Tag 2 – Veränderung der Landschaft – von Monokulturen einjähriger Nutzpflanzen oder Baumplantagen zu silvoarablen Agroforstsystemen
Am zweiten Tag der Exkursion schlossen sich der Gruppe der Direktor der EMYS-Stiftung, Ander Achetegui Castells, sowie Land- und Forstwirt Antoni Trincheria – an und wir besuchten mehrere Agroforstflächen in der Gemeinde Riudarenes im Kreis La Selva.
Der Name der in einer flachen Talsohle gelegenen Gemeinde Riudarenes bedeutet „Sandfluss“, wie wir bei einem Spaziergang durch die Parzellen sehen konnten. Ebenso bedeutet der Name des Landkreises „Wald“, was auf seine ursprüngliche Landschaft hinweist, was wiederum möglicherweise auch seine Eignung für die forstwirtschaftliche Produktion erklärt. Auf unserem Weg passierten wir mehrere Baumplantagen mit vorwiegend Hbrid-Platane (Platanus × hispanica) in Monokultur.
Das erste Alley-Cropping-System, direkt am Treffpunkt, hatte eine Größe von etwa zehn Hektar und wurde im Winter 2022 mit 4 m langen Pappelruten (Populus spp.), die 80 cm in den Boden gesteckt wurden, gepflanzt. Als Hauptkultur wuchs dieses Jahr der Weizen. An benachbarter Stelle wurde vor sechs Jahren ein weiterer Teil mit Pappeln bepflanzt; die Bäume waren älter, der Bestand durch Ausfälle jedoch sehr heterogen. Um die Feuchtigkeit im Boden zu halten, werden die Bäume rund um den Stamm mit Stroh dick gemulcht. Beide Agroforst-Parzellen waren ursprünglich reine Baumplantagen.
Die etwa zwei Hektar große Walnuss-Agroforstanlage wurde mit inzwischen siebenjährigen Walnusshybriden (Juglans regia x J. nigra) bestückt und Raps angebaut. Dieser Standort war bereits der zweite Versuch des Landwirts Antoni auf dieser Parzelle, nachdem er bei der letzten Kirschbaumplantage einen Totalausfall erlitten hatte. Die Kirschen litten aufgrund der Sonneneinstrahlung und der Trockenheit unter Hitzestress. Antoni berichtet auch von zunehmenden Problemen mit der Wildschweinpopulation, da das Gebiet nicht eingezäunt sei. Zu den Schäden zählen Verletzung der Rinde an den jungen Bäumen, die allzu oft komplett abbrechen, sowie Schäden durch das Fressen des Getreides kurz vor der Ernte. Dieses Problem lässt sich teilweise lösen, indem man trockene Robinienzweige (Robinia pseudoacacia) um die jungen Stängel steckt. Geplant ist, nach einigen Jahren beschädigte oder mehrstämmige Bäume zu entfernen und mehr Platz für die Getreideproduktion freizugeben. Beim Alley-Cropping-System of der Fläche kommt Weizen, Raps und Gerste in die Fruchtfolge.
Unsere Gastgeber führten uns dann zum oberen Talhang, um uns einen Abschnitt eines Mischwaldes zu zeigen, der aus Korkeichen (Quercus suber), Kastanien (Castanea sativa), Kiefern (Pinus spp.) und Straucharten besteht. Der ursprünglich dichte Wald wurde 2022 selektiv gefällt, um die ausgewachsenen Kiefern zu vermarkten und kranke Bäume zu entfernen und dabei die Landwirtschaft von einem geschlossenen Wald in ein offenes Agrofrostsystem zu verwandeln. Im Jahr 2023 wurde Tritordeum gesät, eine dürreresistente und wassereffiziente Hybride aus Hartweizen (Triticum durum) und Wildgerste (Hordeum chilense) mit gutem Nährwert und landwirtschaftlichen Verarbeitungseigenschaften. Mit dieser durchaus drastischen Maßnahme erwartete der Landwirt, das Wachstum gesunder Bäume und ihre Fähigkeit zur Korkproduktion zu fördern und gleichzeitig ein jährliches Einkommen aus der Ackerkultur zu erzielen.
Schließlich fuhr uns Landwirt Antoni zurück zum Talgrund in Flussnähes, um uns eine Mischbaumpfanzung mittleren Alters mit Pappeln und zwei Sorten Walnüsse (Juglans regia) zu zeigen, von denen er erwartet, dass sie der Klimakrise besser standhalten als Walnusshybriden. Das Mischen von Baumarten anstelle einer Baum-Monokultur ist in der Region immer noch sehr innovativ, funktioniert aber laut Antoni gut. Der Baumbestand wirkte gesund und kräftig, der Standort profitierte jedoch von lehmigen Böden in Flussnähe und dem Grundwasserspiegel in Reichweite der Wurzeln. Pappeln, die etwa doppelt so hoch sind wie die Walnussbäume, werden mit einer Umtriebszeit von 15 Jahren angebaut und daher in den nächsten Jahren geholzt, also um einige Jahre eher als in der Plantagenforstwirtschaft, wodurch wiederum Platz für den Getreideanbau geschaffen wird und vor allem Platz im Kronenraum für die Walnüsse frei wird. Landwirt Antoni ist von der vorteilhaften Wechselwirkung zwischen der Walnuss- und Getreideproduktion überzeugt und plant, diese auf die benachbarten Felder auszudehnen, diesmal jedoch ausschließlich mit Walnüssen.