Im Rahmen der Workshop-Reihe „Nachhaltigkeitsbewertung von Agroforstsystemen“ wurde der Grundstein für eine faire Bewertung und Monetarisierung der Ökosystemleistungen von Agroforstsystemen gelegt. Jetzt heißt es: Am Baum bleiben, weiterentwickeln und aufklären.
Die vielen Vorteile von Agroforstsystemen in ökologischer und langfristig auch ökonomischer Hinsicht sind bekannt. Sie leisten einen deutlichen Beitrag für eine klimaresiliente und diversifizierte Landwirtschaft. Die damit verbundenen Umweltleistungen werden bis dato jedoch nicht abgebildet. Und so kann der Mehraufwand, den die Anlage und Bewirtschaftung von Agroforstsystemen in den Anfangsjahren für Landwirte bedeutet, nicht angemessen honoriert werden.
Mit der Nachhaltigkeitsbewertung, die im Rahmen des Projektes AgroWert-Regio erarbeitet wird, wird modellhaft dargestellt, inwieweit die Erzeugung, Verwertung und Vermarktung von Agroforstprodukten einen Beitrag für nachhaltigere Wertschöpfungskreisläufe auf regionaler und betrieblicher Ebene leisten kann. Das Resultat: Sichtbarkeit. So werden die Vorteile, verbunden mit Agroforstwirtschaft, auch allen anderen Akteuren innerhalb der Wertschöpfungskette transparent gemacht. Dies kann wiederum Anreize schaffen, Agroforstprodukte vermehrt aufzugreifen.
In Zusammenarbeit mit der Regionalwert Research gGmbH wurde unter anderem eine Workshop-Reihe durchgeführt, die sich mit der Entwicklung einer agroforstorientierten Nachhaltigkeitsbewertung beschäftigt. Während fünf regelmäßiger Treffen diskutierten Agroforstexperten aller Couleur.
1. & 2. Workshop: Kategorien, Themen und Indikatoren
Im Rahmen des ersten und zweiten Workshops (17.10. und 03.11.2023) wurden vorgeschlagene Kategorien, Themen und Indikatoren analysiert und mithilfe von z.B. dem Bewertungspoker auf Relevanz und Gewichtung überprüft. Hierzu bekamen die Teilnehmer die Möglichkeit, Geldbeträge einzelnen Themen zuzuordnen, um so eine erste Einschätzung zu erhalten, wo Agroforst-Expert:innen die größten Wertbeiträge durch agroforst-basierte Wertschöpfung verorten. Die zu bewertenden Themen gehören dem Klimaschutz, Bodenschutz, Wasserschutz, Biodiversität, Tierwohl und der wirtschaftlichen Souveränität an.
3. Workshop: Ziel- und Grenzwerte
In einem dritten Workshop, der digital am 05.12.2023 stattfand, wurden den Teilnehmenden Ziel- und Grenzwerte präsentiert, die auf Basis einer umfänglichen Recherche gesammelter wissenschaftlicher und praktischer Daten entwickelt wurden. Im Verlauf des Workshops wurden diese Werte durch die Expert:innen analysiert, eingeschätzt und angepasst. In diesem Zusammenhang wurden außerdem noch notwendige Änderungen an zuvor erarbeiteten Kategorien vorgenommen, um eine größere Praxisnähe und Relevanz zu gewährleisten.
4. Workshop: Varianten der Monetarisierung
Der vierte Workshop am 23.01.2024 behandelte das Thema der Monetarisierung. Anhand der Ergebnisse der vorangegangenen Workshops wurden drei mögliche Varianten der Monetarisierung erarbeitet. Folgende Schwerpunkte wurden hierbei herausgearbeitet und die entsprechenden Vor- und Nachteile in der Gruppe diskutiert:
1. eine gesamtbetriebliche Monetarisierung durch Erfassung auf Kennzahlenebene, korrespondierend mit Vermögenswerten,
2. eine Monetarisierung basierend auf dem (Mehr-)Aufwand für Agroforstsysteme,
3. eine Bewertung und Monetarisierung auf Produktebene.
Zusätzlich wurde im Workshop die Regionalwert-Leistungsrechnung von Hof Domin, Praxispartner des Projekts AgroWert-Regio, vorgestellt, allerdings noch ohne Ergänzung agroforstspezifischer Kennzahlen.
5. Workshop: Konzept zur Nachhaltigkeitsbewertung von Agroforstbetrieben
Während des fünften und letzten Expert:innen-Workshops der Reihe am 16.05.2024 wurde das finale Konzept für eine agroforst-basierte Nachhaltigkeitsbewertung und daraus folgender Wertschöpfung vorgestellt und mit den Teilnehmenden die Anwendung und zukünftige Weiterentwicklung diskutiert. Mithilfe der geleisteten Arbeit im Rahmen der Workshop-Reihe konnte außerdem schon eine erste Bewertung des Hof Domins inklusive der Agroforst-Elemente durchgeführt werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein stolzer Nachhaltigkeitsbeitrag von 82% wurde erreicht. Des Weiteren wurde errechnet, dass die monetarisierten Umweltleistungen mehr als das doppelte des erwirtschafteten Umsatzes darstellen.
So zeigt sich einmal mehr, welcher Stellenwert dem nachhaltigen arbeiten in der Landwirtschaft zukommt und wie wichtig es ist, das öffentliche Bewusstsein hierfür zu schärfen.