03. September 2024
Die Ernte ist weitestgehend abgeschlossen und das Getreide ist im Lagerhaus. Vielleicht ist es einigen schon aufgefallen? Die Ernteerträge variieren stark, nicht nur regional, sondern bisweilen innerhalb des gleichen Feldes. Mit einfachen Hilfsmitteln der Fernerkundung lassen sich solche Unterschiede identifizieren und analysiere und Potentialkarten erstellen, mit Durchschnittswerten über mehrere Jahre hinweg. Mit dieser Technik können auch Gehölzstreifen effektiv geplant und angelegt werden, um Ertragspotentiale effektiv zu nutzen und eventuell sogar zu steigern.
Mit einer neuen Checkliste des LFULG Sachsen zum Download können Betriebe die Güte von Potentialkarten verschiedener Online-Portale und Dienstleister einschätzen. Die Nutzung von Potentialzonen ermöglicht die teilflächenspezifischen Bewirtschaftung und kann auch für die Planung von Agroforstsystemen hinzugezogen werden.
Die Handlungsanleitung zur Erstellung dieser Potentialzonen durch die Berechnung des NDVI mittels GIS unter Nutzung mehrjähriger Satellitendaten ist eine Hilfestellung für Landbewirtschaftende, Berater und Planer, die Schritt für Schritt in einem anschaulichen Video gezeigt wird.
Handlungsanleitung zu Potentialkarten, Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Schriftenreihe, Heft 10/2024.
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert „FORMULA – Agroforstwirtschaft für eine nachhaltige multifunktionale Landwirtschaft“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und am Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF)
29. Juli 2024
Im neuen Forschungsprojekt „FORMULA“ werden zwei silvoarable Agroforstsysteme hinsichtlich ihrer „Beiträge für den Menschen“ (Nature’s Contributions to People – NCP) analysiert. Das auf acht Jahre angelegte Projekt wird das Angebot und die Nachfrage von NCP aus der Agroforstwirtschaft auf der Hessischen Staatsdomäne Gladbacherhof, einem Lehr- und Versuchsbetrieb für Ökologischen Landbau der JLU, und der konventionell bewirtschafteten Lehr- und Versuchsfläche Ackerbau(m) im Löwenberger Land, Brandenburg (DAKIS-Standort Großmutz) vergleichend analysieren, insbesondere hinsichtlich unterschiedlicher Umweltbedingungen.
Gehölzstreifen erzeugen im Feld räumliche Gradienten von Umweltfaktoren und bilden die Grundlage für zwei primäre Forschungsziele von FORMULA in der ersten Projektphase 2024-2028: (1) die Bewertung der NCP von Agroforstsystemen im Vergleich mit baumlosen Referenzsystemen; (2) die Verbesserung des mechanistischen Verständnisses der regulierenden und materiellen NCP.
FORMULA gliedert sich in fünf Teilprojekte und ein koordinierendes Projekt, in denen Indikatoren für NCP zu den Themen Klima, Wasserversorgung, Bodenqualität, Biodiversität, Lebensraum sowie Nahrungs- und Futtermittelproduktion untersucht werden. Das Projekt beinhaltet zentrale Experimente, in denen die Teilprojekte eng zusammenarbeiten. Hierzu gehören die gemeinsame Beprobung von Gradienten und ein Stickstoff-Markierungsexperiment.
Das Projekt startet offiziell im Oktober 2024. Aktuell können sich noch 12 Forschende bewerben, die vier Jahre lang in einem der Teilprojekte mitarbeiten möchten. Die Projektseite sowie alle offenen Stellen finden Sie hier.
FORMULA ist eine gemeinsame Forschungsinitiative der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. und wird in Kooperation mit der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) durchgeführt.
In der Masterarbeit von Michaela Primbs – erfolgreiche Absolventin der Agroforst-Akademie 2023 – wurden Planungsansätze für silvoarable Agroforstsysteme (AFS) entwickelt, die zur Minderung der Bodenerosion und Verbesserung des Wassermanagements auf Ackerflächen beitragen. Auf der Grundlage einer Literaturrecherche werden relevante Planungs- und Gestaltungsfaktoren für AFS der gemäßigten Breiten vorgestellt. Studien in AFS (Kurzumtrieb; Frucht- und Wertholz) berichten von einer Verringerung des Oberflächenabflusses (n=3;5), der Windgeschwindigkeit und der Erosion (n=7;1), von Wasserrückhalt (n=7;12) und der Veränderung von Mikroklimavariablen (n=5;7) im Vergleich zum reinen Ackerbau. Aus diesen Studien abgeleitete Planungsfaktoren werden mit praktischen Empfehlungen ergänzt und zu grundlegenden Gestaltungsansätzen für silvoarable Agroforstsysteme zusammengefasst. Der entwickelte Planungsansatz auf regionaler Ebene bietet eine vereinfachte Methode, um geeignete Agroforstflächen hinsichtlich gesetzter Ziele im Untersuchungsgebiet (Gemeinde Wittibreut, Landkreis Rottal-Inn, BY) zu ermitteln. Die Ackerflächen der Gemeinde konnten im ersten Schritt den in Experteninterviews ermittelten Zielen Erosionsschutz, Wasserrückhalt und Windschutz zugeordnet werden. Zwei Drittel der Ackerflächen zeigten eine hohe Priorität für die genannten Ziele. Die Eignung der entwickelten Gestaltungsansätze für AFS auf diesen Ackerflächen wurde im zweiten Schritt untersucht. Auf 92 % der Ackerflächen wären AFS für Hanglagen, auf 43 % AFS zum primären Windschutz empfehlenswert. Ein Planungsprozess für ein silvoarables AFS im Masterline Design rundet die Studie ab. Die entwickelten Planungsansätze unterstützen eine Agroforstberatung, die an praktischen Anforderungen orientiert, aber wissenschaftlich fundiert ist. Dafür sollte die wissenschaftliche Grundlage für die Wirkung von AFS in Abhängigkeit von Planungs- und Standortfaktoren in künftigen Forschungsarbeiten erweitert werden.