20. September 2024

Am 18. September 2024 fand im NABU-Besucherzentrum Rühstädt, Landkreis Prignitz, das Dialogforum „Agroforst – Landwirtschaft der Zukunft?“ statt, veranstaltet vom NABU Rühstädt. Nach der Begrüßung von Christiane Schröder (NABU Brandenburg) und Dr. Jan Dierks (NABU Rühstädt), beleuchteten verschiedene Expert:innen in Vorträgen die Chancen und Herausforderungen von Agroforstsystemen. Hierbei lag ein besonderer Fokus auf den möglichen Synergien zwischen der Agroforstwirtschaft und dem Naturschutz.

Susanne Wangert (NABU NRW) sprach aus naturschutzfachlicher Perspektive über die Vorteile von Agroforstsystemen in strukturarmen Landschaften für die biologische Vielfalt. Gleichzeitig wies sie wies darauf hin, dass auf bestimmten Flächen, wie bei artenreichem Grünland oder von gefährdeten Offenlandarten besiedelten Biotopen, Vorsicht bei der Anlage von Agroforstsystemen geboten sei.

Dr. Christian Böhm (BTU Cottbus, DeFAF e.V.) hob den positiven Einfluss von Agroforst auf die Biodiversität und den Naturschutz hervor. Zudem stellte er den bald erscheinenden „Pflanzenbaukasten“ vor, ein Werkzeug für die Planung von Agroforstsystemen.

Martin Kempin (MLUK) informierte über die aktuelle Fördersituation der Agroforstwirtschaft in Brandenburg. Darunter fällt eine neue Förderrichtlinie zur Anlage von Agroforstsystemen in Brandenburg, die Ende 2024 in Kraft treten soll und vom Referat 31 des MLUK erarbeitet wird. Der Entwurf sieht eine gestaffelte Förderung als Zuschuss vor, abhängig vom Gehölztyp. Sobald die Förderrichtlinie veröffentlicht ist, werden wir auf www.agroforst-info.de darüber informieren.

Lea Martetschläger von der HNEE Eberswalde präsentierte die Agroforst-Versuchsfläche und Reallabor „Ackerbaum“, auf der seit 2017 Studierende der Hochschule ein Agroforstsystem pflegen und eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen vornehmen.

Rainer Guhl, Landwirt und Agroforst-Pionier vom Hof Düpow, berichtete schließlich über seine Praxiserfahrungen und die Vorteile Pappel-basierter Agroforstsysteme für seinen Acker. Im Kontext des Naturschutzes hob er vor allem die Saumbereiche, Übergangsbereiche zwischen Acker und Gehölzstreifen hervor. Der Einfluss solcher Agroforstsysteme auf die biologische Vielfalt von Insekten und verschiedener Ökosystemleistungen wird im Naturschutzvorhaben SEBAS untersucht.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden in Dialogrunden Themen wie Agroforst auf Dauergrünland, praktische Erfahrungen und Förderbedingungen diskutiert.

Fazit

Es besteht großes Interesse sowohl seitens der Landwirtschaft als auch des Naturschutzes, Agroforstsysteme als Strategie zur Förderung von Biodiversität, Klimaschutz und Bodenerhalt in die landwirtschaftliche Praxis zu integrieren. Die Prignitz sowie das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg können als Vorreiter zur flächendeckenden Etablierung von Agroforstsystemen voran gehen und dabei Wege finden, Agroforstsysteme im Einklang mit naturschutzfachlichen Berücksichtigungen unbürokratisch in die Fläche zu bringen!

In den meisten Fällen bieten Agroforstsysteme auf landwirtschaftlichen Flächen einen Vorteil für die biologische Vielfalt und haben das Potenzial sich als Teil einer Naturschutzstrategie zu etablieren, die auf das Schützen von Natur durch die Nutzung baut. In einem Hintergrundpapier des NABU, wird diese Naturschutzstrategie eingehend beleuchtet. In besonders sensiblen Schutzgebieten sollte die Anlage von Agroforstsystemen mit dem jeweiligen Schutzziel abgewägt werden. Gleichzeitig sollten die Hürden und Bedenken aus naturschutzfachlicher Sicht bei allen anderen landwirtschaftlichen Flächen ausgeräumt werden um die flächendeckende Anlage von Agroforstsystemen zu bestärken. Denn Agroforstsysteme sind eine Chance für den Naturschutz, naturnahe und dennoch produktive Gehölzstrukturen in der Landwirtschaft zu etablieren. Gleichzeitig kann Klimaschutz, Klimaanpassung & Ertragsstabilisierung, Wasserrückhalt und Schutz vor Bodenerosion gestärkt werden.

Das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderte Naturschutzvorhaben SEBAS unterstützt die Verstetigung von Agroforstsystemen mit Hinblick auf die naturschutzfachliche Perspektive in Brandenburg und darüber hinaus.

 

13.06.2024

Am 12.06.2024 informierte sich Brandenburgs Agrar-Umweltminister Axel Vogel auf dem Landwirtschaftsbetrieb Düpow von Rainer Guhl über die Agroforstwirtschaft. Seit 2020 arbeitet Rainer Guhl mit dem Pioniergehölz Pappel in Agroforstsystemen um seine Ackerkulturen wie Kartoffeln, Mais und Wintergerste vor Wind- und Wassererosion zu schützen und gleichzeitig zukünftige Erlöse aus dem Holz erzielen zu können. Außerdem wurden auf dem Hof Düpow im Rahmen des Projektes Pappelwert auch Pappel-basierte Agroforstsysteme auf Grünland etabliert!

Bei der Veranstaltung waren mehrere Vertreter des DeFAF e.V. anwesend, um über die Agroforstwirtschaft zu informieren. Nach einem Vortrag von Dr. Christian Böhm, Vorstandsvorsitzender des DeFAF e.V., gingen die Akteurinnen und Akteure aus Landwirtschaft, Umweltschutz und Presse auf eine gemeinsame Kremserfahrt um die bestehenden Agroforstsysteme hautnah erleben zu können. Über den Besuch des Ministers berichtet die Pressestelle des MLUK ausführlicher, aus der folgende Aussagen hervorgehen:

Agroforstsysteme tragen aktiv zur CO2-Minderung bei, verbessern die Wasser- und Nährstoffversorgung auf den Landwirtschaftsflächen, steigern die Bodenfruchtbarkeit, stärken die Biodiversität und wirken bestehenden Flächenkonkurrenzen entgegen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz. Agroforstwirtschaft wird zudem im Europäischen Green Deal der EU-Kommission als ein nachhaltiges Landnutzungsverfahren benannt. Brandenburg gehört bei Agroforstsystemen deutschlandweit zu den führenden Bundesländern und bietet mit dem Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft das nötige Know-How, um Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen und gemeinsam zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Landnutzung beizutragen. Künftig wollen wir in Brandenburg Agroforstsysteme auch in der EU-Förderperiode weiter fördern„, so Agrar-Umweltminister Axel Vogel.

Außerdem stellte Dr. Christian Böhm die Relevanz einer effektiven Investitionsförderung heraus, um Agroforstsysteme aufgrund ihrer vielseitigen Vorteile zu fördern:

Agroforstsysteme können nicht nur vielfältige Umweltleistungen bereitstellen, sondern auch zu einer höheren Klimaresilienz und einer höheren Flächenproduktivität beitragen. Zudem ist der volkwirtschaftliche Nutzen enorm, wenn Bodenabtrag verhindert oder der Stoffeintrag in Oberflächengewässer reduziert wird. Damit dieses riesige Potential genutzt werden kann, müssen Agroforstsysteme ohne bürokratische Hürden angelegt werden können und die Bäuerinnen und Bauern gerade in der Anfangsphase dabei finanziell unterstützt werden. Die in Brandenburg geplante Investitionsförderung könnte – gerade im Zusammenspiel mit dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz – hier eine zielführende Maßnahme sein„.

In diesem Zusammenhang startet auch die Kampagne Agroforst.Jetzt in eine neue Phase und geht in eine Bundesländer-Offensive über. Ziel ist es, bis zum Ende des Jahres in möglichst vielen Bundesländern eine Investitionsförderung für Agroforstsysteme etabliert zu sehen, welche über Mittel des Aktionsprogramm natürlicher Kilmaschutz (ANK) finanziert werden kann. Signalisieren Sie jetzt ihre Unterstützung der Kurzanalyse zur Förderung von Agroforstsystemen in Deutschland über dieses Formular!