Agroforstwirtschaft in der Lausitz: schon viel erreicht, noch einiges ist zu tun
20.06.2024
Gehölze spielen für die Landwirtschaft in der Lausitz in Brandenburg eine immer wichtigere Rolle. In den letzten Jahren hat dies u.a. das Forschungsvorhaben AgroBaLa aufgezeigt, das sich mit den Potentialen der Agroforstwirtschaft für eine klimaresiliente Landnutzung beschäftigte. Am 18.6.2024 wurden auf dem Landwirtschaftsbetrieb Domin in Peickwitz bei der Abschlussveranstaltung des Ende Juni auslaufenden Projektes nun die wichtigsten Ergebnisse präsentiert. Die mehr als 20 Teilnehmenden erwartete ein spannendes Programm mit mehreren Beiträgen der Projektpartner sowie mit einem interaktiven Teil am Nachmittag.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte Sarah Heyen von der BTU Cottbus-Senftenberg als koordinierender Projektpartner die Ziele und Inhalte des Projektes vor. Das Vorhaben AgroBaLa wurde im Forschungsbündnis Land-Innovation-Lausitz umgesetzt, die im Rahmen des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Programm „Wandel durch Innovation in der Region“ (WIR!) entstanden ist. Ziel war daher, durch innovative Ansätze wie agroforstliche Kreislaufwirtschaft neue Impulse in der Region zu setzen.
Nach der Vorstellung der Projektpartner und der Versuchsflächen teilte Robert Häußler von der ZGJ Landwirtschafts GmbH als einer der Praxispartner seine Erfahrungen zu den in AgroBaLa erprobten Anbausystemen. Während der Anbau von Teff als glutenfreie Getreidealternative sehr herausfordernd war, zeigten sich Amarant und Rispenhirse als vielversprechendere Kulturen. Auch für Thomas Domin, ebenfalls Praxispartner im Projekt, bedeutete der Anbau von Teff einige Herausforderungen, v.a. was die Weiterverarbeitung zu Mehl anging. Hier stellte sich heraus, dass das angewendete Ernte- und Trocknungsverfahren für die sehr kleinen Körner nicht geeignet waren, sodass eine Weiterverarbeitung zu Backerzeugnissen nicht möglich war.
Da auch die Wertschöpfungsoptionen durch Agroforstsysteme in AgroBaLa beleuchtet wurden, stellte Robert Häußler im Anschluss vor, welche Bilanz er für die Vermarktung der Produkte aus seinem System zog. Als sehr vielversprechend bewertete er die Kombination von Gehölzen mit der Geflügelhaltung, da sich deutlich zeigte, dass die Tiere sich in den Gehölzstreifen wohl fühlten und von der Schutzwirkung profitierten. Gleichzeitig seien die Eier und das Fleisch Produkte, die sich leicht vermarkten ließen, was sich für die Produkte der Gehölze derzeit noch nicht ganz so gut abschätzen ließe.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projektes war die Optimierung des betrieblichen Stoffstrommanagements am Beispiel des Landwirtschaftsbetriebs Domin. Zentraler Aspekt war hier eine Pyrolyseanlage, mit der aus dem Holz der Agroforstsysteme Pflanzenkohle für die Bodenverbesserung hergestellt und gleichzeitig Strom und Wärme produziert werden sollte. Im Projektverlauf zeigte sich leider, dass dies nicht wie geplant möglich war, da die Anlagetechnik die Anforderungen nicht wie gewünscht erfüllte. Die geplanten Bodenuntersuchungen nach Anwendung von Pflanzenkohle wurden dennoch durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Pflanzenkohle mit regulärem Dünger mithalten kann uns sich daher als Bodenhilfsstoff gut eignet.
Um die Agroforstwirtschaft in der Lausitz weiter zu verbreiten wurden verschiedene Kommunikations- und Weiterbildungsformate erprobt. Ein mittlerweile sehr etabliertes Format ist die Themenblattreihe des DeFAF, zu der das Projekt AgroBaLa mit vier Ausgaben beigetragen hatte. Julia Günzel vom DeFAF, der für diesen Projektteil federführend verantwortlich war, stellte außerdem vor, welche Weiterbildungsformate durchgeführt und sich als sehr erfolgreich erwiesen haben. Hierfür spielte die Zusammenarbeit mit Partnern wie der Brandenburgischen Landwirtschaftsakademie oder auch dem Bauernverband Südbrandenburg eine große Rolle. Im Laufe des Vorhabens konnte so eine Reihe von Multiplikatoren und Multiplikatorinnen mobilisiert werden, die die Agroforstwirtschaft nun als wichtiges Thema in ihrer Arbeit mit aufgreifen.
Da die Agroforstwirtschaft für die Lausitz große Potentiale bietet, aber einige Aspekte wie zum Beispiel ökonomische Faktoren auch noch stärker beleuchtet werden müssen, ist zu begrüßen, dass sich an AgroBaLa das Projekt AgroWert-Regio anschließt, das ebenfalls in der Initiative Land-Innovation-Lausitz umgesetzt wird. Im Nachmittagsteil der Veranstaltung wurden daher die bisherigen Ergebnisse des Folgevorhabens vorgestellt, das bereits im Februar 2023 gestartet ist. Stefanie Albrecht von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde sowie Kristin Paulokat vom Spreewaldverein stellten die Erkenntnisse zu möglichen kooperativen Geschäftsmodellen für Agroforstprodukten in der Region vor und diskutierten mit den Teilnehmenden, inwiefern sich möglicherweise eine Unternehmensinitiative für Agroforstbetriebe eignen könnte, um die Produkte öffentlichkeitswirksamer vermarkten und besser über die Vorteile der Agroforstwirtschaft für die Gesamtgesellschaft aufklären zu können.
In Zusammenarbeit mit Jenny Lay-Kumar und Mariann Stegmaier von der Regionalwert Research gGmbH führte Julia Günzel vom DeFAF im Anschluss durch einen Beteiligungsworkshop zur Nachhaltigkeitsbewertung von Agroforstbetrieben. Mit diesem Workshop endete eine Workshopreihe, in der ein Konzept für die Bewertung des Nachhaltigkeitsbeitrags durch Agroforstsysteme erarbeitet wurde, angelehnt an die Regionalwert Leistungsrechnung. In dem Workshop widmeten die Teilnehmenden sich der Wertbeiträge von Leistungen durch Agroforstsysteme mithilfe des „Bewertungspokers“ und hatten auch die Gelegenheit, visionär für die weitere Entwicklung der Agroforstwirtschaft in der Region zu denken.
Die Ergebnisse des Workshops werden in den kommenden Wochen in den weiteren Verlauf des Projektes AgroWert-Regio einfließen und entsprechend veröffentlicht. Falls Sie Interesse an den Ergebnissen haben und aus der Lausitz oder der näheren Umgebung sind und sich möglicherweise in dem Projekt einbringen möchten, melden Sie sich gerne bei uns, schauen Sie regelmäßig auf der Projektseite vorbei oder melden sich auch an unserem Infobrief an! Zur Abschlussveranstaltung und der Agroforstwirtschaft in der Lausitz gibt es außerdem einen kurzen Beitrag in der RBB Mediathek.