Alle guten Dinge sind drei: vielfältiger Veranstaltungstag lädt nach Südbrandenburg ein

19.10.2023

Zu insgesamt drei verschiedenen Veranstaltungen fanden sich am 17. Oktober 2023 in Hohenleipisch, Südbrandenburg, rund 20 Personen ein, um sich mit der Agroforstwirtschaft, ihren Vorteilen für Mensch und Natur sowie speziell mit dem Thema Obstgehölze im Klimawandel zu beschäftigen.

Die Veranstaltungen, zu denen federführend der DeFAF e.V. eingeladen hatten, fanden in insgesamt drei verschiedenen Projekten statt. Ab 12:30 Uhr ging es im Sportlerheim des VfB Hohenleipisch 1992 e.V. mit einem Workshop in Zusammenarbeit der Regionalwert Research gGmbH statt. Ziel war es, Kriterien zu entwickeln, um die Leistungen und Vorteile von Agroforstsystemen auf der Ebene von Landwirtschaftsbetrieben finanziell bewerten zu können. Als Orientierung diente hierfür der Leistungsrechner von Regionalwert Leistungen, der bereits umfangreich erprobt und angewendet wird. Der Workshop, der im Rahmen des Vorhabens AgroWert-Regio organisiert wurde, ist der Auftakt einer Workshopreihe, die sich bis Ende des Jahres hinzieht, um die Kriterien und entsprechende Indikatoren weiter zu entwickeln und zu überprüfen. Ziel ist, eine Basis zu schaffen, mit der in der Lausitz, Projektregion von AgroWert-Regio, die Vorteile von Agroforstsystemen monetär bewertet werden.

Trotz der Kürze der Zeit konnten die Teilnehmenden im Workshop den Ansatz der Kriterienentwicklung gut nachvollziehen und bei einem kurzen Planspiel selbst erleben, wie schwierig eine objektive und sinnvolle Vergütung der verschiedenen Leistungen von Agroforstbetrieben ist. In den Folge-Workshops, die am 3.11., 5.11. und 23.01.2024 jeweils online stattfinden, werden die Kriterien und Indikatoren weiter verfeinert.

Am Nachmittag ging es ab 15:30 Uhr mit einem Infotag zum Thema Sortenerhalt und Streuobstwiesen in der Klimakrise weiter, der zu zwei Obstgehölzeanlagen in der näheren Umgebung statt fand. Pünktlich zur aktuellen Jahreszeit konnten mehrere Agroforstgehölze bei schönstem Herbstlicht ernascht werden! Die erste Station führte zur Bürgerwiese des Vereins Kerngehäuse e.V.. Andrea Opitz vom Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft erläuterte, wie dort zusammen mit Bürger:innen versucht wird, die traditionelle und historische Streuobstfläche zu erhalten, die Folgen des Klimawandels aber jetzt schon deutlich zu bemerken sind. Während viele Streuobstwiesen tatsächlich Wiesen sind oder mit Nutztieren beweidet werden, ist die traditionelle Form in Südbrandenburg der Obstacker. Dies konnte an einer weiteren Fläche beobachtet werden, wo der Boden unter den Gehölzen bis an die Stämme heran beackert und mit Erdbeeranbau kombiniert wird – möglicherweise  ein Vorteil für die Bäume, denn Beikräuter werden stark reduziert, die Wurzeln der Bäume zum tieferen Wachstum angeregt und die Aufnahme des Regenwassers verbessert.

Die zweite Station führte zum Pomologischen Schau- und Lehrgarten in Döllingen, wo Jana Reichel von Kerngehäuse e.V. den Teilnehmenden die Bestrebungen erläuterte, regionale und traditionelle Sorten zu erhalten und gleichzeitig einen Ort zum direkten Erleben zu schaffen. Kornelkirsche, Kiwibeere, Speierling und Aronia waren nur ein paar der Gehölze, die noch ein etwas kulinarisches Erlebnis aus dem Besuch machten. Der Infotag, der in Kooperation der Projekte AgroBaLa und Neue Perspektiven für den Streuobstanbau stattfand,

Am Abend ließen die Teilnehmenden den Tag beim 6. Lausitzer Agroforst-Stammtisch ausklingen.  Thomas Domin, Agroforst-Landwirt aus Peickwitz, berichtete in dem Rahmen von seinen Erfahrungen mit der Finanzierung, Pflanzung und zukünftigen Pflege und Nutzung von Obstbäumen in Agroforstsystemen. Sein Beitrag regte spannende Diskussionen an und zeigte einmal mehr, dass die Zusammenarbeit und der Austausch von landwirtschaftlicher Praxis, Naturschutz, Verwaltung sowie auch der Bevölkerung essentiell ist, um traditionelle Anbauweisen in Deutschland modern und zukunftsfähig zu gestalten.