Fehler in Agroforstsystemen – von drei Praxisbetrieben lernen

• Videopremiere • 16 Minuten, die sich lohnen. Jetzt auf Youtube.

Lasst uns über Fehler reden! Fehler sind unvermeidbar. Nur wenn wir offen über sie sprechen, können wir voneinander lernen und Agroforst gemeinsam weiterentwickeln. In diesem Video stellen sich drei Agroforst-Betriebe vor – bzw. erzählen sie euch von ihren Fehlern:

Das Video ist im Zuge einer Projektarbeit im Masterstudiengang „Ökologische Landwirtschaft“ an der Universität Kassel entstanden. Verantwortlich dafür sind Lisa Hillenbrand und Anastasia Kühn.

Besonderen Dank an die teilnehmenden Betriebe für ihre Zeit und Offenheit!

  • Hofgut Oberfeld in Südhessen
  • Warnke Agrar GmbH in Sachsen-Anhalt
  • Werragut-Resola e.V., Nordhessen

———————

Der Fachbereich Junger DeFAF im Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. wird u.a. von Lisa Hillenbrand geleitet. Mach mit für mehr naturbasierte Lösungen in der Landwirtschaft und werde Mitglied.

12.05.2025

Kohlenstoff in mineralischen Böden und in der Agroforstwirtschaft ist eine der drei Aktivitäten der klimaneutralen Landwirtschaft, die in die Verordnung über die Zertifizierung von Kohlenstoffentnahme (Carbon Removals Certification Framework Regulation, 2024/3012) aufgenommen wurden. Die Regeln für die möglichen Aktivitäten werden aktuell für die Durchführungsverordnung zur klimaneutralen Landwirtschaft (Carbon Farming Delegated Act) festgelegt, die voraussichtlich im Herbst 2025 für vier Wochen für die öffentliche Stellungnahme ausliegen wird. Nach einer zweimonatigen Einspruchsfrist durch die Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament wird diese aller Voraussicht nach frühestens zu Jahresbeginn 2026 in Kraft treten. Das jetzt von der DeFAF-Arbeitsgruppe zum Thema „Klimawirksamkeit der Agroforstwirtschaft“ veröffentlichte Themenblatt #10 zielt darauf ab, der Politik sowie DG CLIMA (Generaldirektion für Klimapolitik) Empfehlungen zu ihrem ersten Entwurf vom September 2024 zu unterbreiten.

Beiträge der oberirdischen Biomasse

Die oberirdische Biomasse lässt sich mit forstlichen Methoden, darunter allometrische Formeln und Bewertungen nach der Ernte, relativ einfach schätzen. Studien zeigen, dass Agroforstgehölze bis zu 20 % schneller wachsen als Bäume im Wald, wodurch die Kohlenstoffbindung verbessert wird. Instrumente wie unbemannte Luftfahrzeuge mit Laserabstandssensoren (UAV LiDAR) und Fernerkundung ermöglichen genaue Abschätzung der stehenden Biomasse, wodurch Agroforstwirtschaft zu einer praktikablen und messbaren Strategie zur Kohlenstoffbindung wird.

Die Bedeutung der unterirdischen Biomasse

Die unterirdische Biomasse spielt eine entscheidende, aber oft unterschätzte Rolle. Sie macht etwa 20 bis 40 % der oberirdischen Biomasse aus und trägt wesentlich zur langfristigen Kohlenstoffspeicherung bei. Studien an älteren Hecken zeigen eine signifikante Kohlenstoffakkumulation unter der Oberfläche. Wurzelschnitt und Bodenbearbeitung können zur Neubildung von Feinwurzeln beitragen, was sich auf die Kohlenstoffspeicherung in tiefen Bodenschichten auswirkt. Derzeit sind allometrische Funktionen für die Berechnung der Wurzelbiomasse auf wenige Gehölzarten beschränkt, sodass weitere Untersuchungen für genaue Bewertungen erforderlich sind.

Fazit: Das Potenzial der Agroforstwirtschaft

Die Autor:innen von Themenblatt #10 schätzen, dass die Agroforstwirtschaft unter nachhaltiger Bewirtschaftung die CO₂-Emissionen um durchschnittlich 10 Tonnen CO₂-Äquivalent pro Hektar und Jahr reduzieren kann. Bei einer Umsetzung auf 1 Million Hektar landwirtschaftlicher Fläche in Deutschland könnten jährlich bis zu 10 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent gebunden werden. Dies würde 40 % der Reduktionsziele des Klimaschutzgesetzes für 2030 und 25 % der für 2045 festgelegten Ziele decken.

Das Fazit von Themenblatt #10 ist eindeutig: Agroforstwirtschaft ist eine wirkungsvolle Lösung für den Klimaschutz, die landwirtschaftliche Produktivität mit ökologischer Nachhaltigkeit in Einklang bringt. Um ihr Potenzial voll auszuschöpfen, sind jedoch verbesserte Messmethoden, politische Unterstützung und finanzielle Anreize für Landwirtinnen und Landwirte erforderlich. Aus Sicht des DeFAF e.V. und Partnerorganisationen kann und sollte die Agroforstwirtschaft zu einem Eckpfeiler in der Strategie für eine klimaneutrale Landwirtschaft werden.

08.05.2025

Ein Bericht des DeFAF e.V. beleuchtet die Chancen, Herausforderungen und den Wissensbedarf zur Agroforstwirtschaft in Niedersachsen, Brandenburg und Thüringen. Basierend auf 25 Interviews mit Vertreter:innen aus Landwirtschaft, Verwaltung und Naturschutz, identifiziert der Bericht sowohl förderliche als auch hemmende Faktoren für die Integration von Gehölzen in landwirtschaftliche Systeme.

Zu den genannten Vorteilen zählen die Förderung der Biodiversität, der Erosionsschutz und die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Dennoch bestehen weiterhin Hemmnisse wie rechtliche Unsicherheiten, fehlende Förderanreize und ein hoher Informationsbedarf. Einige Interviewpartner:innen waren mit der Definition von Agroforstsystemen nur eingeschränkt vertraut – so wurden beispielsweise Kurzumtriebsplantagen (KUP) fälschlich einbezogen oder die aktuelle rechtliche Lage, etwa zur Beibehaltung des Ackerstatus, war zum Zeitpunkt des Interviews nicht bekannt. Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit eines gezielten Wissenstransfers und politisch-rechtlicher Förderung, um die Agroforstwirtschaft als nachhaltige Landnutzungsoption weiter zu etablieren.

Das SIGNAL-Projekt, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, hat in den letzten Jahren umfassende Forschung zu Agroforstsystemen betrieben. In der dritten und letzten Projektphase wurde der DeFAF e.V. als Partner für den Wissenstransfer hinzugezogen. Es wurden Feldtage, Workshops und Exkursionen organisiert, an Veranstaltungen teilgenommen und Vorträge gehalten. Weiterhin entstanden unterschiedliche Informationsmaterialien, wie z.B. zwei Themenblätter zur Boden-Biodiversität und zu Aspekten der Wirtschaftlichkeit. Weitere Informationen finden Sie auf der Projektseite. Der Wissenstransfer konnte durch die Interviews gezielt auf verschiedene Zielgruppen abgestimmt werden – ein großer Dank gilt daher allen Interviewteilnehmer:innen für ihre wertvolle Bereitschaft und Offenheit.