Eine Landnutzung, die Hoffnung macht

Mehr als 300 Fachleute beim 8. Forum Agroforstsysteme

5. Oktober 2021

Unter dem Motto „Landwirtschaft anders denken“ tauschten sich am 29. und 30. September 2021 beim 8. Forum Agroforstsysteme in Bernburg (Saale) mehr als 300 Personen aus Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft zu aktuellen Entwicklungen und Potenzialen der Agroforstwirtschaft aus. So sehr die Pflanzung von Bäumen auf dem Acker für einige Landwirt:innen auch seltsam anklingen mag – das vielseitige Programm der deutschlandweit größten Fachtagung zur Agroforstwirtschaft zeigte einmal mehr auf, wie vielfältig die Vorteile und Nutzen von Agroforstsystemen sein können.

Highlights der im Hybridformat organisierten Tagung waren die zwei Exkursionen am ersten Veranstaltungstag. Etwa zwei Drittel der rund 150 Präsenzteilnehmenden überzeugten sich in Repau vom Innovationsgeist von Dr. Eicke Zschoche: Der Landwirt experimentiert nicht nur mit verschiedenen Agroforstsystemen wie Energieholzstreifen und Obstbaumpflanzungen zwischen Gemüsebau. Zusammen mit der Thüringer Sprenggesellschaft werden mithilfe von Kultursprengungen auch neue Pflanztechniken ausprobiert. Die zweite Exkursionsgruppe lernte auf den Versuchsflächen des Zentrums für Gartenbau und Technik der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) Sachsen-Anhalt in Ditfurt das praxisorientierte Versuchswesen vor Ort kennen. Neben Untersuchungen der funktionalen Standorteignung wurden den Teilnehmenden auch Ergebnisse zum Wuchsverhalten von Containerpflanzen und zur Bewässerung von Bäumen präsentiert.

Der zweite Veranstaltungstag, zu dem sich rund 170 Teilnehmende über eine Onlineplattform dazu schalteten, fand am eigentlichen Tagungsort, dem Campus Strenzfeld der Hochschule Sachsen-Anhalt in Bernburg (Saale) statt. Guido Höner, Chefredakteur von TopAgrar, leitete durch das Programm, das u.a. eine Podiumsdiskussion und mehrere Fachvorträge beinhaltete. Neben Dr. Tanja Busse, Autorin und Journalistin, Prof. Dr. Josef Settele, Leiter der Naturschutzforschung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ in Halle (Saale), sowie Patrick Worms, Präsident der Euopäischen Agroforst-Föderation (EURAF), berichteten mehrere Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen von ihren Projekten und Aktivitäten, um die Agroforstwirtschaft in Deutschland voranzubringen.

Nicht nur einmal wurde beim Forum Agroforstsysteme betont, wie sehr diese multifunktionale Landnutzung sich als Lösung für aktuelle Herausforderungen in der Landwirtschaft wie Bodenerosion und Verlust der biologischen Vielfalt eignen kann. Reiner Guhl vom Landwirtschaftshof Düpow in Brandenburg brachte es in seinem Beitrag am Vormittag mit Bezug auf die Zukunft der Landwirtschaft auf den Punkt: „Mir hat Agroforst Hoffnung gegeben, weiterzumachen.“ Trotz aller Hindernisse, die die aktuellen förderrechtlichen Bedingungen für die Umsetzung von Agroforstwirtschaft teilweise noch bedeuten, haben sich einige Macher:innen dazu entschlossen, die Landwirtschaft anders zu denken. In zwei parallelen Vortragsblöcken am Nachmittag berichteten einige von ihnen, wie Agroforstwirtschaft in der Praxis umgesetzt werden kann. Dabei wurden neben Fragen des Naturschutzes und der Umweltleistungen unter anderem auch verschiedene Anbauverfahren sowie die Potentiale der Agroforstwirtschaft für Kommunen und Regionen beleuchtet.

Die Tagungsunterlagen der Veranstaltung werden in den nächsten Monaten auf unserer Webseite veröffentlicht. Wir danken an dieser Stelle ganz besonders unseren Förderern und Unterstützern der Tagung. Das 9. Forum Agroforstsysteme wird 2023 in Freiburg stattfinden.