Workshop Landcare Europe: Böden als natürliche Kohlenstoffsenken

Praktische Umsetzung des Wasser- und Bodenmanagements und Anforderungen an GAP-Maßnahmen

01.10.2024

Vom 30. September bis 1. Oktober fand in Pardubice, Tschechien, ein zweitägiger Expertenworkshop im EUKI-Projekt “Landcare Europe Captures Carbon – Supporting Natural Climate Protection in Agricultural Landscapes” statt.

Abbildung 1: Der zweitägige Workshop in Pardubice und Umland bot ein spannendes Programm mit Vertreter:innen der Europäischen Kommission, des Tschechischen Landwirtschaftsministeriums, aus der Wissenschaft, verschiedener europäisch, national oder regional tätigen NGOs, sowie Landbewirtschaftende aus mehreren EU Ländern.

Anlass und Zielsetzung

Vom 30. September bis 1. Oktober fand in Pardubice, Tschechien, ein zweitägiger Expertenworkshop zum Thema „Böden als natürliche Kohlenstoffsenken – Praktische Umsetzung des Wasser- und Bodenmanagements und Anforderungen an GAP-Maßnahmen“ statt (Abbildung 1). Gastgeberin war die Czech Society for Ornitology (Česká společnost ornitologická – CZO).

Schwerpunkt der Tagung waren neben der Rolle der Böden als Kohlenstoffsenke auch die damit verbundene Auswirkungen auf Biodiversität und Wasserkreislauf. Die Referent:innen stellten Beispiele für die Situation der Böden in Europa dar, Herausforderungen der Klimaanpassung und -mitigation. Anschließend wurden Best-Practice-Beispiele zur praktischen Umsetzung des Wasser- und Bodenmanagements aus Sicht landwirtschaftlicher und landschaftspflegerischer Organisationen und Verwaltungen vorgestellt (Abbildung 2). Den Abschluss bildete eine Diskussionsrunde zu Erfolgsfaktoren und gegebenenfalls notwendigen regulatorischen Änderungen in der GAP zur Förderung landwirtschaftlicher Böden als natürliche Kohlenstoffsenken. Mittelfristiges Ziel der Zusammenkunft war es, ein gemeinsames Positionspapier zu erarbeiten.

Tag 1: Konferenz und Workshop

Zunächst gab uns Prof. Bořivoj Šarapatka, Palacký Universität Olomouc (CZ) einen Überblick zu den größten Herausforderungen für Böden und die Landwirtschaft in Tschechien im Klimawandel. Er zeigte uns hochauflösende thematische Karten, die mittels Fernerkundungsdaten tschechienweit erstellt wurden.

Mit Michal Nekvasil aus der Generaldirektion Klimaschutz der Europäischen Kommission, DG CLIMA, begaben wir uns auf die politische Ebene (Abbildung 3). Spannend war der gewährte Einblick in den „Strategischen Dialog über die Zukunft der Agrarpolitik“ (am 4. September 2024 veröffentlicht) und die damit verbundenen organisatorischen Neuausrichtung der GAP, die mit der erneuerten Kommissionspräsidentschaft von Ursula von der Leyen und designierten Agrarkommissar Christophe Hansen, zu erwarten sind.

Von den Herausforderungen der Klimakrise bei der Bewirtschaftung der Dehesas in Spanien bzw. Montados in Portugal, berichtete uns Ana Rengifo Abbad. Sie engagiert sich in mehreren Organsiationen, unter anderen dem Spanischen Nationalen Verband der Dehesa Eigentümerverbände (FEDEHESA). Ihre, und die Flächen ihrer Kolleg:innen, sind einer Vielzahl von Umweltextremen ausgesetzt. Landdegradation durch Überweidung und verstärkt durch Erosion, gravierende Trockenperioden mit Feuergefahr, Starkniederschläge. Dazu kommt ein enormer Krankheits- und Schädlingsdruck, der den Kork- und Steineichen an die Substanz geht. Sie und ihr Mann haben in der Rinderbeweidung funktionierende, innovative agrar-ökologische Konzepte entwickelt. Diese verbreiten sie im Rahmen von verschiedenen Projekten weiter. Dabei liegen die Probleme oftmals auch im sozioökonomischen Bereich. Strikte Bejagungsverbote bezüglich einer immer stärker wachsenden Wildschwein- und Hirschpopulation, das Verbot der traditionellen Transhumanz der Tierherden im Jahresverlauf (u.a. zur Tuberkulosevorbeugung), sowie die starke Abwanderung der ländlichen Bevölkerung, macht die Landwirtschaft in den Deheses nahezu zu einer Sisyphusarbeit.

Weitere spannende Konferenzbeiträge gab es aus Österreich von der Initiative „Boden ist Leben“, vom Landschaftspflegeverband Potsdamer Kulturlandschaft (Abbildung 5) und aus dem Gastgeberland. In Gruppenarbeit und einer Podiumsdiskussion wurden die Lösungsansätze noch weiter herausgearbeitet und präsentiert.

Tag 2: Exkursion

Mehrere spannende Exkursionsziele standen auf dem Plan für Tag 2. Zunächst besuchte die Gruppe einen mittelgroßen Landwirtschaftsbetrieb mit rd. 300 ha. Der Landwirt engagiert sich seit mehreren Jahren für eine bodenschonende Landwirtschaft und zeigte uns einige Flächen, die er sehr erfolgreich mit Zwischenkulturen und Untersaaten bestellt (Abbildung 5). Er baut Zuckerrübe, Raps, Mohn, Ackerbohne und Getreide an, darunter auch Körnermais. Der Betrieb hat auf ein über alle Reihenkulturen einheitlichen Abstand von 50 cm umgestellt und nutzt GPS-gestützte Steuerung der Landmaschinen. In den jährlich beibehaltenen Fahrgassen werden zumeist keine Ackerkulturen gesät und stattdessen die Untersaaten zum Bodenschutz überwintert. Die Hauptkultur wird durch akkurate PSM-Applikation behandelt, zwischen den Reihen wird auf Behandlungen verzichtet und der Gesamt-PSM-Aufwand auf dem Betrieb konnte dadurch stark reduziert werden. Eine Umstellung auf „Bio“ oder komplett pfluglos, ist für den Landwirt dennoch keine Option, da er u.a. Probleme mit dem Ackerfuchsschwanz bekäme.

Nachmittags machten wir eine Stippvisite bei einem der größten Landwirtschaftskooperativen Tschechiens in Vidlatá Seč, mit nahezu 10.000 ha Landwirtschaftsfläche und 8.000 Rindern (Abbildung 6).

In Tschechien gibt es seit 2023 ein auf die Gesamtfläche ausgerichtetes Eco-Scheme, sodass in allen Bereichen Verbesserungen insbesondere durch eine Verminderung des Betriebsmitteleinsatzes, angestrebt werden. Auch zeigte sich eine große Offenheit gegenüber digitalen Tools und Fernerkundungsmethoden. Beeindruckend war in diesem Zusammenhang der Einsatz von Drohnen zum Pflanzenschutz. Mittels bildgebender Sensoren werden die Vorkommen der Acker-Kratzdistel zunächst digital erfasst und dann nahezu auf Einzelpflanzenbasis bekämpft, sodass eine Einsparung an PSM zu fast 90% gelang. Durch die dadurch eingesparten Kosten hat sich die Anschaffung der Drohne bereits nach dem Einsatz auf drei Schlägen rentiert.

Den Abschluss machte ein Vertreter des regionalen Wasserverbandes. Es wird auf mehreren Versuchsflächen untersucht, durch steuerbare Entwässerung einerseits die Anbaubedingung der Kulturen während der Dürreperioden zu verbessern, andererseits den Wasserrückhalt in der Fläche bei Starkregenereignissen durch eine Vergrößerung der Aufnahmekapazität der Böden zu erhöhen. Auch für Renaturierungsmaßnahmen (Abbildung 7) und die Gehölzpflege ist der Verband zuständig (Abbildung 8).

Fazit und Ausblick

Insgesamt bot die Veranstaltung von Landcare Europe eine sehr gute Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung, insbesondere mit Vertreter:innen aus Osteuropa. Seit 17. September 2024 ist der DeFAF e.V. offiziell als „Friend“ von Landcare Europe aufgenommen. Für Juni 2025 ist die Folgeveranstaltung in Rumänien mit dem Thema „Moderne und traditionelle Agroforstsysteme als natürliche Kohlenstoffsenken – Praktische Umsetzung und Anforderungen an GAP-Maßnahmen“ geplant, an der sich der DeFAF e.V. beteiligen wird.

Danksagung

Wir vom DeFAF e.V. möchten uns für die exzellente Orga vor Ort, die tollen Führungen und das Engagement der Expert:innen ganz herzlich bedanken. Der Workshop wurde mit finanzieller Unterstützung des EUKI-Projekt “Landcare Europe Captures Carbon – Supporting Natural Climate Protection in Agricultural Landscapes” ermöglicht und erfolgte in Kooperation mit den Projekt DIGITAF.