Mehrere Organisationen aus Landwirtschaft und Zivilgesellschaft haben einen gemeinsamen Aufruf für verbesserte Rahmenbedingungen der Agroforstwirtschaft verfasst. Der DeFAF e.V. hilft dabei, die Initiative zu koordinieren, die von der ProjectTogether gGmbH ins Leben gerufen wurde, und hat den Aufruf mitentwickelt. Alle an zukunftsfähiger Landwirtschaft interessierten Organisationen sind aufgerufen dieses Papier digital mitzuzeichnen.

Es ist allgemein anerkannt, dass Agroforstsysteme zahlreiche Ökosystemleistungen bereitstellen und gleichzeitig die Produktivität erhöhen – sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik. Dennoch wird dieses Potenzial weiterhin unzureichend genutzt, da bürokratische Hürden und eine unzureichende Anerkennung der gesellschaftlichen Leistungen die verstärkte Umsetzung hemmen.

In dem Aufruf wird die zukünftige Bundesregierung aufgefordert, klare Rahmenbedingungen für Agroforst zu schaffen:

  • Agroforstsysteme sollen als landwirtschaftliche Nutzung in allen relevanten Gesetzen anerkannt werden, auch im Naturschutzrecht.
  • Es soll ein nationales Sofortprogramm geben, das die Pflanzung und Pflege von Agroforstsystemen unbürokratisch fördert.
  • Bürokratische Hürden sollen abgebaut und die Förderbedingungen zwischen den Bundesländern vereinheitlicht werden.

Die neue Bundesregierung hat nun die Möglichkeit, systemische Bewirtschaftungsansätze wie die Agroforstwirtschaft gezielt zu fördern und so auch die volkswirtschaftlichen Ausgaben im Landwirtschaftssektor zu senken.

Mit diesem gemeinsamen Aufruf möchten wir ein Zeichen setzen, damit Agroforstsysteme ihr Potenzial entfalten können. Jetzt den Aufruf einsehen und unterzeichnen auf www.agroforst.jetzt

Die Deutsche Kreditbank AG (DKB) finanziert eine Reihe von zukunftsfähigen Projekten und Geschäftsmodellen. In ihrem Sustainable Lending Framework definiert die Bank Kriterien für nachhaltige Finanzierungen. In Kooperation mit dem DeFAF e.V. integrierte die Bank 2024 nun auch Agroforstsysteme als Kriterium für nachhaltige Finanzierungen in der Landwirtschaft.

Ein Sustainable Lending Framework (SLF) dient Banken als Klassifizierungsinstrument für nachhaltige Finanzierungen. Die DKB definiert in ihrem SLF Kriterien für die ökologische Nachhaltigkeit (Annex 1), soziale Nachhaltigkeit (Annex 2) und an Nachhaltigkeitskriterien geknüpfte Unternehmenstransformation (Annex 3). Beispiele für als ökologisch nachhaltig klassifizierte Finanzierungen in der Landwirtschaft sind Betriebsumstellungen von konventioneller auf biologische Landwirtschaft, die Finanzierung einer PV-Anlage oder der Neubau eines Milchviehstalls in mindestens Haltungsform 3. Ein weiteres Kriterium ist während der Aktualisierung im Jahr 2024 hinzugekommen: „Etablierung und Pflege von Agroforstsystemen gemäß der gesetzlichen Definition“. Das heißt, Kredite, die Landwirtinnen und Landwirte mit dem Zweck der Etablierung eines Agroforstsystems von der DKB bekommen, gelten als nachhaltig. Finanzierungen mit anderen Verwendungszwecken eines landwirtschaftlichen Betriebs, der auf mind. 5 % seiner Betriebsfläche eine diversifizierte agroforstliche Landnutzung betreibt (im Abgleich mit den gesetzlichen Mindestanforderungen) werden ebenso als nachhaltig klassifiziert. Agroforstwirtschaft gehört somit neben z. B. dem Ausbau erneuerbarer Energien und der ökologischen Landwirtschaft zu wichtigen Klimaschutz- und Biodiversitätsmaßnahmen im Sustainable Lending Framework.
Agroforstsysteme erfüllen vielfältige Umweltleistungen, die zu den nachhaltigen Themen und Finanzierungszwecken der DKB passen: die Bindung von Kohlenstoff in ober- und unterirdischer Biomasse und den Schutz von (Boden-)Biodiversität.

Wir freuen uns, dass die DKB seit 2025 auch offizielles Fördermitglied des DeFAF e.V. ist, und hoffen, dass die Integration in das Sustainable Lending Framework der Bank zu Finanzierungen in diesem Bereich und zur Skalierung der Agroforstwirtschaft in Deutschland beiträgt. Mehr Infos zum Sustainable Lending Framework der DKB gibt es HIER.

Zur Erreichung der Klimaschutzziele gilt es alle Möglichkeiten zu nutzen, um der Atmosphäre Kohlenstoff zu entziehen und dieses dauerhaft zu speichern. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) arbeitet aktuell an einer Langfriststrategie Negativemissionen (LNe). Der DeFAF ist beim Prozess dabei, um die Kohlenstoffbindungspotenziale der Agroforstwirtschaft im Bereich Carbon Farming stärker zu betonen und langfristig in der Strategie zu verankern.

Das Klimaschutzgesetz fordert in §3 (2), dass bis zum Jahr 2045 die Treibhausgasemissionen so weit gemindert werden, dass sie durch CO2-Senken kompensiert werden und so „die Netto-Treibhausgasneutralität erreicht wird. Nach dem Jahr 2050 sollen negative Treibhausgasemissionen erreicht werden.“

Der bedarfsgerechte Ausbau von CO2-Entnahmemethoden benötigt ökonomische Anreize. Diese sollen so gesetzt werden, dass die Ziele der Langfriststrategie Negativemissionen (LNe) möglichst sicher, nachhaltig und kosteneffizient erreicht werden. Im Rahmen der Erstellung der LNe werden daher mögliche ökonomische Anreizmodelle beleuchtet und Optionen für einen tragfähigen Marktrahmen entwickelt, die auch die entsprechenden Prozesse auf EU-Ebene berücksichtigen.

Beim zweiten Treffen der AG 3 im Rahmen des LNe-Prozesses, der von der Deutschen Energie-Agentur DENA im Auftrag des BMWK koordiniert wird,  am 06.03.2025 wurden unterschiedliche Instrumente zur Gestaltung des Marktes für CO2-Entnahme vorgestellt und erste Empfehlungen und Umsetzungsansätze diskutiert. Im Ergebnis werden ausgewählte Instrumenten und eine potenzielle Abfolge von deren Einsatz skizziert. In einer der Gruppenarbeiten wurde u.a. erläutert, warum Agroforstsysteme in diesem Zusammenhang besonders berücksichtigt werden sollten.

Die im White Paper der European Biochar Initiative (2020) auf S. 14 dargestellten sechs Negativemissionstechnologien „arbeiten“ mit Bäumen! „(Wieder-) Aufforstungen“ sollen viel Kohlenstoff je Hektar Wald speichern und zusätzlich über die stoffliche Nutzung den Kohlenstoffvorrat in Holzbauprodukten erhöhen. Auch für die verstärkte Produktion von Pflanzenkohle, die als langfristiger Kohlenstoffspeicher im Boden und in Baustoffen angesehen wird, werden zusätzliche Baumpflanzungen benötigt, ebenso wie für BECCS (Bioenergy with Carbon Capture & Storage), wo Holz energetisch genutzt und das CO2 aus den Abgasen abgeschieden und dauerhaft (unterirdisch) eingelagert werden soll. Ein erster praktischer Ansatz für BECCS (allerdings noch ohne CO2-Abscheidung und -Einlagerung!) wird von der Firma Energy Crops im weiteren Umfeld von Berlin praktiziert: Dort werden Landwirte als Partner für die Energieholzproduktion in Form von Kurzumtriebsplantagen oder Gehölzstreifen gesucht.

Außer für die Energiegewinnung wird auch für die Dekarbonisierung der Chemieindustrie viel zusätzliches Holz benötigt: In Leuna steht die erste deutsche Bioraffinerie vor der Fertigstellung. Sie will auf der Basis von Holz Funktionsfüllstoffe, erneuerbare Glykole und Lignin-Produkte als Alternativen zu erdölbasierten Rohstoffen produzieren. Auch wenn dafür zunächst regionales Buchenholz aus der Forst- und Holzwirtschaft genutzt werden soll, so wird mittelfristig auch an neue Quellen gedacht: An der Universität Halle läuft seit 2024 das Projekt DIP: SMART Agroforst – Digitalisierung zur Förderung der Etablierung von Agroforstsystemen auf der Landschaftsebene als Beitrag zur Klimaresilienz Süd-Sachsen-Anhalts und Dekarbonisierung seiner chemischen Industrie.

Hier wird sinnvollerweise nicht an Neuaufforstungen gedacht, sondern an die Integration der Produktion des zusätzlich erforderlichen Holzes in Agroforstsystemen, die gerade auf den großflächigen Schlägen in Ostdeutschland zur Sicherung der landwirtschaftlichen Erträge in Dürreperioden und zum Erosions- und Artenschutz besonders notwendig sind.

Schon in den Politikempfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats Agrarpolitik an die Politik „Nutzung von Biomasse zur Energieerzeugung“ (2007) schneidet die Holz- bzw. Energieproduktion mit Pappelholz in Kurzumtriebsplantagen und Agroforstsystemen sowohl von der CO2-Vermeidungsleistung je ha als auch von den CO2-Vermeidungskosten am besten ab, verglichen mit anderen Bioenergienutzungspfaden. Da die Anlage solcher Systeme relativ kostengünstig und einfach ist und ihre positiven ökologischen (und auch ökonomischen) Wirkungen auf großen Ackerschlägen offensichtlich und potentiell ausbaufähig sind, erscheint es sehr sinnvoll, die Anlage solcher Agroforstsysteme schnell und intensiv voranzutreiben.

Stand: 13.03.2025

Seit Anfang des Jahres nimmt der Aufbau des Agroforst-Impulsbüros in der Altmark (Sachsen-Anhalt) nun richtig Fahrt auf. Am 1. Januar 25 begann Simone Dehn (5. v.l.) ihre Stelle beim DeFAF als Projektkoordinatorin für das Impulsbüro.

Fachliche Unterstützung liefert Katharina Nabel (2. v.l.) von Agroforst-Altmark. Mit Teilnehmenden des Agroforst-Stammtischs Altmark und Ehrenamtlichen aus dem Ökodorf Sieben Linden (ebenfalls Kooperationspartner) gibt es eine breite Aktionsbasis für das Ziel, Impulse für die Anlage von Agroforstsystemen in die ländliche Altmark zu bringen.

Seit dem 17. Februar 25 vervollständigt Andreas Linder das DeFAF-Team als fachlicher Projektmitarbeiter für das Impulsbüro. Dieses wird u.a. Informationsveranstaltungen für Bildung und Vernetzung anbieten und die Anlage von Agroforst-Modellflächen fördern. Die Segel sind gesetzt!

Aktuell stecken wir mitten in der Vorbereitung der Pflanzung unserer ersten Agroforst-Modellfläche in der Altmark auf dem Biohof Ritzleben. Vom 31. März bis zum 3. April werden wir über 70 Apfelbäume pflanzen und die Fläche für eine nachhaltige Landnutzung mit Agroforstwirtschaft vorbereiten.

Es gibt viel zu tun! Nach der Vorbereitung der Fläche und der Pflanzlöcher startet die eigentliche Pflanzung. Anschließend liegen dann noch der Baumschutz und die Installation der Bewässerung an. Angelegt werden zunächst zwei Gehölzstreifen.

Gemeinsam setzt das Altmark-Team einen wichtigen Impuls für die Landwirtschaft der Zukunft! Unterstützende und Mitmachende sind willkommen (Kontakt: Andreas Linder, , 01747696748).