Klartext Forschung #3: Syntropische Landwirtschaft als Methode zur produktiven Renaturierung
In der Reihe Klartext Forschung • das DeFAF Science-Update beleuchtet der Fachverband aktuelle Veröffentlichungen aus wissenschaftlicher Fachliteratur zum Thema Agroforstwirtschaft und stellt die Kernaussagen heraus. Die gewählten Veröffentlichungen sind frei verfügbar und für alle Interessierten kostenfrei lesbar.
Literaturquelle:
Jacobi, J., Andres, C., Assaad, F.F., Bellon, S., Coquil, X., Doetterl, S., Esnarriaga, D.N., Ortiz-Vallejo, D., Rigolot, C., Rüegg, J., Takerkart, S., Trouillard, M., Vilter, B., Dierks, J., 2025. Syntropic farming systems for reconciling productivity, ecosystem functions, and restoration. The Lancet Planetary Health 9, e314–e325.
Worüber wurde geforscht?
In dem Fachartikel wurden Erkenntnisse aus 67 Studien zusammengetragen, die sich mit den Effekten Syntropischer Landwirtschaft auf folgende ökonomische, ökologische und soziale Faktoren beschäftigen:
- Produktivität
- Agrobiodiversität
- Kohlenstoff-Speicherung
- Bodenfruchtbarkeit
- Wasserkreisläufe & Klimaresilienz
- Pflanzengesundheit
- Einkommen & Produktionskosten
- Arbeitsaufwand
- Produktvielfalt
- Nährstoffdiversität
- Motivation
- Hindernisse
Syntropische Landwirtschaft (auch dynamische bzw. sukzessionale Agroforstwirtschaft genannt) ist eine Form der Agroforstwirtschaft, bei der eine Vielzahl von einjährigen und mehrjährigen Pflanzen einschließlich Gehölzen unter Berücksichtigung ihrer ökologischen Sukzession (also der zeitlichen Abfolge) kultiviert werden. Außerdem wird die Artenkombination so gewählt, dass eine hohe Dichte entsteht und verschiedene vertikalen Ebenen abgedeckt sind (Abbildung 4 des Fachartikels). Zusätzlich ist ein intensives Schneiden und Mulchen des Systems charakteristisch.
Welche Erkenntnisse gab es?
Ein Großteil der berücksichtigten Studien wurden in tropischen Ländern durchgeführt, nur drei Studien beziehen sich auf untersuchte Syntropsiche Systeme in Europa, eines davon auf Deutschland. Verglichen wurden die Effekte von Syntropischer Landwirtschaft im Vergleich zur Reinkultur, anderen Agroforstsystemen, diversifizierten Anbaumethoden und Renaturierung.
Die Ergebnisse zeigen überwiegend positive Ergebnisse, insbesondere bezogen auf Biodiversität, Biomasserzeugung, Pflanzengesundheit und Produktdiversität. Kritische Faktoren sind insbesondere ein erhöhtes Arbeitsaufkommen, fehlendes Wissen und Unterstützung sowie Finanzierung, Mangel an Maschinen und bürokratische Hürden. Da Syntropische Landwirtschaft nicht nur das Ziel der Produktion von Lebensmitteln verfolgt, sondern auch eine Wiederherstellung von Ökosystemleistungen als prioritäres Ziel hat, kann die Methode schwer der reinen landwirtschaftlichen Produktion oder des Naturschutzes und der Wiederherstellung der Natur zugeordnet werden.
Eine Übersicht zu den Ergebnissen ist in Abbildung 5 des Fachartikels dargestellt.
Ausblick
Syntropische Agroforstsysteme haben sich laut der Studie in vielen Teilen der Welt als Methode zur Wiederherstellung von funktionierenden Agrarökosystemen bei gleichzeitiger Produktion landwirtschaftlicher Kulturen bewährt, wenngleich Herausforderungen wie ein erhöhtes Arbeitsaufkommen berücksichtigt werden müssen. In wie fern diese Methode in den gemäßigten Klimazonen funktonieren kann, wird von immer mehr landwirtschaftlichen Betrieben erprobt, es fehlen aber flächendeckende Studien.
Die Studie Trees shape the soil microbiome of a temperate agrosilvopastoral and syntropic agroforestry system von Vaupel et al. (2025) hat u.a. ein Syntropisches Agroforstsysteme in Deutschland hinsichtlich des Effektes auf das Bodenleben untersucht. Hier zeigt sich eine veränderte Zusammensetzung der Pilz- und Bakteriengemeinschaft in den Gehölzreihen im Vergleich zum Acker. Hierdurch steigt die Diversität dieser Gemeinschaften im gesamten System, welches aus Gehölzstreifen und Ackerstreifen besteht.
Kurzanalyse von:
Leon Bessert •
__________
Zum weiterlesen:
__________
Welchen Einfluss pappelbasierte Agroforstsysteme mit an den Gehölzstreifen angrenzenden Saumbereich auf die Agrobiodiversität mit einem Schwerpunkt auf Insekten haben und wie diese gefördert werden kann, untersucht aktuell das Naturschutzvorhaben SEBAS.
Kontakt:
Gern lassen wir uns auf wissenschaftliche Veröffentlichungen aufmerksam machen. Schreiben Sie uns an
Abbildung 4 – Quelle Fachartikel: Beispielhafte Gestaltung Syntropischer Landwirtschaft eines Betriebes in Europa mit kontinentalem Klima.
Abbildung 5 – Quelle Fachartikel: Ergebnisse und unterstützende Faktoren von Studien zur Syntropischen Landwirtschaft (SFS) im Vergleich mit verschiedenen Referenz-Systemen: Monokulturen (A), Agroforstsysteme (B) diversifizierte Anbau Systeme (C), Renaturierung (D)