Internationale Schalenobst-Tagung im BMEL: Chancen für regionale und nachhaltige Produktion
20.12.2024
Am 27. & 28. November fand im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Berlin die Internationale Schalenobst-Tagung statt, bei der Fachleute aus Landwirtschaft, Forschung und Handel zusammenkamen, um die Bedeutung von Schalenobst in einer nachhaltigen und regionalen Ernährungsstrategie zu diskutieren.
Schalenobst: Schlüsselrolle in Ernährung und Klimastrategie
Schalenobst wie Walnuss, Haselnuss, Mandel und Esskastanie bzw. Marone spielt eine bedeutende Rolle in der modernen Ernährung. Es bietet wertvolle Proteine, Ballaststoffe, Vitamine und ungesättigte Fettsäuren. Gleichzeitig hilft der Anbau CO₂ zu binden, Biodiversität zu fördern und Landschaften strukturreicher zu gestalten. Angesichts des Klimawandels und der Biodiversitätskrise kann die Schalenobstproduktion als Teil einer Anpassungsstrategie dienen: längere Vegetationsperioden, die sich gut an wärmere Klimata anpassen, und die Integration in Agroforstsysteme, wodurch auf der gleichen Fläche neben dem Schalenobst eine weitere Nutzung der Ackerfläche oder des Grünlandes stattfindet.
Herausforderungen und Chancen
Die Produktion von Schalenobst steht jedoch vor Herausforderungen wie Extremwetterereignissen, Schädlingsdruck und Investitionskosten. Trotzdem ist das Potenzial des heimischen Anbaus groß, um Importabhängigkeiten zu reduzieren und regionale Wertschöpfungsketten zu stärken. Deutschland importiert derzeit einen Großteil seines Schalenobstes, insbesondere aus der Türkei, Italien und den USA.
Haselnuss
Die Tagung legte einen Schwerpunkt auf den Anbau von Haselnüssen, eine Kultur, die in Deutschland noch wenig verbreitet ist. Fachvorträge beleuchteten Standortanforderungen, Bewirtschaftungsstrategien und Herausforderungen wie Frostgefahr und Schädlingsbefall. Experten fordern mehr Forschung zu resistenten Sorten, Schädlingsbekämpfung und effizienten Anbausystemen.
Praxisbeispiele wie der Bio-Haselnussanbau in Franken zeigen, dass die Kultur wirtschaftlich und ökologisch attraktiv ist. Innovative Ansätze wie Agroforstsysteme einschließlich der Integration von Pioniergehölze zur Beschattung und nachhaltige Erntemethoden wurden vorgestellt.
Züchtungsprogramme für Baumhasel und vegetative Vermehrungstechniken wurden als zentrale Themen hervorgehoben. Die Baumhasel wird als robuste Klimabaumart betrachtet, die weniger Wasser benötigt und geringere Wurzelaustriebe aufweist. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von ertragsstarken Sorten und optimierten Anbaumethoden.
Walnuss
Auch der Walnussanbau in Deutschland nimmt an Bedeutung zu und wurde im Rahmen der Tagung stärker beleuchtet. Ebenso wie die Haselnuss kann die Walnuss gut mit den veränderten klimatischen Bedingungen umgehen. In Deutschland gibt es bereits einige Beispiele des Anbaus und der Wertschöpfung, z.B. durch die Walnussmeisterei Böllersen in Brandenburg. Langjährige Erfahrungen mit dem Walnussanbau und der Erprobung verschiedener Züchtungen gibt es bereits außerhalb von Deutschland wie z.B. in Ungarn oder Frankreich.
Esskastanie
Mit den teilweise steigenden Temperaturen rückt die Esskastanie in Deutschland immer mehr in den Fokus. In Brandenburg werden z. B. vermehrt Esskastanien zur Maronenproduktion gepflanzt. Insbesondere in der Region des Flämings südwestlich von Berlin treibt die Fläminger Esskastanienkampagne den Anbau voran und schafft Pionierprojekte. Lange Tradition hat der Anbau von Esskastanien in Ländern wie Italien, vor allem in nördlichen Provinzen wie Südtirol, wo die teilweise mehrere hundert Jahre alten Bäume die Kulturlandschaft stark prägen. Dementsprechend bestehen hier langjährige Erfahrungen im professionellen Anbau, Sorteneignung sowie mit der Pflege, Ernte, Lagerung und Verarbeitung.
Fazit: Große Perspektiven für Schalenobst
Schalenobst ist nicht nur in der Adventszeit gefragt, sondern auch ein zentraler Baustein für eine nachhaltige Ernährungsstrategie. Die Tagung rief dazu auf, das Potenzial des heimischen Anbaus stärker zu nutzen und Forschung, Beratung sowie Investitionen zu intensivieren. Ziel ist eine regionale Qualitätsproduktion, die Umwelt- und Klimaschutz mit wirtschaftlicher Wertschöpfung verbindet. Der Anbau von Schalenobst in Agroforstsystemen kann diese Vorteile im Vergleich zur Plantagenkultur noch verstärken.