9. März 2023

Damit die positiven Wirkungen von Agroforstsystemen auf die Landnutzung langfristig auch wirklich greifen bedarf es einer guten Planung und Beratung vorab. Letztere fängt mit der Erfassung des Ausgangszustands, einschließlich der betriebswirtschaftlichen und ökologischen Ziele des Betriebes, an. Dafür wurde im Rahmen des Projektes Beratungsstandards in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Beratung & Planung des DeFAF sowie mit der VRD Stiftung für Erneuerbare Energien ein Fragebogen für die Agroforst-Beratung erstellt, der die wichtigsten Rahmendaten und betriebsspezifischen Informationen abfragt. Landwirt:innen, die ein Agroforstsystem anlegen möchten, können diesen in Vorbereitung auf ein Beratungsgespräch herunterladen, soweit möglich ausfüllen und an dem/der Berater:in zukommen lassen. Ebenso können Berater:innen den Fragebogen an Interessierte senden, die selbst ein Agroforstsystem anlegen möchten. Während des Beratungsprozess können die Einzelheiten dann weiter im Detail besprochen und weitere Fragen geklärt werden. So wird im Laufe der Planung des Systems nichts außer Acht gelassen, damit das gewünschte Agroforstsystem auf den jeweiligen Betrieb zugeschnitten werden kann, und ein erfolgreicher Beratungsprozess kann durchlaufen werden.

06.02.2023

Unter dem Motto Land.Kann.Klima. hat sich das Zukunftsforum 2023 dem Thema Ländliche Räume und Klimaschutz bzw. Klimaanpassung gewidmet. Bundesminister Cem Özdemir eröffnete die Veranstaltung am 25. Januar auf dem Berliner Messegelände.

In 32 Fachforen konnten sich Zukunftsgestalterinnen und -gestalter und Interessierte darüber austauschen, welche Chancen und Herausforderungen sich für die ländlichen Räume bei der Anpassung an den Klimawandel stellen und welchen Beitrag diese beim Klimaschutz leisten können.

Mit dem Fachforum Bäume auf den Feldern? Agroforst als Klimachance!stellte der DeFAF e.V. am ersten Veranstaltungstag die Agroforstwirtschaft einem breiten Publikum vor. Guido Höner (Chefredakteur, top agrar) und Philipp Westerwalbesloh (Verbandsentwickler, DeFAF e.V.) führten durch unterhaltsame 90 Minuten in denen die agroforstliche Praxis als eine Lösung der Klimakrise punkten konnte.

Burkhard Kayser (Berater für Agroforst und nachhaltige Landnutzung) schärfte mit seiner Einführung über die breite Vielfalt von Agroforstsystemen das Verständnis des Publikums.

Anschließend begrüßte Guido Höner Maria Giménez (Landwirtin – Wilmars Gaerten GmbH, Trebbin) und Reiner Guhl (Landwirt – Landwirtschaftshof Düpow, Perleberg) auf der Bühne und sprach mit den beiden über ihre Beweggründe für die agroforstliche Bewirtschaftung. In Brandenburg machen der Landwirtschaft vor allem die immer länger andauernden Hitze- und Trockenperioden zu schaffen. Der Abtrag von fruchtbarem Boden durch Winderosion ist die Folge und soll durch Bäume auf den Feldern abgemildert werden.

Auch Starkregenereignisse führen zu Bodenerosion. An den Bericht aus der Praxis anknüpfend, nahm Frank Wagener (Institut für angewandtes Stoffstrommanagement – IfaS, Trier) die Kommunen in die Pflicht, den Schulterschluss mit der Landwirtschaft zu suchen und durch eine Ausweitung von Agroforstsystemen in der Landschaft, Klimafolgeschäden abzumildern.

Aber auch beim Klimaschutz kann die Agroforstwirtschaft einen aktiven Beitrag leisten. In seinem abschließenden Vortrag verdeutlichte Rico Hübner (Referent für Forschung, DeFAF e.V.) dies, indem er die verschiedenen Potentiale bei Kohlenstoffeinsparung und -speicherung durch Agroforstsysteme aufführte.

Nach zwei digitalen Ausgaben fand das Zukunftsforum 2023 am 25. und 26. Januar als Hybridveranstaltung in Berlin und online statt. Die Aufzeichnung des Fachforums steht auf der Veranstalterseite zur Verfügung.

Das Zukunftsforum Ländliche Entwicklung ist das größte und bedeutendste nationale Forum für Fragen ländlicher Entwicklung in Deutschland. Es wird vom BMEL jährlich im Januar im Rahmen der Internationalen Grünen Woche ausgerichtet.

„Landwirtschaft & Ernährung für eine Welt im Umbruch“, so lautet der Themenschwerpunkt des diesjährigen Kritischen Agrarberichts. Insgesamt 46 Beiträge sind diesem und weiteren Themen gewidmet. Die Agroforstwirtschaft kann dabei eine wichtige Rolle einnehmen. Penka Tsonkova und Rico Hübner widmen ihren Beitrag dabei dem Thema „Was bringen Agroforstsysteme für die Umwelt? Beispiele, Potenzialabschätzung und Bewertung der aktuellen Entwicklung in Deutschland.“

 

21.11.2022

Im neuen Themenblatt zum Einsatz von Maschinen im Agroforst wird ein Überblick über die Möglichkeiten der Mechanisierung in silvoarablen und silvopastoralen Agroforstsystemen gegeben. Gegliedert in die verschiedenen Bewirtschaftungsschritte Anlage, Pflege und Ernte (Holz- und Fruchternte) werden entsprechende maschinelle Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt und anschließend Hinweise zur Beschaffung von gebrauchten Maschinen gegeben. Das Themenblatt können Sie in unserer Infothek oder direkt hier herunterladen.

Mit dem neuen Format des Infoblatts reagiert der DeFAF auf die hohe Nachfrage an gesammelten, themenspezifischen Informationen. Etwas kompakter als ein Themenblatt sind die Infoblätter oftmals Absprungbasis für eine eigene tiefergehende Recherche und sollen in regelmäßigen Abständen durch das Feedback der interessierten Leser aktualisiert und mit weiteren Informationen angereichert werden. Neu veröffentlicht wurden Infoblätter zu den folgenden Themen:

  • Nutzungsmöglichkeiten von Gehölzen in Agroforstsystemen
  • Preise und Erträge (verholzende Komponente in AFS)
  • Finanzierungsmöglichkeiten für Agroforstsysteme

Sowohl das Themenblatt, als auch die neuen Infoblätter, sind Arbeitsergebnisse des DeFAF-Fachbereichs Ökonomie und Bewirtschaftung und durch ehrenamtliches Engagement entstanden. Alle gesammelten Arbeitsergebnisse des Fachbereichs sind auch auf der entsprechenden Webseite zu finden.

Die Arbeit des Fachbereichs geht weiter und deswegen sei an dieser Stelle abschließend noch ein Aufruf in eigener Sache veröffentlicht:

Gesucht werden Praxis- und Forschungsbetriebe, die bereit sind Zahlen zur Anlage und/oder Pflege ihrer Agroforstsysteme (AFS) zu teilen. Die Datenerhebung soll in erster Linie dazu dienen, agroforst-interessierten Betrieben eine konkrete Entscheidungs- bzw. Planungsgrundlage zur Verfügung zu stellen.

Benötigt werden:

  • eine Übersicht über alle Tätigkeiten (z.B. Auswahl der Baumarten, Reihe ausmessen, (Schritte der) Pflanzung, Kontrollgänge, Beikrautbekämpfung, …);
  • die Dauer der Tätigkeiten (Akh, soweit dokumentiert);
  • anfallende Kosten (z.B. Pflanzgut, Pflanzmaschine, Baumschutz, Herbizid, …);
  • und eine kurze Beschreibung des AFS und des Standorts.

Um die Datenerfassung zu erleichtern, wurde eine Vorlage erstellt, die gerne zur Verfügung gestellt wird (). Die bereitgestellten Daten können auf Wunsch auch anonymisiert behandelt werden.

15.11.2022

Die Agroforstwirtschaft bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, um sich die positiven Effekte von Bäumen und Sträuchern in der Landwirtschaft zunutze zu machen. In einem neue Erklärvideo des DeFAF wird anschaulich beschrieben, auf welcher Entscheidungsbasis das passende System gestaltet werden kann. Je nach Standort, Produktionsziel des Betriebs und Umweltleistungen, die erfüllt werden soll, eignen sich unterschiedliche Agroforstsysteme. Ähnlich einem Baukastenprinzip lässt sich darauf aufbauend mit den Komponenten Gehölze, Ackerkulturen und Nutztiere das passende System gestalten. In dem neuen Video, das im Rahmen des Vorhabens AgroBaLa entstanden ist, wird dieser Entscheidungsprozess anhand von zwei Beispielen erklärt. Zu finden ist das Video auf dem DeFAF Youtube-Kanal sowie in der Infothek der DeFAF-Webseite.

 

10. November 2022

In der Kategorie „Gesamtbetriebliche Konzeption“ wurde der Biolandhof „Bannmühle“ (Nordpfälzer Bergland, Rheinland-Pfalz) mit zwei weiteren Siegern durch eine 12-köpfige, unabhängige und interdisziplinäre Jury ausgewählt.

Eigentlich sollte DeAFAF-Mitglied Hans Pfeffer im Rahmen des Fachkolloquiums am 13. und 14. Oktober 2022 in Fulda seine nachhaltigen Lösungen für die Wertschöpfung in Mittelgebirgen präsentieren. Die Apfelernte und Vermostung hielten ihn leider von einer Teilnahme ab. Das Jurymitglied Frank Wagener nahm den Preis und Geschenkkorb in Fulda in seine Obhut, um seine Laudatio kurzerhand auf der Bannmühle in der hofeigenen Mosterei zu halten:

Die Jury hob besonders hervor, dass

  • das Keyline Design in Deutschland weitestgehend unbekannt ist und nur Teile des Verfahrens es bisher in das öffentliche Bewusstsein geschafft haben.
  • die Bannmühle der erste Betrieb in Deutschland ist, bei dem das Keyline Design in diesem Maßstab und in detailreich verknüpften Maßnahmen in die Fläche gebracht wurde.
  • das Bewirtschaftungssystem eine innovative Verknüpfung von Agroforstkulturen mit Maßnahmen zur Speicherung /Rückhalt von Wasser ist (Höhenlinien angepasste Wasserverteilung und Speicherung durch Gräben, (Tiefen)Lockerung des Oberbodens in den Pflanzreihen, Himmelsteich usw.).
  • die Idee das landbauliche Potenzial v.a. zur Erhaltung von hoch biodiversen Grenzertragsstandorten in Zeiten des immer stärker sichtbaren Klimawandels zeigt: Denn Wasserextremereignisse wie Dürre und Starkregen beschleunigen die Aufgabe von Jahrhunderte alten, wichtigen Grünlandstandorten unserer Kulturlandschaften.
  • das adaptierte Landbausystem Leistungen zum Starkregenschutz durch Landbewirtschaftung für unterhalb liegende Ortschaften – wie hier Odernheim – erbringt, die für interdisziplinäre Hochwasserschutzkonzepte von herausragender Bedeutung sind.
  • der Pioniergeist von Hans Pfeffer die Entwicklung und Sichtbarkeit dieses gesamtgesellschaftlich außerordentlich wichtigen Lösungsweges zur Bewirtschaftung unserer Kulturlandschaften befördert.

Gut gelaunt überreichte Frank Wagener dann Urkunde, Schild und Geschenkkorb an Hans Pfeffer. Mehr Informationen zum Wettbewerb auf den Seiten des DVL und zum Betrieb Bannmühle in einem Artikel in der Zeitschrift LandInForm.

Bewirtschaftungsplanung von Hecken in Agrarlandschaften „leicht gemacht“ mit Hilfe der Entscheidungshilfe GoÖko-Heckenmanager

08.11.2022

Hecken stellen in Agrarlandschaften zahlreiche Ökosystemleistungen (ÖSL) bereit. Um die unterschiedlichen Hecken in der Landschaft in einem guten Zustand zu erhalten, sodass sie möglichst vielfältige ÖSL bereitstellen können, ist eine nachhaltige Heckenbewirtschaftung erforderlich. Ziel des Modell- und Demonstrationsvorhabens (MuD) GoÖko (Gehölznutzung Optimiert Ökosystemleistungen; FKZ 2818BM050) war die exemplarische Integration von nachhaltigen Heckenbewirtschaftungsmaßnahmen in Agrarräumen. Durch eine nachhaltige Bewirtschaftung sollen die Heckenstrukturen und die durch diese bereitgestellten ÖSL sowie die Agrobiodiversität dauerhaft erhalten bzw. verbessert werden.

Die Arbeiten im MuD GoÖko wurden durch den Lehrstuhl für Bodenschutz und Rekultivierung an der BTU Cottbus-Senftenberg und die Agrarproduktion GmbH Neuholland-Freienhagen in Kooperation mit Naturpark Barnim zwischen 2019 und 2021 durchgeführt. Im Untersuchungsgebiet des MuD GoÖko im Landkreis Oberhavel, Brandenburg, wurde modellhaft gezeigt, wie vorhandene Gehölzstrukturen in Agrarlandschaften nach einer generalisierbaren Methode kartiert und bewertet werden können und welche Bedeutung die Entwicklung dieser Strukturen für deren Bereitstellung von ÖSL hat. Dafür sollten die kartierten Hecken anhand von drei allgemeinen Kriterien: i) der Heckenstruktur, ii) dem Bedeckungsgrad und iii) dem Natürlichkeitsgrad vor Ort kategorisiert werden.

In 10 Hecken mit unterschiedlichen Heckeneigenschaften erfolgte eine modellhafte Bewirtschaftung in insgesamt 58 20 m-Abschnitten. Hierbei wurden unterschiedliche Arbeitsvorgänge bei den Bewirtschaftungsmaßnahmen getestet. In sieben Hecken wurden drei Methoden der Holzernte ausprobiert: i) vorwiegend motormanuell, ii) teilmechanisiert und iii) vorwiegend vollmechanisiert, wobei die Kosten für Letztere mit 17 EUR/RM am niedrigsten ausfielen. Die höchsten Kosten ergaben sich für das teilmechanisierte Verfahren und betrugen 34 EUR/RM. Überalterte Hecken können aufgrund der sehr starken Stämme in der Regel nicht vollmechanisiert geerntet werden, was die Kosten für deren Bewirtschaftung erhöht.

Für die Bewirtschaftungsplanung von Hecken auf Landschaftsebene nach dem GoÖko-Prinzip wurde eine webbasierte Entscheidungshilfe, der GoÖko-Heckenmanager, entwickelt. Die Anwendung ist unter https://hecken-landschaft.de/entscheidungshilfe kostenfrei verfügbar. Sie stellt einen systematischen Ansatz für die nachhaltige Bewirtschaftung von Hecken dar, wobei konkrete Eingriffe für jede Hecke individuell festgelegt werden können. Auch lokale und regionale Besonderheiten können berücksichtigt werden.

Die Anleitung ist für jeden Schritt auf der Webseite in Form von Merkblättern verfügbar. Im ersten Schritt erfolgt die Auswahl der Hecken in der Landschaft. Diese werden mittels eines Zeichnungswerkzeuges als Polygone digitalisiert. Im zweiten Schritt werden die notwendigen Daten zu den gezeichneten Hecken im Eingabeformular eingetragen. Dafür ist eine Vor-Ort-Datenerhebung notwendig. Im dritten Schritt kann der Zustand der ÖSL der gezeichneten Hecken in der Landschaft (Biomasse Produktion, Windschutz, Wasserschutz, Lebensraum und Landschaftsbild) bewertet werden. Im vierten Schritt erfolgt die Planung der Heckenbewirtschaftung und -weiterentwicklung, wobei die Erkenntnisse aus den Projektarbeiten integriert wurden. Die Planung ist sowohl für einzelne Hecken als auch für Heckengruppen möglich. Dadurch müssen die Maßnahmen für mehrere Hecken die gleich bewirtschaftet werden nur einmalig eingetragen werden. Für jede Planungsgruppe werden Informationen zu den Bereichen „Zielheckenstruktur“, „Holzerntekosten“, „Holzerlöse“ und „Etablierung und Bewirtschaftung“ eingetragen.

Im fünften Schritt wurde die Möglichkeit gegeben, die geplanten Maßnahmen als ein PDF-Dokument zu exportieren und zu speichern. Dieses Dokument fasst alle wichtigen Informationen zusammen und könnte als Grundlage für einen Antrag an die UNB zur Durchführung der Bewirtschaftungsmaßnahmen nach dem GoÖko-Prinzip genutzt werden. Die konkrete Integration des Vorgangs in die Verwaltungsabläufe war allerdings nicht Aufgabe des MuD GoÖko.

Eine wichtige Komponente der Webanwendung ist die Gehölzdatenbank. Diese ist im GoÖko-Heckenmanager integriert, kann aber auch eigenständig genutzt werden. Auf der Startseite der Gehölzdatenbank sind die Gehölzarten nach Gattung gruppiert. Jede Gehölzart kann separat aufgerufen werden, um detaillierte Informationen zu Bereichen wie „Standort und Klimaansprüche“, „Lebensbereiche der Gehölze“, „Nutzung“, „Landschaftsbild“ zu erhalten. Die Gehölzdatenbank ist unter https://hecken-landschaft.de/gehölzdatenbank verfügbar.