Präambel und Leitbild des DeFAF
Anliegen und Selbstverständnis des Deutschen Fachverbandes für Agroforstwirtschaft (DeFAF) werden durch die folgenden Punkte, die zugleich das Leitbild des DeFAF repräsentieren, wiedergegeben:
(1) Der DeFAF setzt sich für alle Anliegen zur Anlage, Bewirtschaftung, Verbreitung und Förderung von Agroforstsystemen in Deutschland ein. Er verfolgt damit vor allem das Ziel, jegliche Form der agroforstlichen Nutzung als wesentlichen Bestandteil der deutschen Agrarwirtschaft in die landwirtschaftliche Praxis zu integrieren. Nach seinem Verständnis handelt es sich bei Agroforstwirtschaft um ein landwirtschaftlich geprägtes Landbausystem, bei dem landwirtschaftliche bzw. gärtnerische Kulturpflanzen oder Grünland und/oder Nutztiere zusammen mit Gehölzpflanzen (Bäumen und/oder Sträucher) auf ein und derselben Bewirtschaftungsfläche angebaut bzw. gehalten und genutzt werden. Hierbei können Art, Alter, Anzahl, Verteilung und Anordnung der Gehölze variieren.
(2) Der DeFAF sieht in der agroforstlichen Landnutzung ein vielversprechendes und zukunftsweisendes Instrument, um einen wesentlichen Beitrag zum Schutz von Klima, Boden und Wasser sowie zur Förderung der biologischen Vielfalt in Agrarlandschaften und des Tierwohls zu leisten. Gleichzeitig betrachtet er Agroforstwirtschaft als geeignetes Anbausystem, um die landwirtschaftliche Produktion besser an die prognostizierten Folgen des Klimawandels anzupassen, zum Erhalt abwechslungsreicher Kulturlandschaftsbilder beizutragen und die gesellschaftliche Akzeptanz der Agrarwirtschaft zu erhöhen.
(3) Die Arbeit des DeFAF ist an keine bestimmten landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsweisen oder Paradigmen gebunden. Er unterstützt agroforstliche Nutzungsformen sowohl in konventionell als auch in ökologisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetrieben. Ebenso ist seine Arbeit nicht auf bestimmte Formen von Agroforstsystemen fokussiert, sondern ist für alle Ausprägungen der Agroforstwirtschaft offen. Dies schließt ein, dass sich alle im DeFAF engagierten Menschen unabhängig von ihrem persönlichen Idealbild einer agroforstlich genutzten Fläche gegenseitig tolerieren, einander mit aufrichtigem Respekt begegnen und gemeinsam an der Erreichung der Ziele des Fachverbandes mitwirken.
(4) Der DeFAF ist offen für alle an Agroforstwirtschaft interessierten Personen und versteht sich insbesondere auch als Ansprechpartner und Sprachrohr für agroforstlich interessierte Landwirte. Er möchte den Wissenstransfer zwischen Praxis und Wissenschaft stärken sowie Brücken zu politischen Entscheidungsträgern auf- bzw. ausbauen. Zudem ist er bestrebt, sich mit anderen Fach- und Interessenverbänden sowie Behörden, Kommunen und wissenschaftlichen Institutionen auszutauschen, sich mit deren Vertretern zu vernetzen und bei Zielüberschneidungen mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Strategische Ziele des DeFAF
Der Vorstand und die Fachbereichsleitungen (Beirat) haben im Rahmen eines initialen Strategietreffen im Jahr 2020 strategische Ziele für die Arbeit des DeFAF e.V. erarbeitet. In jährlich wiederkehrenden Sitzungen werden diese auf ihre Aktualität überprüft und ggf. angepasst oder weiterentwickelt. Aktuell verfolgt der DeFAF e.V. folgende strategische Ziele:
(Version: Oktober 2025)
(1) Die aktuelle rechtliche Definition von Agroforstwirtschaft unter Berücksichtigung naturschutzrechtlicher Rahmenbedingungen optimieren
Mit der Aufnahme der Agroforstwirtschaft in §4 der GAPDZV wurde der Grundstein für eine rechtlich verbindliche Definition gelegt. Der DeFAF e.V. setzt sich weiter für eine praxisgerechte Optimierung dieser Definition ein. Dennoch sehen sich LandwirtInnen, die diese Form der Landbewirtschaftung umsetzen möchten, mit bürokratischen Hürden konfrontiert, die ein „Weiter so“ bei der Flächenbewirtschaftung viel einfacher erscheinen lassen. Zusätzlich entstehen immer wieder Diskussionen mit Naturschutzbehörden aufgrund von Uneinigkeiten bei der naturschutzrechtlichen Einordnung. Ziel ist, zu einem konstruktiven Dialog einzuladen, um die landwirtschaftliche Praxis unter Beachtung naturschutzrechtlicher Rahmenbedingungen rechtliche Planungssicherheit zu gewährleisten.
(2) Förderung der Agroforstwirtschaft optimieren.
Seit dem 01.01.2023 gilt die rechtliche Definition §4 der GAPDZV, wodurch die Agroforstwirtschaft im deutschen Agrarförderrecht berücksichtigt wird. Über die Ökoregelung 3 der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU und über einige Landesförderprogramme werden Agroforstsysteme zusätzlich gefördert. Doch allein diese Möglichkeit reicht bei Weitem nicht aus, um Agroforstsysteme in großem Umfang in die Fläche zu bringen. Hier gilt es, die bestehenden Fördermöglichkeiten zu verbessern und in allen Bundesländern auf eine erfolgreiche Investitionsförderung hinzuwirken. Außerdem sind viele Formen der Agroforstwirtschaft, wie gehölzbetonte Agroforstsysteme, z.B. Waldgartensysteme über die Agroforstförderung bisher noch nicht förderfähig. Diese sollen breitere Bekanntheit erlangen und in der Förderung Berücksichtigung finden.
(3) Datenbank zu Agroforstflächen in Deutschland als Orientierungshilfe für Betriebe und politische Argumentationsbasis weiterentwickeln.
Der DeFAF e.V. hat mit der Agroforst-Landkarte eine interaktive Möglichkeit geschaffen, Agroforstflächen, dienstleistende Unternehmen und wissenschaftliche Institutionen und Agroforst-Interessierte darzustellen. Die Weiterentwicklung und stetige Aufnahme weiterer Agroforstflächen und Akteure auf die Karte wird in der täglichen Verbandsarbeit vorangetrieben.
(4) LandwirtInnen motivieren, selbst Agroforstsysteme anzulegen, als Beitrag zu mehr (Klima-)Resilienz.
Um an LandwirtInnen und LandbesitzerInnen heranzutreten, arbeitet der DeFAF e.V. mit regionalen und überregionalen Bauern- und Bioanbauverbände zusammen. Gleichzeitig muss aber auch die weitere Begleitung von aktiven AgroforstlandwirtInnen sichergestellt werden, um das existierende Netzwerk zu stärken, auszubauen und die LandwirtInnen in die Verbandsarbeit aktiv einzubinden. Dafür gilt es, das Netzwerk mit BeraterInnen aus der Agrarbranche für einen engen Austausch von Wissen und Erfahrungen zu stärken, um dieses für die betrieblichen Praxis zu übertragen. Außerdem werden für die Praxis weiterhin Materialien entwickelt, die die verschiedenen Vorteile und Auswirkungen von Agroforstsystemen aufzeigen.
(5) Werkzeuge entwickeln, um die Bevölkerung mit einzubinden und eine gesellschaftliche Teilhabe für die Etablierung von Agroforstsystemen zu erreichen.
Langfristig sollen Werkzeuge bzw. Instrumente entwickelt werden, um die Gesellschaft stärker an der Nutzung von Agroforstwirtschaft teilhaben zu lassen. Eine öffentlichkeitswirksame Diskussion um Agroforstwirtschaft soll angeregt und aktiv vorangetrieben werden, um die Bevölkerung für die vielseitigen Chancen der Agroforstwirtschaft zu sensibilisieren. Insbesondere die gesamtgesellschaftlichen Leistungen, die durch Agroforstsysteme entstehen, wie der große Beitrag zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz, sollen allgemein bekannt werden. Langfristig soll eine breite Unterstützung der Agroforstwirtschaft durch die Bevölkerung erreicht werden.
(6) Agroforstwirtschaft als Teil der allgemeinen Bildung etablieren.
Mit der Agroforst-Akademie wurde seit 2022 der Grundstein für die fachliche Weiterbildung gelegt. Dieses Angebot soll verstetigt und weiter ausgebaut werden. Seitens der Berufs- und Fachschulen sowie der Universitäten besteht großes Interesse an der Agroforstwirtschaft. Bisher ist sie aber noch kein Teil der regulären Ausbildung oder der Curricula und damit unterrepräsentiert. Der junge DeFAF hat ein Bildungsangebot entwickelt, das nun an den Schulen zu etablieren und weiter zu verbessern ist. Es werden konstruktive Initiativen erarbeitet, wie die Agroforstwirtschaft erfolgreich in die Lehre der grünen Berufe aufgenommen werden kann. Auch für die allgemeine Schulbildung werden Konzepte entwickelt.
(7) Dialog zur Umsetzung der Agroforstwirtschaft mit Naturschutzverbänden und Naturschutzverwaltungen intensivieren.
Durch verschiedene Projekte und Fachbereiche soll der bestehende Dialog mit Naturschutzverbänden und -verwaltungen intensiviert werden, um effektive Lösungen für die Umsetzung der Agroforstwirtschaft zu finden. Im Dialog mit kritischen Stimmen des Naturschutzes sollen konstruktive Lösungsstrategien entwickelt werden.
(8) Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette, um die Wirtschaftlichkeit von Agroforstsystemen herauszustellen und die Umsetzung für Betriebe zu erleichtern.
Nicht nur durch Diversifizierung kann sich die ökonomische Tragfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe durch Agroforstsysteme verbessern. Insbesondere im Hinblick auf sich verschärfende Nachhaltigkeitskriterien, Kohlenstoff-Handel und Klimaanpassung kann es zu einem wirtschaftlichen Vorteil werden, Agroforstsysteme anzulegen. Agroforstbetriebe schaffen einen enormen volkswirtschaftlichen Mehrwert durch verschiedene Ökosystemleistungen, der bisher noch nicht monetär entlohnt wird, aber zukünftig eine wichtige Rolle spielen wird. Hier kann die Anlage von Agroforstsystemen wirtschaftlich noch lukrativer werden als bisher. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Verbänden entlang der Wertschöpfungskette sollen die Vorteile und möglichen Business Cases entwickelt und praxisnah zur Verfügung gestellt werden.