebenso vom Schutz vor Unwettern. Hinzukommend ermöglichen sie optimale Bedingungen für schattenliebende oder windempfindliche Sonderkulturen, deren Anbau außerhalb vom Agroforstsystem oft nur mit hohem technischem und finanziellem Aufwand realisiert werden kann.
Der Wasserhaushalt auf Agrarflächen gewinnt angesichts des Klimawandels immer mehr an Bedeutung. Ausgeprägtere Trockenperioden und Wasserknappheit durch den Rückgang von Niederschlagsmengen im Frühjahr und Sommer belasten den Boden und die Vegetation ebenso wie kurzzeitige, intensive Regenfälle. Besonders betroffen sind vor allem Standorte mit geringen Jahresniederschlägen, einem hohen Aufkommen von ausgeprägten Trockenperioden, schnell austrocknenden Böden und tiefliegendem Grundwasser. Eine Optimierung des Wasserrückhaltes ist unerlässlich und zielt darauf ab, den Verlust von Feuchtigkeit vom Boden und der Pflanzenoberfläche zu minimieren und gleichzeitig den Bedarf an zusätzlicher Bewässerung zu reduzieren. Gehölzstrukturen können hier helfen, indem sie das Mikroklima positiv beeinflussen, einen effektiven Windschutz darstellen und ihre Umgebung kühlen, wodurch mehr Wasser in der Fläche zurückgehalten und die Anpassung an klimatische Veränderungen unterstützt wird.
Der Agrarsektor ist ein bedeutender Verursacher von Treibhausgasemissionen wie Kohlenstoffdioxid, Lachgas und Methan. Ausgestoßen werden die klimarelevanten Gase unter anderem durch die Herstellung und Anwendung von Düngemitteln, die Haltung von Wiederkäuern, den Treibstoffverbrauch von Landmaschinen und die intensive Bodenbearbeitung. Die Implementierung von Gehölzstrukturen in der Landwirtschaft bietet eine effektive Lösung, dem Klimawandel auf betrieblicher Ebene entgegenzuwirken. Durch den Aufbau von Humus und die Speicherung von Kohlenstoff in der Biomasse, einschließlich Wurzeln, Holz und Laub, wird die Funktion des Bodens als Kohlenstoffsenke ausgebaut. Darüber hinaus tragen Gehölzstrukturen zur Zirkulation überschüssiger Nährstoffe von angrenzenden Flächen bei und reduzieren so den Bedarf an Düngemitteln. Zudem werden große Mengen an Kohlenstoff in der ober- und unterirdischen Holzbiomasse gebunden, was gerade bei einer stofflichen Nutzung des Holzes über große Zeiträume beibehalten werden kann. Durch diese Maßnahmen können landwirtschaftliche Betriebe ihre Emissionen reduzieren, kompensieren und ihre Klimaziele erreichen.
Die Aufwertung der Landschaft spielt neben dem Naturschutz auch eine zentrale Rolle beim Erhalt von Kulturlandschaften. Traditionelle Agroforstsysteme wie Streuobstwiesen, Wallhecken - sogenannte Knicks - oder die Schneitelwirtschaft bewahren regionaltypische Landschaftsbilder und verleihen ihnen ihren einzigartigen Charakter. Agroforstsysteme bieten vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten: Bäume, Sträucher und Saumstrukturen können gezielt kombiniert werden, um traditionelle Landnutzungsformen mit modernen Ansätzen zu vereinen. Ein positiver Nebeneffekt ist die Belebung und Verschönerung von monoton gestalteten, ausgeräumten Agrarlandschaften. Die höhere Diversität im Anbausystem hat dabei zum Beispiel positive Auswirkungen auf die Tierwelt, schafft ein angenehmeres Klima für Freizeitaktivitäten und erhöht den Erholungswert der Landschaft. Diese Faktoren werden von der Bevölkerung positiv wahrgenommen und steigern den kulturellen Wert der Agrarlandschaft, was letztlich auch den Tourismus und die lokale Wirtschaft fördert.
Stammholz ist Rundholz zur hochwertigen, stofflichen Nutzung. Während bisher vor allem Nadelholz als Bau- und Konstruktionsholz verwendet wird, ist Laubholz in vielen Bereichen der edlen Verarbeitung, insbesondere im Innenbereich für Furniere und Massivholzanwendungen sehr gefragt. In der Agroforstwirtschaft werden überwiegend Laubbäume angebaut. Diese haben deutliche Vorteile hinsichtlich der Resilienz gegenüber dem Klimawandel. Zudem sind Agroforstsysteme für Baumarten geeignet, die in der Forstwirtschaft nur selten angebaut werden, deren Holz aber von hohem Wert ist. Die einzeln oder einreihig stehenden Bäume erreichen durch eine bessere Lichtausnutzung schneller entsprechende Zieldurchmesser als im dichten Waldbestand, müssen in der Regel allerdings geastet werden. Dieses Produktionsziel stellt eine langfristige Investition dar, die jedoch bei angemessener Pflege sehr lukrative Erlöse für die hochwertigen Stämme ermöglichen kann.
Industrieholz ist Rohholz, das für vielfältige stoffliche Nutzungszwecke weiterverarbeitet wird. Dabei gewinnt Laubholz zunehmend an Beliebtheit in der Holzstoffindustrie. Die Verarbeitung von Industrieholz umfasst mechanische Zerkleinerung und chemischen Aufschluss, je nach gewünschtem Sortiment, wie Schleifholz, Faserholz, Zelluloseholz oder auch Brennholz. In Agroforstsystemen kann aufgrund der höheren Lichtverfügbarkeit im Vergleich zum Wald oder zum Plantagenanbau eine höhere Stammzahl und damit ein höherer Holzvorrat je Flächeneinheit erreicht werden. Zudem sind bei Verwendung von schnellwachsenden Baumarten bereits nach 10 Jahren Stammdurchmesser von über 20 Zentimetern möglich. Generell gelten bei Industrieholz geringe Qualitätsansprüche an die Stämme.
Der Anbau schnellwachsender, stockausschlagfähiger Baumarten mit hohen Pflanzdichten und kurzen Umtriebszeiten bietet eine nachhaltige Methode zur Produktion von Holzhackschnitzeln, vorrangig für die Energiegewinnung. Die einmalige Pflanzung und wiederholte Ernte, häufig im Alley-Cropping-System, ermöglichen eine kontinuierliche und effiziente Erzeugung von nachwachsenden Energieträgern. Sie können in die dezentrale Energieversorgung integriert werden und den eigenen Bedarf decken, indem sie in Heizanlagen oder durch Pyrolyse energetisch verwertet werden. Neben der Eigennutzung können überschüssige Hackschnitzel auch weiterverkauft werden, wobei Kooperationen mit benachbarten Betrieben zusätzliche Vorteile bieten. Holzhackschnitzel können darüber hinaus auch beispielsweise durch chemischen Aufschluss stofflich genutzt werden.
Durch die Integration von Obst- und Nussgehölzen können im Agroforstsystem Früchte geerntet werden. Die Obstgehölze umfassen eine Vielzahl von Fruchtsorten, darunter Steinobst oder Kernobst. Schalenfrüchte stammen von Nussbäumen und -sträuchern. Auch Beerenobst kann integriert werden. Die Anlage kann beispielsweise in obstdominierten Gehölzstreifen oder als flächige Verteilung in Hochstammgärten und Streuobstwiesen gestaltet werden. Dies ermöglicht eine hohe Arten- und Strukturdiversität im Agroforstsystem und sorgt für ein reichhaltiges Blühangebot, was oft mit einem sehr hohen ökologischen Wert verbunden ist. Die Früchte können entweder mit hohem Qualitätsstandard zum direkten Verzehr produziert oder für die Weiterverarbeitung vorgesehen werden.
Die Produktion von Geflügelfleisch und Eiern erreicht ein höheres Qualitätsniveau, wenn die Tiere durch den Schutz der Gehölze sicher und stressfrei ihren natürlichen Verhaltensweisen nachgehen können. Zudem ist der Futterwert einer strukturreichen und diversen Fläche deutlich höher und der Bedarf an Zufütterung geringer. Durch den Schutz der Bäume nehmen die Tiere die gesamte Fläche in Anspruch, wodurch unter anderem auch eine bessere Verteilung der Exkremente gewährleistet wird. Mobile Ställe, die entlang der Gehölzstreifen bewegt werden können, eignen sich für Agroforstsysteme besonders gut und erleichtern das Rotieren der beweideten Flächen. Darüber hinaus trägt das Geflügel zur Pflege der Gehölze und des Geländes bei. Die Tiere beseitigen Schädlinge und durch ihr Scharren wird der Oberboden aufgeraut und Unkraut ferngehalten.
Auf bestehenden Weide- und Grünlandflächen können Gehölze integriert werden, um die Haltung von Weidetieren zu verbessern und qualitativ hochwertige, tierische Erzeugnisse zu produzieren. Diese verbesserte Haltungsform steigert das Tierwohl erheblich. Größere Weidetiere werden in der Regel außerhalb der Gehölzstreifen oder unter einzeln verteilt stehenden Bäumen gehalten, während kleinere Arten innerhalb der Streifen weiden können. Die Gehölze profitieren ebenfalls von den Weidetieren, so können diese zur Baumpflege eingesetzt werden. Sie unterstützen unter anderem die Schädlingsbekämpfung und helfen, die in der Laubstreu gebunden Nährstoffe vom Gehölznahbereich über die gesamte Fläche zu verteilen.
Futterlaub bietet eine wertvolle Ergänzung zur Ernährung von Nutztieren, insbesondere für Wiederkäuer, die sich in der Natur auch von Gehölzen ernähren. Neben Gräsern und krautigen Pflanzen liefert Futterlaub wichtige Nährstoffe und Spurenelemente, wodurch bei laktierenden Tieren eine höhere Milchqualität zu erwarten und eine emissionsärmere Verdauung der Wiederkäuer möglich ist. Durch die Nutzung von Futterlaub kann der Einsatz von Kraftfutter reduziert werden, was nicht nur kostensparend ist, sondern auch gesundheitliche Vorteile für die Tiere mit sich bringt. Die Futtergehölze können entweder auf der Weidefläche integriert werden, sodass die Tiere diese direkt beweiden, oder junge Triebe werden zusammen mit dem Laub außerhalb der Weide geerntet und im Trog verfüttert.
Die Anpflanzung von Gemüse und Kräutern in den gehölznahen Bereichen eines Agroforstsystems trägt zur Diversifizierung bei. Hierbei werden Flächen genutzt, die für herkömmliche Ackerkulturen aufgrund von Konkurrenz um Licht, Nährstoffe und Wasser neben den Gehölzstreifen weniger geeignet sind. Sonderkulturen sind an spezifische Bedingungen angepasst und können dort gut gedeihen beziehungsweise von den geschützten Bedingungen im Agroforstsystem profitieren. In stärker beschatteten Bereichen lassen sich auch schattentolerante Pflanzenarten anbauen. Oftmals ermöglichen Agroforstsysteme den Anbau von Sonderkulturen, die auf offenen Feldern oder in Gewächshäusern großen technischen und finanziellen Aufwand erfordern würden.
Honig ist ein ergänzendes Produkt, das zur Diversifizierung der agroforstlichen Produktpalette beiträgt und in viele verschiedene Anbausysteme integriert werden kann. Voraussetzung dafür ist die Bereitstellung eines ausreichenden Nahrungsangebots für Honigbienen, bestehend aus Pollen und Nektar von Blüten sowie Honigtau von Trachtbäumen. Gehölzarten, die speziell die Honigbiene fördern, sind hierbei besonders wertvoll. Durch die Kombination unterschiedlicher Gehölzarten kann das Blühangebot im Jahresverlauf stark erweitert werden. Auch die zusätzliche Einbindung von Blühflächen ist der Honigproduktion zuträglich. Neben Honig können gleichzeitig auch andere Bienenprodukte wie Bienenwachs, Pollen und Propolis gewonnen werden. Für angehende Imker empfiehlt sich ein Einsteigerkurs, um die Grundsätze der Imkerei zu erlernen und sich mit den erforderlichen Arbeitsschritten und der Ausrüstung vertraut zu machen. Nach der Einarbeitungszeit ist die Fortführung der Imkerei jedoch sehr unkompliziert und bereichernd.
Die Integration von Pilzkulturen in einem Agroforstsystem ermöglicht eine effiziente Mehrfachnutzung des Bodens, besonders in Systemen, die Merkmale von Waldflächen aufweisen. Diese Bereiche sollten windgeschützt und schattig sein sowie eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen. Auch auf kleiner Fläche können hohe Erträge erzielt werden, vor allem bei hochwertigen Pilzsorten. Baumpilze können an Totholz kultiviert werden, während Mykorrhiza-Pilze, wie Trüffel, in Symbiose mit den Gehölzen wachsen. Diese Symbiose wirkt sich zudem positiv auf das Wachstum der Bäume aus, da die Pilze die Nährstoff- und Wasserversorgung ihrer Symbiosepartner verbessern.