Klartext Forschung #1: Ökosystemleistungen von Agroforstwirtschaft

In der Reihe Klartext Forschung • das DeFAF Science-Update beleuchtet der Fachverband aktuelle Veröffentlichungen aus wissenschaftlicher Fachliteratur zum Thema Agroforstwirtschaft und stellt die Kernaussagen heraus. Die gewählten Veröffentlichungen sind frei verfügbar und für alle Interessierten kostenfrei lesbar.

Den Anfang macht ein Artikel zu den Ökosystemleistungen, die Agroforstwirtschaft und andere Maßnahmen leisten.

Literaturquelle:

Strauss, V., Paul, C., Dönmez, C., Burkhard, B., 2024. Carbon farming for climate change mitigation and ecosystem services – Potentials and influencing factors. Journal of Environmental Management 372, 123253.

Worüber wurde geforscht?

In dem Fachartikel wurden sechs Carbon-Farming-Methoden hinsichtlich der Bereitstellung von Ökosystemleistungen untersucht. Die Agroforstwirtschaft kann als Carbon-Farming-Methode verschiedenste Ökosystemleistungen bereitstellen und schneidet in der Studie im Vergleich zu anderen Carbon Farming Methoden sehr gut ab.

Beim Carbon Farming handelt es sich um landwirtschaftliche Methoden, welche zur Erhöhung des Kohlenstoffgehaltes im Boden und in Gehölzen sowie zur Verringerung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre beitragen und damit den Klimawandel abmildern können. In dem Fachartikel von werden sechs verschiedene Carbon-Farming-Methoden auf Ackerflächen in der gemäßigten Klimazone Europas betrachtet und mit Hinblick auf das Klimaschutzpotenzial in folgender Reihenfolge bewertet:

  1. Teilweise Wiedervernässung von entwässerten Moorböden
  2. Aufforstung
  3. Agroforstwirtschaft
  4. Kurzumtriebsplantagen (KUP)
  5. Integration von Leguminosen oder mehrjährigen Kulturen in Fruchtfolgen
  6. Zwischenfruchtanbau 

Zusätzlich zu dem positiven Klima-Effekt stellen Carbon-farming-Methoden weitere Ökosystemleistungen bereit, welche in drei Kategorien unterteilt werden: versorgende Leistungen (z.B. die Bereitstellung von Nahrungsmitteln), regulierende Leistungen (z.B. Windschutz) und kulturelle Leistungen (z.B. ein ästhetisches Landschaftsbild).

Welche Erkenntnisse gab es?

Es zeigt sich, dass die Agroforstwirtschaft (4) im Vergleich zu anderen genannten Methoden, wie z.B. der Integration von mehrjährigen Kulturen oder Zwischenfrüchten wie Leguminosen in die Fruchtfolgen (2), auf landwirtschaftlich genutzter Fläche auf mehr Ökosystemleistungen einen sehr positiven Einfluss hat. So wirkt sich eine agroforstliche Landnutzung sehr förderlich aus auf Erosionskontrolle, Windschutz, Bodenqualität und die Bereitstellung von Lebensräumen.

Die Methoden Kurzumtriebsplantage (KUP), Aufforstung und Wiedervernässung von entwässerten Moorböden bieten zwar über weite Strecken große Vorteile für regulierende Ökosystemleistungen. Im Gegensatz zur Agroforstwirtschaft stellen sie allerdings keine Nahrungsmittel zur Verfügung und haben dadurch einen negativen Einfluss auf diese bereitstellende Ökosystemleistung (siehe Tabelle 5).

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Maßnahmen mit besonders positivem Effekt auf Ökosystemleistungen einschließlich dem Klimaschutz auch mit den größten Kosten beziehungsweise dem größten Aufwand verbunden sind. Zwar können sich aufwändige Methoden langfristig auch direkt für einen landwirtschaftlichen Betrieb positiv auswirken, zum Beispiel durch Klimaanpassung und der damit einhergehenden Stabilisierung von Erträgen. Allerdings sind attraktive Anreize für die Umsetzung solcher Maßnahmen Voraussetzung für die kurzfristige Umsetzbarkeit. Eine Vergütung orientiert an der Bereitstellung von Ökosystemleistungen kann die Umsetzung von verschiedenen Carbon-Farming-Methoden, einschließlich Agroforstwirtschaft, fördern.

Kurzanalyse von:

Leon Bessert • 

Leon Bessert

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Zum weiterlesen:

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Welche Ökosystemleistungen pappelbasierte Agroforstsysteme mit an den Gehölzstreifen angrenzenden Saumbereich haben untersucht aktuell das Naturschutzvorhaben SEBAS.

Kontakt:

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Klartext Forschung • das DeFAF Science-Update

Tabelle 5 im Fachartikel, übersetzt: Überblick zum potentiellen Einfluss der carbon farming Methoden auf verschiedene Ökosystemleistungen von sehr positiven (+2) bis sehr negativem (-2) Einfluss. (1) = Zwischenfrüchte, (2) = Integration von Leguminosen oder mehrjährigen Kulturen in Fruchtfolgen, (3) = Kurzumtriebsplantagen, (4) = Agroforstwirtschaft, (5) = Aufforstung, (6) Wiedervernässung. (CICES) steht für Common International Classification of Ecosystem Services, also einer internationalen Klassifizierung für Ökosystemleistungen.