Agroforstwirtschaft in Zeiten des Klimawandels – Infoveranstaltung auf dem Eichhof

20.06.2021

Bei einer Infoveranstaltung am 08. Juni 2021 auf dem Eichhof in Großbarkau, Schleswig-Holstein, wurden die Potenziale der Agroforstwirtschaft am Beispiel der neu angelegten Agroforstflächen des Betriebs diskutiert. Organisiert wurde die Veranstaltung mit etwa 35 Teilnehmern von der Familie Riecken als Betriebseigentümer mit Unterstützung durch die Alfred-Toepfer-Stiftung F.V.S. und die VRD Stiftung für erneuerbare Energien sowie unter Beteiligung des DeFAF e.V.

Fachlicher Input durch Referenten

Die Veranstaltung begann mit einem gemütlichen Einstieg und Kurzvorträgen an frischer Luft. Der Berater für nachhaltige Landnutzung Burkhard Kayser stellte einen allgemeinen Überblick zur Agroforstwirtschaft vor. Unter anderem erklärte er, dass diese Art der Landnutzung für den Menschen eigentlich nichts Neues sei und früher keine strikte Trennung zwischen Land- und Forstwirtschaft, wie es heute der Fall ist, stattfand. Auch sei die Agroforstwirtschaft häufig in Form von Streuobstwiesen angewendet worden, jedoch seien in den letzten 70 Jahren viele Streuobstwiesen durch finanzielle Anreize für die Beseitigung von Gehölzen auf landwirtschaftlichen Flächen verloren gegangen.

Darauf folgte ein Kurzvortrag der stellvertretenden DeFAF-Fachbereichsleiterin für Recht und Verwaltung Anja Chalmin über die politische und rechtliche Situation der Agroforstwirtschaft. Momentan mangele es vor allem an eindeutiger Rechtssicherheit, um Agroforstwirtschaft im großen Maßstab in Deutschland umzusetzen. Auch die finanzielle Förderung sei bisher nicht zielfördernd gewesen.

Als nächstes folgte Felix Riecken mit einer Kurzvorstellung von sich und des Eichhofs. Er sehe in der Agroforstwirtschaft eine große Chance, aktuelle Probleme, wie den Klimawandel, zu lösen. Das Dürrejahr 2018 sei für die Familie traumatisch gewesen und hat den Beschluss gestärkt, etwas zu verändern. Aus diesen Gründen legte die Familie Riecken mit tatkräftiger Unterstützung im Herbst 2020 los, Bäume und Sträucher auf ihren Flächen zu pflanzen. In unserem Infobrief berichtete Felix Riecken bereits über die neuen Agroforstsysteme.

Im letzten Kurzvortrag präsentierten Dr. Klara Stumpf und Dr. Georg Eysel-Zahl, weshalb die Alfred-Toepfer-Stiftung F.V.S. und die VRD Stiftung für erneuerbare Energien den Eichhof bei der Einrichtung von Agroforstsystemen finanziell unterstützen. Agroforstwirtschaft sei Teil einer nachhaltigen Landnutzung und helfe dabei, bereits emittiertes CO2 wieder zu speichern.

Rundgang zu den neuen Flächen

Nach den Kurzvorträgen ging es mit allen Besuchern auf die Weiden, wo Felix Riecken die Futterlaubhecken vorstellte. Diese bestehen aus einer Vielzahl von jungen Bäumen und Sträuchern. Positioniert sind sie am Rand des Treibegangs, um Nährstoffe vor Auswaschung zu schützen und den Kühen Schatten zu spenden. Der Windschutz und die Vernetzung von Landschaftselementen sind weitere Vorteile. Solange die Gehölze klein sind, wird Gemüse wie Sellerie, Kürbisse und Knoblauch in den Reihen gepflanzt. Weiter ging es zur Streuobstfläche. Dort stehen überwiegend Apfelbäume, um später Apfelmost zu produzieren. Außerdem soll die Streuobstwiese die Landschaft aufhübschen und als sozialer Treffpunkt dienen. Die letzte Station des Rundgangs war eine Pflanzung von Esskastanien im Randbereich eines Knicks. Zum Ende der Feldbegehung hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Fragen mit Felix Riecken und den anderen Referentinnen und Referenten zu klären und zu diskutieren. Ein häufig angesprochenes Thema waren die rechtlichen Ungewissheiten und die wirtschaftliche Betrachtung von Agroforstsystemen.

„Agroforstsysteme sind sehr komplex und viele Faktoren, wie das Bieten von neuen Lebensräumen für Insekten, Bodenschutz und Kohlenstoffspeicherung, sind schwer wirtschaftlich zu bewerten,“ äußerte sich Felix Riecken dazu. „Die Betriebswirtschaft hat Systeme vereinfacht, um sie rechnen zu können. Komplexität und Diversität, das ist, wie die Natur funktioniert.“ Am Ende der Veranstaltung gab es auf dem Eichhof die Möglichkeit, sich zu stärken und weiter zu vernetzen.

Weitere Informationen zum Betrieb, der Agroforst-Pflanzung und der Veranstaltung gibt es auf der Seite des Eichhofs sowie bei der VRD Stiftung für erneuerbare Energien. Das vollständige Programm mit allen Infos zum Ablauf finden Sie hier.