Julia Günzel | 12.12.2025

Für die Gestaltung nachhaltiger und regionaler Versorgungsstrukturen spielen die ländlichen Räume eine tragende Rolle. Mit der Agroforstwirtschaft bieten sich hierfür neue Potentiale: landwirtschaftliche Flächen werden mehrfach und nachhaltiger genutzt, gleichzeitig können neue Produkte die regionale Versorgung und Wertschöpfung bereichern. Wie das gehen kann ist u.a. Thema beim Zukunftsforum Ländliche Entwicklung (ZFLE), das im Rahmen der Internationalen Grünen Woche am 21. und 22. Januar 2026 in Berlin statt findet. Der DeFAF bringt sich hierzu im Fachforum „Flächen im Blick – nachhaltige Ernährung & Nahversorgung gemeinsam gestalten“ (Block A am 21. Januar) ein, organisiert vom Bundesverband der Regionalbewegung in Kooperation mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund sowie der Europäischen Metropolregion Nürnberg. Nach kurzen Inputvorträgen wird gemeinsam und interaktiv diskutiert, welche Stellschrauben es auf kommunaler Ebene geben kann. Weitere Infos und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie auf der Veranstaltungsseite.

Die Wertschöpfungspotentiale von Agroforstprodukten sowie Ansätze, um Agroforstsysteme auf regionaler Ebene stärker zu verankern, sind zwei der Themenschwerpunkte des Projektes EELAP. Das Vorhaben beschäftigt sich mit den Möglichkeiten, agrarökologische Praktiken wie die Agroforstwirtschaft auf Landschaftsebene zu skalieren. Der DeFAF freut sich, beim ZFLE in Berlin mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Bereich regionale Entwicklung und Versorgung zu diesen Möglichkeiten in den Austausch zu treten.

 

 

 

Leon Bessert | 12. Dezember 2025

Vom 27. bis 30. Oktober 2025 veranstaltete das Bundesamt für Naturschutz (BfN) bei der Internationalen Naturschutzakademie auf der Insel Vilm bei Rügen die Tagung „Carbon Farming an der Schnittstelle zwischen Klima- und Naturschutz“.

Unter Carbon Farming werden Maßnahmen in der Landwirtschaft verstanden, die sich mit dem Management von Treibhausgasflüssen beschäftigen und darauf abzielen, Treibhausgase zu reduzieren sowie Kohlenstoff im Boden zu binden.

Bei der Tagung wurden drei Methoden des Carbon Farming in jeweils einer eigenen Session näher beleuchtet und behandelt:

  • Agroforstwirtschaft,
  • Pflanzenkohle
  • regenerative Landwirtschaft

Für den DeFAF e.V. referierte Leon Bessert im Rahmen des im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderten Naturschutzvorhabens SEBAS über Wechselwirkungen zwischen Agroforstgehölzen und Artenvielfalt und berichtete über Erfahrungen aus dem Projekt. Außerdem stellte Thomas Middelanis, stellvertretender Fachbereichsleiter im Fachbereich Natur & Umwelt des DeFAF e.V. und Forscher an der Universität Münster, Erkenntnisse aus seiner Arbeit vor, mit dem Fokus auf das Thema „Agroforst kombiniert Natur- und Klimaschutz – Ein grüner Zweig oder Holzweg für die Landwirtschaft?“. Darüber hinaus beleuchtete Mareike Jäger von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Geschäftsführerin der SilvoCultura GmbH Forschung und Inwertsetzung von Ökosystemleistungen aus Agroforstsystemen.

In partizipativen Formaten wurden die drei verschiedenen Carbon-Farming-Methoden hinsichtlich ihrer Wirkung auf die biologische Vielfalt sowie ihr Klimaschutzpotenzial eingeordnet. Dass Agroforstsysteme eine Schlüsselmaßnahme für den natürlichen Klimaschutz darstellen, wurde bereits in einem früheren Blogbeitrag unter Bezug auf die Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates für natürlichen Klimaschutz (WBNK) hervorgehoben.

In den Diskussionen zeigte sich, dass Agroforstsysteme auch für die Förderung der biologischen Vielfalt ein großes Potenzial besitzen und als >Goldstandard< des Carbon Farming betrachtet werden.

Der Goldstandard ist wie die Referenzmesslatte: das eine Beispiel, an dem alle anderen gemessen werden. (vgl. Wikipedia)

Im kommenden Jahr ist eine Veröffentlichung des BfN als Praxisinformation zu den drei Carbon-Farming-Methoden auf Basis dieser Erkenntnisse geplant.

v.l.n.r. hinten: Julia Ritsche, Burkhard Kayser, Philipp Burkhardt | v.l.n.r. vorn: Iruna Müller, Leon Bessert, Thomas Domin, María Giménez, Felix Riecken | (c) Kathleen Domin

Leon Bessert | 04. Dezember 2025

Ende November trafen sich in Berlin Abgeordnete des Bundestages, Landwirt:innen, Expert:innen und Teammitglieder von Agroforst Jetzt! für ein überparteiliches Abendessen zu Arbeitszwecken. Daraus sind neue Anknüpfungspunkte entstanden, wie Agroforst auf parlamentarischer Ebene „an Fahrt aufnehmen“ kann.

Das Bündnis Agroforst Jetzt!, getragen von der ProjectTogether gGmbH, dem DeFAF e.V. und der Baumland Kampagne des ackern und bewegen e.V., ist eine Initiative für die Verbesserung von Rahmenbedingungen der Agroforstwirtschaft.

Der DeFAF e.V. setzt sich seit seiner Gründung für verbesserte politische Rahmenbedingungen der Agrofortwirtschaft ein und das mit Erfolg. Neben der ehrenamtlichen Arbeit durch Vorstand und Fachbereiche wird dieses Thema aktuell in den Projekten MODEMA und EELAP bearbeitet.

Das bundesweite Modell- und Demonstrationsnetzwerk MODEMA arbeitet unter anderem an der Etablierung von Agroforstsystemen als produktionsintegrierte Kompensation (PIK).  Gemeinsam mit allen Akteuren werden in breiter Beteiligung Chancen, Herausforderungen und konkrete Schritte zur Umsetzung von Agroforstsystemen im Rahmen produktionsintegrierter Kompensation herausgearbeitet und auf einer Infoseite begleitet.

Das Projekt EELAP hat zum Ziel, dass agrarökologische Praktiken wie Agroforstwirtschaft im Agrar- und Ernährungssektor langfristig Fuß fassen und als essentielle Maßnahme für eine zukunftsfähige Landnutzung anerkannt werden. Hierfür werden auf Basis einer Analyse der politischen Rahmenbedingungen und bisherigen Erfahrungen Empfehlungen für die Politik erarbeitet, wie dies gelingen kann.

 

 

11.11.2025

Thomas Domin (Landwirt) und Philipp Fumfahr (Bäcker) bei der Präsentation des Agroforst-Brotes im Branitzer Park in Cottbus

In diesem Herbst gibt es in der Lausitz wieder Champagnerroggenbrot (80%) aus dem Agroforst. Den Auftakt in die neue Saison gab es am 28.09. auf dem Gelände der Baumuniversität in Branitz zum bundesweiten Aktionstag zum Klimawandel in historischen Gärten und Parks, zu diesem Anlass wurde das Agroforst-Brot erstmalig wieder verkauft.

Der Roggen für das Agroforst-Brot stammt erneut aus dem Agroforstsystem von Agroforst-Pionier und Landwirt Thomas Domin. Nach der erfolgreichen Vermarktung im letzten Jahr hat er die Anbaufläche für den Champagnerroggen noch einmal erweitert. Hinter dem Agroforst-Brot steht eine transparente und durch und durch regionale Wertschöpfungskette, die zur Nachahmung einlädt: Das Getreide wächst rund um Peickwitz bei Senftenberg, wird in der Kümmelmühle  in Burg/Spreewald vermahlen und anschließend in der Bäckerei Wahn in Vetschau/Spreewald zu Brot gebacken. Die Ressourcen des Agroforst-Brotes von der Ernte bis zur Auslage im Bäckerladen werden dabei in einem Radius von nur ca. 45 km bewegt.

Seit Mitte Oktober gibt es das Agroforst-Brot wieder in den Filialen der Bäckerei Wahn sowie im Hofladen des Landwirtschaftsbetriebs Domin in der Lausitz – solange der Champagnerroggen reicht. ;-)

Zu diesem Anlass traf sich auch die Vermarktungsinitiative „Besser mit Bäumen“ am 09.10.2025 zum dritten Mal, um aktuelle und potenzielle Vermarktungswege und -formate für Agroforst-Produkte in der Lausitz und darüber hinaus zu diskutieren. Die Besichtigung der Kümmel-Mühle, in der auch das Agroforst-Roggenmehl verarbeitet wird, war eines der Highlights des Tages.

Interview mit Agroforst-Bäcker Philipp Fumfahr von Bäcker Wahn

Produktblatt Agroforst-Brot aus Champagner-Roggen (80%)

Kontakt beim DeFAF e.V.: Ruben Weber / Anke Hahn