Julia Günzel | 04.07.2025

Klimaschutz mit Agroforstsystemen – das ist nun auch einer von drei gemeinnützigen Satzungszwecken des DeFAF e.V – neben Bildung sowie Wissenschaft und Forschung. Auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung, die mit rund 30 Personen am 28.06.2025 in den Räumlichkeiten des Freizeitheims Vahrenwald in Hannover stattfand, brachten die Mitglieder die entsprechende Satzungsänderung und auch weitere Veränderungen auf den Weg, der frischen Wind in die Arbeit des Verbands bringt.

Klimaschutz zählt zu den zentralen Leistungen der Agroforstwirtschaft. Erst 2021 wurde der Klimaschutz durch eine Reformierung des Gemeinnützigkeitsrechts als gemeinnütziger Zweck anerkannt. Für den DeFAF war dies ein wichtiger Schritt, um die Agroforstwirtschaft als Klimaschutzmaßnahme stärker zu fördern. Mit dem Beschluss der Mitglieder, Klimaschutz als dritten Satzungszweck aufzunehmen, kann der Verband dieses wichtige Thema nun noch gezielter angehen.

Neben der Satzungsänderung fanden in diesem Jahr auch die Wahlen für Vorstand, Fachbereichsleitungen, Kassenprüfung und die nationalen Vertreter für die EURAF statt. Michelle Breezmann übernimmt das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden von Thomas Domin, der diese Funktion seit Gründung des DeFAF innehatte. Michaela Kuschel löst Leonie Göbel als Schriftführerin ab. Die weiteren Vorstandsmitglieder – Christian Böhm, Lars Neumeister und Ernst Kürsten – wurden in ihren Ämtern bestätigt. Die bisherigen Kassenprüfer Michael Weitz und Nils Aguilar wurden von Kai Lehmann und Eric Bruhn abgelöst.

In den acht ehrenamtlich geführten Fachbereichen ergaben sich ebenfalls Veränderungen. Die aktuelle Besetzung ist wie folgt:

  • Beratung & Planung: Burkhard Kayser und Clara Thoma

  • Bewirtschaftung & Technik: Wolfram Kudlich und Ralf Hermann Melber

  • Forschung & Entwicklung: Lukas Beule und Anna Vaupel

  • Internationale Zusammenarbeit: Rico Hübner und Anke Hahn

  • Junger DeFAF: Lisa Hillenbrand und Larissa Feldmann

  • Natur & Umwelt: Daniel Fischer und Thomas Middelanis

  • Ökonomie: Anja Chalmin

  • Recht & Verwaltung: Wolfgang Zehlius-Eckert und Janos Wack

Die bisherigen nationalen Vertreter für die EURAF, Leon Bessert und Anke Hahn, wurden im Amt bestätigt.

Der DeFAF bedankt sich herzlich bei allen ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern, Kassenprüfern und Fachbereichsleitungen für ihr Engagement. Ihr Einsatz hat die Arbeit des Verbands und die Weiterentwicklung der Agroforstwirtschaft maßgeblich geprägt.

Ein besonderer Dank gilt:
Nils Aguilar, Thomas Domin, Leonie Göbel, Eva-Maria Minarsch, Christopher Morhart, Anna-Lea Ortmann, Philipp Weckenbrock, Michael Weitz.

Die Mitgliederversammlung bot allen eine gute Gelegenheit, sich über aktuelle Entwicklungen und Projekte in der Agroforstwirtschaft auszutauschen. Der Junge DeFAF überraschte die anderen Mitglieder mit einer tollen Siebdruck-Aktion, bei der T-Shirts und andere Oberteile mit DeFAF-Logo und dem Icon des Jungen DeFAF versehen wurde. Am Folgetag rundete eine Exkursion zu den Agroforstsystemen des Pferdehofs Rehren in Gehrden bei Hannover das Jahrestreffen ab.

Isabelle Frenzel | 01.07.2025

Mit der Veröffentlichung der neuen Förderrichtlinie für Agroforstsysteme setzt Niedersachsen ein klares Zeichen für eine zukunftsfähige und klimaresiliente Landwirtschaft. Seit dem 1. Juli können Landwirtinnen und Landwirte in Niedersachsen finanzielle Unterstützung für die Neuanlage von Agroforstsystemen beantragen. Damit ist Niedersachsen Vorreiter und nimmt eine wichtige Vorbildfunktion für andere Bundesländer ein. Bisher gibt es für die Etablierung von Agroforstsystemen nur in Bayern, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern eine Förderung.

Zitat Miriam Staudte: „Agroforstsysteme sind wahre Multitalente, wenn es um eine nachhaltige landwirtschaftliche Flächennutzung geht. Jährlich stehen eine Million Euro bereit.“

Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF e.V.) begrüßt ausdrücklich dieses Engagement des Landes und sieht darin einen bedeutenden Meilenstein für die Etablierung von Gehölzen in der landwirtschaftlichen Nutzung. Gleichzeitig besteht noch Optimierungspotenzial und entscheidend wird sein, wie sich die Umsetzung in der landwirtschaftlichen Praxis gestaltet.

Als DeFAF e.V. stehen wir dem Ministerium zur Verfügung und bringen die Perspektiven und Erfahrungen der agroforstlichen Praxis gerne in den weiteren Prozess ein. Nur durch einen kontinuierlichen Dialog zwischen Politik, Verwaltung und Praxis kann die Agroforstwirtschaft dauerhaft erfolgreich integriert werden.

Mehr Informationen zur Förderrichtlinie finden Sie auf der Seite des Ministeriums unter Ab jetzt Fördermittel für neue Agroforstsysteme beantragen | Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

 

Anke Hahn | 23.06.2025

Das Thema Agroforst war eines der großen Themen bei den Ökofeldtagen vom 18. bis 19.06.2025 auf dem Wassergut Canitz bei Leipzig (Artikel agrarheute). Auch der DeFAF war im Zusammenspiel mit weiteren Agroforst-Dienstleistern vor Ort, um die Agroforstwirtschaft als wertvolle regenerative Maßnahme im Bereich Klimaanpassung, Wasserretention und Erosionsschutz zu bewerben.

Das Interesse an der Agroforstwirtschaft wächst, besonders vor dem Hintergrund dringend notwendiger Maßnahmen zur Klimawandelanpassung in der Landwirtschaft. Das zeigte der DeFAF nicht nur an seinem reich bestückten Infostand, sondern auch bei interaktiven Programmpunkten. Am ersten Tag moderierte Anke Hahn eine Podiumsdiskussion über die Möglichkeiten, mit Hilfe von Agroforstwirtschaft Wasser in der Landschaft zu halten und somit Agroforstsysteme vermehrt als Klimawandelanpassungsmaßnahmen im Feld- sowie Obst und Gemüseanbau zu bewerben und umzusetzen. Vielen Dank an die Podiumsteilnehmer Wolfgang Patzwahl, freier Berater für Naturland, Janos Wack von TRIEBWERK – Regenerative Land-und Agroforstwirtschaft, und Leon Schleep von der Baumland-Kampagne der AbL e.V. für die wertvollen Einblicke in ihre Arbeit und Praxisprojekte sowie die Interaktion mit dem Publikum.

Bei einem Vortrag stellte Ruben Weber gemeinsam mit seinen Kolleginnen von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) und vom Spreewaldverein e.V. das Projekt Agrowert-Regio vor. Im Fokus stand die regionale Wertschöpfung von Agroforst-Produkten am Beispiel des Lausitzer „Agroforst-Brotes“ und die Frage, wie solche Wertschöpfungskooperationen erhalten und reproduziert werden können.

Dr. Steffi Schillem und Annett Gernhardt luden schließlich zum Netzwerktreffen aller angereisten Partner des nationalen Mega-Agroforst-Netzwerks mit fünf Geschwistervorhaben in ganz Deutschland ein. Die Projekte MODEMA, AGROflow, DigAForst, PappelWERT, SALIX AFS haben ihren Fokus auf nachwachsende Rohstoffe aus Agroforst gelegt und beforschen aktuell 47 Projektbetriebe mit mehr als 500 Hektar Acker und Grünland inklusive etwa 12 Prozent Gehölzflächen. Im Rahmen der Projekte wurden in den vergangenen 12 Monaten zusätzlich gehölzbetonte Agroforstsysteme neu angelegt und mehr als 83.000 Gehölze gepflanzt. Beim Netzwerktreffen wurden unter anderem die ersten geplanten Veröffentlichungen für die Landwirtschaft und breite Öffentlichkeit abgestimmt.

Dokumentations-Video (youtube)

Anke Hahn | 23.06.2025

Der DeFAF e.V. und die EURAF vertreten gemeinsam die Agroforstwirtschaft als wachsenden Primärproduktionsbereich in der Bioökonomie-Arbeitsgruppe für Primärproduzenten und deren Vertreter, die sich Mitte Juni während der polnischen EU-Ratspräsidentschaft in Warschau konstituierte. Die Koordination und Umsetzung der Arbeitsgruppe läuft im Rahmen der des Circular Bio-based Europe Joint Undertaking (CBE JU) im Rahmen von Horizon Europe, mit dem die Kommission eine zirkuläre Bioökonomien voranbringen will.

Ziel des auf drei Jahre berufenen Konsortiums ist, Primärerzeuger wie Agroforst-Landbewirtschaftende, besser in die biobasierte Kreislaufwirtschaft einzubinden. Dazu werden partizipative Methoden, innovative Wertschöpfungsketten und geeignete Geschäftsmodelle für Biomasseprodukte entwickelt, diskutiert und in einem Action Plan Anfang 2026 gegossen.
Die Agroforstwirtschaft ist der Schlüssel für die nachhaltige Erzeugung kreislauffähiger biobasierter Produkte. Sie ist ein unverzichtbarer Ansatz für die Landnutzung, da ihre Ergebnisse – Holzbiomasse usw. – neue Geschäftsmöglichkeiten für Landwirte mit sich bringen, die z. B. zur Nutzung von regenerativen Baumaterialien, Produktion von Pflanzenkohle, Kohlenstoffbindung und zur Defossilisierung der Chemieindustrie beitragen können.

Und ganz nebenbei fördert die Agroforstwirtschaft ja bekanntlich die Bodengesundheit, die Klimaanpassung und den Schutz der Biodiversität – aus landwirtschaftlicher Sicht zentrale Grundlagen, um biogene Rohstoffe und deren Verarbeitung auch in Zukunft lebendig zu halten. An der finanziellen Honorierung für die Erbringung dieser Umweltleistungen fehlt es aktuell aber noch.

RA Dario Mauder | © Foto-Goethe.de

Welche rechtlichen Einschränkungen stehen der Umsetzung von Agroforstsystemen entgegen? Um Agroforstwirtschaft im Spannungsfeld von ökologischem Nutzen und naturschutzrechtlichen Beschränkungen stärker zu beleuchten, hat der DeFAF vor kurzer Zeit gemeinsam mit den Rechtsanwälten Dario Mauder und Tim Herpolsheimer von der Kanzlei Göpfert & Herpolsheimer aus Cottbus einen Fachartikel in der juristischen Zeitschrift „Recht der Landwirtschaft“ veröffentlicht. Tätigkeitsschwerpunkt der auf gewerbliche Mandanten und Unternehmen ausgerichteten Kanzlei ist u. a. das Agrarrecht. Wir haben mit Herrn Mauder gesprochen, um näheres zu erfahren.

1. Wo sehen Sie noch Lücken im (rechtlichen) System, um die Skalierung der Agroforstwirtschaft in Deutschland noch stärker voranzutreiben? Welche Schritte sind hier unbedingt noch zu gehen?

RA Dario Mauder: Eine rechtliche Lücke, die der Skalierung nicht förderlich ist, liegt in der fehlenden Abstimmung von Vorschriften zueinander. Deutlich wird die fehlende Abstimmung z.B. daran, dass nach der GAPDZV (GAP-Direktzahlungen-Verordnung, d. Red.) nunmehr für die Förderung bei Anlage eines Agroforstsystems kein Nutzungskonzept vorzulegen ist, während ein solches aus naturschutzrechtlichen Gründen vorgelegt werden muss. Ein besseres Ineinandergreifen der Vorschriften wäre wünschenswert. Im Übrigen dürfte meines Erachtens der wesentliche Meilenstein für die Skalierung schwerpunktmäßig nicht in der Schließung von Lücken bestehen, sondern in dem Abbau von Komplexität im rechtlichen System. Trotz des hohen Grads an Komplexität werden letztlich nicht immer sachgerechte Ergebnisse erzielt.

2. Welche Regelungen aus dem Natur- und Landschaftsschutz sehen Sie bei der Umsetzung von Agroforstwirtschaft als besonders hinderlich an?

DM: Besonders hervorzuheben sind die Eingriffsregelung und damit etwaig verbundene Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie die artenschutzrechtlichen Zugriffsverbote. Im Einzelfall kommen regelmäßig weitere Vorschriften, insbesondere aus dem gebietsbezogenen Naturschutz hinzu. Zu denken ist hier bspw. an Vorschriften aus Landschaftsschutzgebietsverordnungen. Weiterhin liegt, zumindest nach regelmäßiger Auffassung der Behörden, in vielen Fällen die Beibringungslast für bestimmte Sachverhalte beim Anlagewilligen. Daher fordern die Naturschutzbehörden nicht selten vom Anlagewilligen die Beibringung von Gutachten ab. Schon in diesem frühen Stadium scheitert dann häufig die Anlage von Agroforstsystemen aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus.

3. Was konkret müsste im Naturschutzrecht angepasst werden, damit Agroforstsysteme auch hier als normale landwirtschaftliche Praxis betrachtet werden und damit für die Betriebe Planungssicherheit besteht?

DM: Grundsätzlich wäre es wünschenswert, wenn die naturschutzrechtlichen Bestimmungen weniger komplex und abwägungsfreundlicher wären. Regelmäßig erweckt das Naturschutzrecht den Eindruck, es werde, losgelöst von den durch eine Maßnahme zu erwartenden ökologischen Verbesserungen, lediglich der Status Quo geschützt. Austarierte Lösungen scheinen insbesondere dann, wenn Vogelarten der offenen Feldflur wie z. B. die Feldlerche von Maßnahmen potentiell beeinträchtigt werden könnten, nicht immer möglich zu sein. Konkret wäre die gesetzliche Ausweitung des Landwirtschaftsprivilegs auf Agroforstsysteme wünschenswert. Weiterhin wäre eine Absenkung der Hürden für die Erteilung einer Befreiung von den Bestimmungen des Naturschutzrechts hilfreich.

4. Ein häufiger Hinderungsgrund für die Umsetzung eines Agroforstsystems ist das Vorliegen eines Pachtverhältnisses. Welche vertraglichen Regelungen sind Ihrer Meinung nach am wichtigsten, damit Pächter:innen in längeren Zeiträumen Agroforstwirtschaft auf ihrem gepachteten Land betreiben und gegenüber den:dem Verpächter:innen vertreten können? Was passiert in diesem Fall nach Auslaufen des Vertrags?

DM: Wichtig ist die Vereinbarung einer langen Festlaufzeit des Pachtvertrags. Mit kurzer Pachtlaufzeit lässt sich die Anlage eines Agroforstsystems nicht darstellen. Nach Ablauf des Pachtvertrags hat der Pächter keine Rechte mehr an dem Agroforstsystem. Es besteht also das Risiko, dass der Pächter keinen Ertrag aus dem von ihm angelegten Agroforstsystem erhält. Weiterhin spielen in der Vertragsgestaltung vor allem auch Regelungen zur Entfernung/Erhaltung des Agroforstsystems nach Pachtende sowie die Vereinbarung einer Entschädigung für den Fall der vorzeitigen Beendigung des Pachtvertrags eine wesentliche Rolle. Angesichts der Fallstricke sollten die pachtvertraglichen Regelungen fachkundig und einzelfallbezogen vorab geprüft werden.

Wir danken Ihnen für das Gespräch. Der gemeinsam mit den beiden Rechtsanwälten veröffentlichte Fachartikel kann HIER bezogen werden.

17.06.2025

Mithilfe des großen Engagements von Mitgliedern und Unterstützer:innen hat der DeFAF in den ersten 6 Jahren seines Bestehens bereits Einiges erreicht. Der frisch erschienene Jahresbericht 2024 zeigt Projektaktivitäten und -ergebnisse aus dem vergangenen Jahr auf, was auf politischer Ebene erreicht werden konnte und wo und wie der Verband noch so wirken konnte. Ganz besonders erfreulich ist die große Anzahl neuer Agroforstsysteme, die deutschlandweit u.a. durch das neue Projekt MODEMA entstehen konnten. Auch die Ehrung unseres stellvertretenden Vorsitzenden Thomas Domin mit der Prof. Niklas Medaille sowie die Feier zum Anlass unseres 5-jährigen Bestehens sind Highlights des letzten Jahres, auf die wir gerne zurückblicken. Gleichzeitig spornt dies an, mit voller Wirkungskraft weiterzumachen, um die Agroforstwirtschaft noch stärker in der Landwirtschaft zu verankern. Der Jahresbericht 2024 ist hier einsehbar.