Klartext Forschung #4: Agroforst und Preisstabilität bei Lebensmitteln

In der Reihe Klartext Forschung • das DeFAF Science-Update beleuchtet der Fachverband aktuelle Veröffentlichungen aus wissenschaftlicher Fachliteratur zum Thema Agroforstwirtschaft (oder zu Themen mit Agroforst-Bezug) und stellt die Kernaussagen heraus. Die gewählten Veröffentlichungen sind frei verfügbar und für alle Interessierten kostenfrei lesbar.

Zum vorherigen Artikel #3: Syntropischer Agroforst

Literaturquelle:

Waidelich, P., Batibeniz, F., Rising, J. et al. Climate damage projections beyond annual temperature. Nat. Clim. Chang. 14, 592–599 (2024).

Agroforst Hofgut Oberfeld

Agroforstwirtschaft des Hofguts Oberfeld bei Darmstadt, Hessen, mit kombinierter Nutzholz- und Feldbewirtschaftung, Gemüseacker, Baumstreifen, Tierweiden und vielem mehr. (c)Tobias Hoppe

Fürstenwalder Agrarprodukte, Steinhöfel

Agroforstwirtschaft der Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH Buchholz, Brandenburg, mit kombinierter Feld- und Nutzholz-Bewirtschaftung. (c)Leon Bessert

Worüber wurde geforscht?

Das Klima hat Einfluss auf die (Land-)Wirtschaft. Der Klimawandel kann dazu führen, dass die Preise weniger stabil sind. Forscher haben Daten aus über 27.000 Beobachtungen von Verbraucherpreisen aus vielen Ländern untersucht. Sie wollten wissen, wie das Klima die Inflation beeinflusst. Sie fanden heraus: Wenn es wärmer wird, steigen die Preise für Lebensmittel und andere Dinge. Das passiert in armen und in reichen Ländern. Die Auswirkungen sind in verschiedenen Jahreszeiten und Regionen unterschiedlich. Auch starke Temperaturschwankungen und viel Regen spielen eine Rolle.

Welche Erkenntnisse gab es?

Der Klimawandel ist ein wichtiger Faktor für die Preisstabilität, denn:

  • höhere Durchschnittstemperaturen können die jährliche Inflation bei Lebensmitteln um bis zu 3,2% pro Jahr bis 2035 ansteigen lassen.
  • der Effekt bleibt über 12 Monate bestehen.

Ein Beispiel: Im Sommer 2022 gab es in Europa eine Hitzewelle. Dadurch stiegen die Lebensmittelpreise dort um 0,43 bis 0,93 Prozentpunkte. Wenn es 2035 noch wärmer wird, könnten die Preise noch stärker steigen.

Die Forscher schätzen: Wenn es bis 2035 wärmer wird,

  • könnten die Preise für Lebensmittel weltweit um 0,92 bis 3,23 Prozentpunkte pro Jahr steigen.
  • könnten die Preise insgesamt um 0,32 bis 1,18 Prozentpunkte pro Jahr steigen.
  • sind die Auswirkungen im globalen Süden schwerwiegender und in Afrika und dem Nahen Osten am stärksten, wo höhere Ausgangstemperaturen die Länder besonders anfällig für eine zusätzliche Erwärmung machen.
  • sind Länder mit niedrigem Einkommen voraussichtlich besonders stark von Auswirkungen betroffen.

Kommentar

Kaffee (+35%*)  und Schokolade (+60%) werden immer teurer, Orangensaft (+70%) wird zum Luxusgut. Wird der Weizen (+50%) teurer, trifft das die Ärmsten. Damit setzt sich ein Effekt in Gang, der das Grundproblem zusätzlich verschärft, denn je teurer Grundnahrungsmittel und Produkte des täglichen Bedarfs werden, desto weniger Spielraum bleibt für nachhaltige Kaufentscheidungen. Wer jeden Euro umdrehen muss, entscheidet nicht nach Herkunft, CO₂-Fußabdruck oder Fairness, sondern nach Preis.

Die Ernten sind massiv betroffen, solange der Klimawandel voranschreitet. Was kann man dagegen tun? Dringend notwendig ist eine Reduktion von Treibhausgasen. Hierbei können naturbasierte Lösungen helfen, auch im Bereich der großformatigen Lebensmittelproduktion.

Mehr Bäume für kühlere Felder

Die Integration von Nutzholz in die Landwirtschaft (vgl. Abbildungen) erfüllt zahlreiche Funktionen für besseres Klima, mehr Naturvielfalt und stabile Ernten.

Wir können kein neues Klima zaubern, aber in Nuancen verändern. (Dr. Eicke Zschoche, Agroforst-Botschafter aus Sachsen-Anhalt)

Gemeinsam mit unseren Mitgliedern und zahlreichen Akteuren setzen wir vom Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. uns dafür ein, hohen Temperaturen und damit verbundenen Negativwirkungen bei der Lebensmittelproduktion entgegenzuarbeiten. Agroforstsysteme sind gut beforschte und erwiesene „Klimaretter“ und stabilisieren die Felderträge. Es lohnt sich, darüber ins Gespräch zu kommen.

*Preissteigerungen im Vergleich zum Durchschnitt 2020, Quelle: Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamts

Kurzanalyse von:

Annett Gernhardt •

Annett Gernhardt

__________

Zum weiterlesen:

__________

Welchen Einfluss Agroforstsysteme auf die Erträge landwirtschaftlicher Kulturen haben, wird u.a. auch im Modell- und Demonstrations-Vorhaben MODEMA untersucht.

Kontakt:

Gern lassen wir uns auf wissenschaftliche Veröffentlichungen aufmerksam machen. Schreiben Sie uns an

Klartext Forschung • das DeFAF Science-Update