Bäume und Weide
(Silvopastorale Systeme)
(Silvopastorale Systeme)
In silvopastoralen Agroforstsysteme werden Gehölze mit Weide-Flächen und Tierhaltung kombiniert. Einige häufige Typen sind hier aufgeführt.
Produkte: Tierprodukte, Brennholz, Beeren, Pilze, Einstreu, Tierfutter
Verbreitung: weltweit
Halboffene Waldlandschaften zählen zu den ältesten Formen der Landnutzung und sind seit neolithischer Zeit (4000 v.Ch.) bekannt (Luick 2009; Nerlich et al. 2013; Zehlius-Eckert 2010). Die Gehölze sind kleinflächig einzeln oder in kleinen Gruppen auf der Weidefläche oder zwischen den landwirtschaftlichen Kulturen verteilt, wobei die landwirtschaftliche Nutzung nur zwischen den Gehölzflächen stattfindet. Durch die kontinuierlich Beweidung werden die Weideflächen offen gehalten und eine Verbuschung verhindert.
In den Anfängen wurde diese Art der Landnutzung in Mitteleuropa in der Regel ohne systematisches Beweidungs- oder Düngermanagement und ohne Vorratshaltung von Viehfutter betrieben. Zu dieser Zeit war der Wald eine wichtige Quelle von Futter und Einstreu und damit auch von Nährstoffen für die landwirtschaftlichen Flächen (Zehlius-Eckert 2010). Die Übergänge zur Waldweide sind dabei fließend.
Heidschnucken im Steingrund in der Lüneburger Heide in Niedersachsen (Quelle: Willow, Steingrund 011, CC BY-SA 3.0).
Koniks (polnische Pferderasse) auf der Schmidtenhöhe in Rheinland-Pfalz (Quelle: Onnola, Koniks auf der Schmidtenhöhe, CC BY-SA 2.0).
Produkte: Tierprodukte, Heu/Grünfutter, Obst (v.a. Äpfel, Birnen, Kirschen)
Verbreitung: Mitteleuropa, Schweiz, Österreich
Die Streuobstwiese ist eine traditionell bäuerliche Form des Obstanbaus. Charakteristisch für dieses Agroforstsystem ist die Kultivierung hochstämmiger Obstbäume auf Grün- bzw. Weideland („Streuobstwiese“) oder manchmal auch auf Ackerland („Streuobstacker“). Die Bäume unterscheiden sich in der Regel hinsichtlich ihres Alters, der verwendeten Arten und Sorten.
Streuobstanbau geht bis in die Römische Zeit zurück (Herzog 1998). Früher ergänzte die Obstproduktion die magere Nahrungsmittelversorgung, stellte aber auch die Basis für die kommerzielle Obstproduktion dar, weshalb ökonomische Gründe für die Entwicklung des Systems entscheidend waren (Nerlich et al. 2013).
Erst im 18. und 19. Jahrhundert begannen sich die Strukturen zu entwickeln, welche die heutigen südwestdeutschen Streuobstlandschaften prägen (Weller 1996). Bei diesem System sind die Gehölze einzeln, aber in hoher Dichte auf der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche verteilt, wobei eine landwirtschaftliche Nutzung zwischen und ggf. auch unter den Einzelgehölzen möglich ist (Zehlius-Eckert 2010).
Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und des Obstanbaus, sowie durch die zunehmende Zersiedelung der Landschaft, ging der Flächenanteil von Streuobstwiesen an der landwirtschaftlichen Fläche insbesondere im 20 Jh. stark zurück, so dass Streuobstwiesen in Mitteleuropa heute als stark gefährdete Biotope gelten.
Schafherde auf einer Weide mit alten Obstbäumen am Rand des Nationalparks Hainich (Quelle: Sebastian Kauer, Schafe unter Obstbäumen, CC BY-SA 2.0).
Streuobstwiese bei Tübingen (Quelle: Ulrich Still, Tuebingen Streuobstwiese, CC BY-SA 2.0 DE).
Produkte: Wertholz, Brennholz, Tierprodukte
Verbreitung: Mitteleuropa
Als Waldweide bezeichnet man die in Mitteleuropa bis ins 19. Jh. hinein weit verbreitete landwirtschaftliche Praxis, Haustiere, wie Schweine, Rinder oder Ziegen, in den Wald zu treiben, damit sich die Tiere dort an Eicheln, Bucheckern, Kastanien oder Grünfutter satt fraßen.
Durch den regelmäßigen Verbiss von Jungpflanzen, der mit der Beweidung einherging, wurde die natürliche Waldverjüngung zurückgedrängt und es entstanden mit der Zeit mehr oder weniger offene Haine und Weidelandschaften. Der Übergang zwischen Wald und Weide war dabei fließend und hing insbesondere von der jeweiligen Bewirtschaftung und den örtlichen Gegebenheiten ab. In einigen Regionen landschaftsprägend waren mehr oder weniger frei stehende sehr alte Bäume mit mächtigen Kronen und reichlicher Samenproduktion („Futterbäume“). Baumarten wie die Eiche, die unter ungestörten Bedingungen von der Buche verdrängt werden würde, profitierten von dieser Bewirtschaftungspraxis.
Aufgrund einer veränderten Tierhaltung und des vergleichsweise hohe Aufwands ging die Waldweide insbesondere im 19. Jh. stetig zurück, so dass diese Landnutzungspraxis heutzutage nur noch regional von Bedeutung ist.
Weidende Hausziegen im Kiefernwald im Schwetzinger Hardt, Baden-Würtemberg, Deutschland (Quelle: Andreas Rockstein, Hausziege (Capra aegagrus hircus) auf einer Waldweide im Schwetzinger Hardt, CC BY-SA).
Waldweide-Experiment im Savernake-Forest (UK) mit „Savernake“-Rindern (Quelle: David Hodd, Wood Pasture Grazing Experiment, Savernake – geograph.org.uk – 277777, CC BY-SA 2.0).