Workshop in Peickwitz: Pflanzenkohle als Baustein einer agroforstlichen Kreislaufwirtschaft
21. Februar 2023
Die Erzeugung und Nutzung von Pflanzenkohle ist vor allem in Bezug auf Klimaschutzmaßnahmen ein viel diskutiertes Thema. Um die Potentiale, Herausforderungen und Anwendungsmöglichkeiten in der Agroforstwirtschaft näher zu beleuchten, lud der DeFAF e.V. in Kooperation mit der BTU Cottbus-Senftenberg sowie dem Landwirtschaftsbetrieb Domin am 16. Februar 2023 nach Peickwitz zu einem Workshop ein. Die Veranstaltung, die im Rahmen des Projektes AgroBaLa stattfand, lockte insgesamt mehr als 30 Personen an, die sich mit großem Interesse in den Workshop mit einbrachten.
Bevor es in den interaktiven Austausch zu drei Teilthemen in Kleingruppen ging, standen mehrere fachliche Beiträge auf dem Programm. Julia Günzel vom DeFAF erläuterte kurz die Hintergründe zum Projekt AgroBaLa und zur Durchführung des Workshops. Thomas Domin, Agroforst-Landwirt und als Betriebsleiter des Hofes der Gastgeber der Veranstaltung, stellte daraufhin den Landwirtschaftsbetrieb und die seit mehreren Jahren bewirtschafteten Agroforstsysteme vor. Im Anschluss führte Dr. Nikolas Hagemann, Wissenschaftler bei Agroscope, Geschäftsführer der Ithaka gGmbH und Vorstandsmitglied des Fachverbands Pflanzenkohle e.V., als erster Fachreferent mit einem anschaulichen Vortrag in das Thema Pflanzenkohle mit Fokus auf der Landwirtschaft ein. Neben aktuellen Trends und den Applikationsformen stellte er dabei auch dar, wie wichtig die Anerkennung der Pflanzenkohle als Komponente der Düngung sei, um ihre Nutzung in der Landwirtschaft langfristig weiter zu etablieren. Joachim Böttcher, der am Hengstbacherhof in Rheinland-Pfalz seit einigen Jahren Pflanzenkohlesubstrate herstellt und die Agroforstwirtschaft am Hof aktiv umgesetzt hat, berichtete im Anschluss von seinen Erfahrungen im Bereich des Humusaufbaus mit Pflanzenkohle. Dabei ging er auch auf die aktuell verfügbaren Anlagentechniken für die Pflanzenkohleherstellung ein und zeigte anhand von Beispielen, wie sich diese regional umsetzen lässt.
Die fachlichen Beiträge lieferten einiges an Diskussionsstoff und warfen Fragen auf, die aufgrund der relativen Neuheit der Anwendung von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft nicht alle abschließend beantwortet werden konnten. Umso aktiver wurde im Anschluss in den drei Gruppen diskutiert, die sich mit den Möglichkeiten und Grenzen der Pflanzenkohleherstellung auf Landwirtschaftsbetrieben, der Wertschöpfungskette Pflanzenkohle und den damit verbundenen regionalen Akteuren sowie mit den Potentialen der Pflanzenkohle für Humus- und Bodenaufbau beschäftigten. Einige Fragestellungen geklärt, neue Ideen und Erfahrungen für die praktische Umsetzung ausgetauscht – an anderer Stelle kamen neue Fragen auf, die zeigten, dass noch großer Bedarf an weiterem Erfahrungsaustausch besteht.
Nach einem Mittagsimbiss durften die Teilnehmenden bei schönstem Sonnenschein die betriebseigene Pyrolysetechnik besichtigen, die im Rahmen von AgroBaLa installiert wurde. Dr. Penka Tsonkova und Dr. Christian Böhm von der BTU Cottbus-Senftenberg erläuterten die Hintergründe zur Anlage und dem damit verbundenen Versuchsaufbau für die Erprobung der Anwendungsmöglichkeiten von Pflanzenkohle in Agroforstsystemen. Ein Dämpfer, der aber auch zeigt, dass geeignete Lösungen teilweise noch fehlen: Die eigentlich angedachte Kaskadennutzung mit mehreren Pyrolyseöfen stellte sich als nicht anwendbar dar, sodass aktuell nur zwei Öfen eingesetzt werden. Thomas Domin ergänzte dazu mit seinen Erfahrungen in der praktischen Anwendung und den damit verbundenen Herausforderungen.
Als Abschluss der Veranstaltung stand die Besichtigung der Agroforstflächen des Landwirtschaftsbetriebs Domin auf dem Programm. Damit endete der Workshop, der mit seinem vielfältigen Programm umfangreiche Informationen und viel Raum für anregende Gespräche bot.