Naturparke als potentielle Vorreiter für Agroforstsysteme
13. Mai 2024
Im Rahmen der Konferenz „GAP, ELER und Umwelt“ am 24. und 25. April 2024 hat der DeFAF e.V. mit dem Projekt SEBAS gemeinsam mit dem Verband deutscher Naturparke e.V. (VDN) den Workshop „Agroforst-Förderung durch Schutzgebiete“ durchgeführt.
In Naturparken soll unter anderem eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung gefördert werden, weshalb Agroforstsysteme (AFS) als wesentlicher Bestandteil der Landwirtschaft innerhalb von Naturparken zielführend sind. Allerdings stellt sich die Umsetzung von AFS in Naturparken bisher als kompliziert heraus, da Schutzgebiete verschiedener Kategorien (beispielsweise Landschaftsschutzgebiete) innerhalb von Naturparken aufgrund bestehender Verordnungen die Pflanzung von produktiven Gehölzen in AFS erschweren.
Des Weiteren bietet die staatliche Förderung von AFS Landwirt:innen bisher nicht genügend Anreize, um AFS anzulegen. Zum einen sind die Investitionsförderungen zur Anlage von AFS in vielen Bundesländern noch nicht umgesetzt, zum anderen sind die Anforderungen zur Förderung in der Praxis schwer umzusetzen.
Neben Vorträgen von Leon Bessert (DeFAF e.V.) und Paul Siemes (Naturpark Neckartal-Odenwald) stand der interaktive Teil im Vordergrund, welcher von Matthias Goerres (VDN) moderiert wurde. In Kleingruppen erarbeiteten die Teilnehmenden welche Vorbehalte und Lösungsansätze es zur Umsetzung von AFS zurzeit gibt. Hierbei stand vor allem eine effiziente Förderung von AFS im Vordergrund sowie die Notwendigkeit der Kommunikation von Landwirtschafts- und Naturschutzbehörden bzw. die Harmonisierung von landwirtschaftlichem Förderrecht und Naturschutzrecht hinsichtlich der Anlage und Bewirtschaftung von AFS als landwirtschaftliche Nutzungsform. Die Vorträge sowie dokumentierte Ergebnisse des Workshops sind neben einer Zusammenfassung der Konferenz und weiteren Beiträgen auf der entsprechenden Webseite der Deutschen Vernetzungsstelle ländliche Räume (dvs) zu finden. Zusätzlich sind die Präsentationsfolien und Ergebnisse der Workshops in diesem Beitrag aufgeführt.
VDN und DeFAF werden im Dialog bleiben und gemeinsam die Etablierung von Agroforstsystemen in Naturparken vorantreiben. Hierbei ist die Zusammenarbeit von Naturschutz- und Landwirtschaftsbehörden mit den Landwirt:innen essentiell. Das Naturschutzvorhaben SEBAS und der DeFAF e.V. können hier gemeinsam mit dem VDN e.V. als Treiber und Ansprechpartner fungieren.
Wie geht es weiter mit der GAP?
Im Rahmen der Konferenz standen vor allem die Änderungen bei den Konditionalitäten zur GAP-Förderung im Vordergrund, i.e. GLÖZ-Standards: Erhalt des guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Flächen. Insbesondere die Anpassung von GLÖZ 8 zur Erbringung von 4% nicht-produktiver Flächen ist aus Sicht der Umweltpolitik ein Rückschritt in Bezug auf den Erhalt der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft. Aufgrund dessen wird eine Stärkung der Öko-Regelungen in Betracht gezogen. Hier bietet die Öko-Regelung 3 seit 2023 die Möglichkeit, die Bewirtschaftung von Agroforstsystemen zu fördern. Leider ist diese Möglichkeit kaum in Anspruch genommen werden, was vor allem auf die praxisfernen und bürokratisch aufwendigen Anforderungen zurück zu führen ist. Hinzu kommt der viel zu geringe Fördersatz und die bürokratischen Hürden überhaupt ein AFS anlegen zu können. Der DeFAF e.V. wies in der Vergangenheit bereits auf diese Missstände hin, u.a. in Form eines offenen Briefes an die Ministerien. Für die aktuelle GAP-Periode sollten also unbedingt Anpassungen zur ÖR 3 vorgenommen und die Anlage und Bewirtschaftung von Agroforstsystemen für die Planung der nächste GAP-Periode ab 2028 verstärkt berücksichtigt werden.