Agrarlandschaften aufwerten mit Agroforstwirtschaft
9. Forum Agroforstsysteme lockt rund 300 Teilnehmende nach Freiburg
11. Oktober 2023
Unter dem Motto „Landwirtschaft zukunftsfähig gestalten“ kamen am 27. und 28. September 2023 beim 9. Forum Agroforstsysteme in Freiburg im Breisgau rund 300 Personen aus Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft zusammen, um sich über die aktuellen Entwicklungen und Potenziale der Agroforstwirtschaft auszutauschen.
Der erste Veranstaltungstag stand ganz im Zeichen der Praxis. Wie können Agrarlandschaften durch Agroforstsysteme aufgewertet und zukunftsfähiger gestaltet werden? Antworten darauf erhielten 150 Teilnehmende auf drei verschiedenen Exkursionen im Freiburger Umland bei strahlendem Sonnenschein.
Auf der ersten Exkursion mit dem Fokus auf Streuobst, dem baden-württembergischen Agroforst-Klassiker, hielt das mehrfach ausgezeichnete „Obstparadies“ in Staufen eine große Vielfalt an angebauten Arten und Sorten bereit und das bei einem vollständigen Verzicht auf Spritzmittel. Unterwegs konnten die Teilnehmenden im Naturschutzgebiet Berghauser Matten noch ein weiteres traditionelles Streuobstsystem besichtigen und dabei eine phantastische Aussicht genießen.
Die zweite Exkursion zum Thema Werthölzer startete bei der Baumschule von Matthias Schott, dem Experten für die Vermehrung von Wal- und Haselnüssen. Passend zur Jahreszeit gab es Einblicke in die verschiedenen Erntetechniken und auch wertvolle Informationen zum Anbau kamen nicht zu kurz. Anschließend wurde die mehr als 25 Jahre alte Wertholz-Versuchsfläche der Professur für Waldwachstum und Dendroökologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg besichtigt. Dr. Christopher Morhart lieferte dabei wichtige Tipps über Erfolgsfaktoren der Wertholzproduktion und gab einen spannenden Einblick in die Details der notwendigen Astung.
Nicht fehlen durfte natürlich die Integration von Tieren in Agroforstsystemen und so durfte die dritte Exkursionsgruppe zwei interessante silvopastorale Systeme kennen lernen. Auf dem „Hofgut Domäne Hochburg“ in Emmendingen, Teil des Kompetenzzentrums ökologischer Landbau Baden-Württemberg, gab es Weidegänse unter Obstbäumen zu besichtigen. Auf der Fläche des Projektes „Win-Win im Weinberg“ der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg zeigte Jakob Hörl im Anschluss, wie Weinanbau mit weidenden Schafen zu einer Reduktion des Einsatzes von Maschinen und Herbiziden führen kann.
Das gemeinsame Abendessen in der Uni-Mensa in Freiburg lieferte eine perfekte Möglichkeit, die Erlebnisse dieses ereignisreichen Tages Revue passieren zu lassen und bei leckerem Essen und Getränken den geselligen Austausch zu genießen.
Der zweite Veranstaltungstag fand am eigentlichen Tagungsort, dem Kollegiengebäude 1 der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, statt. Dr. Leonie Göbel, Schriftführerin im Vorstand des DeFAF und Philipp Westerwalbesloh, Referent für die Verbandsentwicklung, leiteten durch das Programm, das mit einem gemeinsamen Auftakt in der Aula startete. Nach den einleitenden Worten der Gastgeber Dr. Christian Böhm (Vorstandsvorsitzender des DeFAF) und Dr. Christopher Morhart (Professur für Waldwachstum und Dendroökologie der Universität Freiburg) begrüßte Prof. Dr. Daniela Kleinschmit in ihrer Funktion als Prorektorin für Internationalisierung und Nachhaltigkeit der Universität Freiburg die rund 300 anwesenden Gäste. Anschließend durfte sich das Publikum über motivierende Worte des von unterwegs zugeschaltetem baden-württembergischem Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, freuen. Es folgten drei mitreißende Keynotes von Dr. Ravi Prabhu, dem stellvertretenden Direktor der ICRAF, Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein, Professorin für Naturschutz und Landschaftsökologie an der Universität Freiburg und Jan Große-Kleimann, der als praktizierender konventioneller Landwirt von seinen agroforstwirtschaftlichen Erfahrungen berichtete.
Im Laufe des Tages wurde die Agroforstwirtschaft dann in parallel verlaufenden Sessions aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Schwerpunkte der Session waren Erfahrungen aus der Praxis, Politik & Strategie, Vernetzung & Wissenstransfer sowie Ökosystemleistungen, Praxisforschung und Biodiversität. Auch das Thema der Agroforst-Förderung, das bereits in vielen Vorträgen gegenwärtig war, erhielt in einem Workshop der Eva Mayr-Stihl Stiftung und Project Together noch einen ganz besonderen Fokus.
Nach einem Schlusswort durch Leonie Göbel und Philipp Westerwalbesloh endete das 9. Forum Agroforstsysteme am späten Nachmittag. Die Aufbruchstimmung und Entschlossenheit, sich noch stärker für ein Mehr an Agroforstwirtschaft einzusetzen, war seitens der Teilnehmenden deutlich zu spüren und schürt die Vorfreude auf das 10. Forum Agroforstsysteme, das in 2025 in Gießen stattfinden wird. Wir danken an dieser Stelle ganz besonders der Eva Mayr-Stihl Stiftung, der Universität Freiburg und auch den Teilnehmenden für die Unterstützung und Mitgestaltung einer inspirierenden und erfolgreichen Tagung. Die Tagungsunterlagen und weitere Impressionen der Veranstaltung sind auf unserer Webseite veröffentlicht.