Mehrwert durch Gehölze – MODEMA Agroforst-Feldtag im Kraichgau
Feldtag am 21. Oktober 2025 beim Demonstrationsbetrieb für Agroforstwirtschaft Günther & Jochen Frank GbR sowie dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
Betriebssteckbrief:
Im Rahmen des MODEMA-Projekts fand am 21.10.2025 in Östringen und Kraichtal ein Feldtag statt, der die Potenziale von Agroforstsystemen für den Ackerbau im Kraichgau veranschaulichte. Die Betriebe Frank GbR und LTZ-Stifterhof gaben detaillierte Einblicke in ihre Erfahrungen mit Etablierung und Pflege solcher Systeme. Insgesamt nahmen rund 35 Personen teil – überwiegend landwirtschaftliche Betriebe, ergänzt durch Vertreter aus Verwaltung, Beratung und weitere Interessierte.
Agroforstsysteme in der Praxis
Den Auftakt bildeten Fachvorträge von Tobias Hoppe (Bioland) und Martine Schraml (LTZ) zu Potenzialen, Herausforderungen und Forschungserkenntnissen rund um Agroforstsysteme. Tobias Hoppe erwähnt zudem das Agroforst-Förderprogramm SilvoCultura, das jeden Stammholz- bzw. Hochstammbaum mit 50 € unterstützt.
Praxisbeispiel LTZ-Stifterhof
Am späten Vormittag besichtigten die Teilnehmer das Agroforstsystem des LTZ-Stifterhofs, das 2013 angelegt wurde. Es umfasst zwei Wertholzstreifen, die sich inzwischen gut etabliert haben. Anfangs war die Pflege herausfordernd, insbesondere das Ausmähen der breiten Grünstreifen. Auch die rechtzeitige Wertholzästung ist entscheidend. Besonders gut entwickelten sich Vogelkirschen und Hybridnüsse.
Praxisbeispiel Betrieb Frank GbR
Am Nachmittag ging es zum MODEMA-Projektbetrieb Frank GbR. Hier sind die Gehölzstreifen deutlich schmaler – teils nur einen Meter breit – es wird bis an die Bäume herangepflügt, um den Mähaufwand und pflanzenbaulichen Flächenverlust zu minimieren. Auch diese Anlage stammt aus dem Jahr 2013. Gepflanzt wurden vor allem Wildkirschen, Schwarznüsse, Hybridnüsse sowie Speierlinge und Elsbeeren. Die besten Zuwächse erzielte die Wildkirsche, gefolgt von Hybrid- und Schwarznuss; Elsbeeren entwickelten sich am schwächsten. Betriebsleiter Günther Frank berichtete, dass die Rapserträge zwischen den Baumstreifen in diesem Jahr kaum von den umliegenden Flächen abwichen – erwartbar, da kein Wassermangel auftrat und die Mikroklimaveränderung durch die Bäume daher wenig Einfluss hatte. Frank ist von den Gehölzen überzeugt und plant eine Ausweitung der Flächen. Besonders wichtig ist ihm der Erosionsschutz: Die Gehölzstreifen fördern eine natürliche Terrassenbildung in der hängigen Landschaft, da sie nicht jährlich
umgebrochen werden. Da er größtenteils auf Pachtland wirtschaftet (meist zweistellige Zahl Eigentümern pro Schlag) ist die Kommunikation mit der Vielzahl an Eigentümern eines seiner größten Hindernisse bei der Ausweitung der Agroforstfläche.
Kombination mit Pappeln
Teilweise kombinierte Frank die Wertholzarten mit Pappeln, um Windschutz und eine schnellere Höhenentwicklung der Werthölzer zu erreichen. Pappeln wachsen bei richtiger Pflege im ersten Jahr bis zu drei Meter und bieten so rasch Schutz. Die Pflege ist unkompliziert: Im ersten Jahr sollte der Boden bis Mitte Juli schwarz gehalten werden, was mit üblicher Hacktechnik möglich ist.
Bodenfruchtbarkeit
Untersuchungen des Julius-Kühn-Instituts auf einer Fläche von Frank zeigen, dass in den Gehölzstreifen deutlich mehr Regenwürmer vorkommen als auf den Ackerflächen. Die zuständige und anwesende wissenschaftliche Mitarbeiterin Vera Marlene Thoß erklärt, dass die Agroforststreifen als Habitat dienen und die (Neu-)Besiedlung angrenzender Flächen nach ackerbaulicher Bearbeitung fördern – ein klarer Pluspunkt für die Bodenfruchtbarkeit.
Kompostwirtschaft
Zum Abschluss wurde die Kompostanlage der Familie Frank besichtigt. Der RAL-gütezertifizierte Kompost geht zu rund 80 % in die Landwirtschaft, ist aber auch bei Privatpersonen sehr gefragt.
Fazit
Der Feldtag zeigte, wie Agroforstsysteme nicht nur zur Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit beitragen, sondern auch ohne Ertragsverluste in den Ackerbau integriert werden können. Die Kombination aus Wertholz und schnellwachsenden Arten wie Pappeln bietet zusätzliche Vorteile für Windschutz und Bodenerhalt.
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Eine Vielzahl weiterer Agroforst-Veranstaltungen findet ihr im DeFAF-Veranstaltungskalender.
Bericht & Fotos von:
Tobias Hoppe •
Der Feldtag fand dank der Förderung im Projekt MODEMA statt. Die Förderung des MODEMA Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) im Rahmen des Förderprogramms „Nachhaltige Erneuerbare Ressourcen“.








