28. März 2022

Für Untersuchungen zur Festlegung von Kohlenstoff auf Streuobstwiesen und dem Potential für Nachpflanzungen wird aktuell ein/e Masterstudent/in gesucht. Unter der Betreuung von Dr. Martin Wiesmeier (LfL / TU München) und Dr. Rico Hübner (DeFAF e.V. / TU München) sollen unter anderem die Gehölzbiomasse an mehreren Standorten in Niederbayern erfasst und Bodenproben durchgeführt werden. Beginn der Untersuchung ist ab Mai 2022 möglich. Alle weiteren Informationen und Ansprechpartner finden Sie hier.

Mit der Agroforstwirtschaft lässt sich die Landnutzung nachhaltiger und zukunftsfähig gestalten. Gerade in der durch starke Trockenheit und leichte Böden geprägten Lausitz bietet sie großes Potential, um die Klimaanpassung der Landwirtschaft in der Region zu verbessern. Aber wie können Agroforstsysteme in der Lausitz in die Praxis gebracht werden? Zu welchen Systemen gibt es bereits gute Erfahrung? Was ist zu beachten, wenn man Agroforstsysteme anlegen möchte und wer kann dabei vielleicht unterstützen?

Um über diese und weitere Fragen zu diskutieren, lädt der DeFAF zum 1. Agroforst-Stammtisch am 9. März 2022 um 17:00 Uhr ein. Nach einem inhaltlichen Beitrag zur Agroforstwirtschaft und ihren Potentialen für die Lausitz können sich die Teilnehmenden an der offenen Diskussion einbringen und direkt in den Austausch treten. Der Stammtisch, der im Rahmen des Projektes AgroBaLa stattfindet und vorerst digital stattfindet, soll langfristig eine regelmäßige Plattform für die Vernetzung und den Austausch zwischen allen an der Agroforstwirtschaft Interessierten in der Region bieten. Für eine bessere Planung bitten wir um eine formlose Anmeldung über guenzel@defaf.de. Der Zugangslink wird im Vorfeld der Veranstaltung per E-Mail versendet.

 

19.12.2021

Der DeFAF e.V. hat sich die vergangenen zwei Jahre intensiv dafür eingesetzt, dass die Agroforstwirtschaft in der neuen GAP prominent berücksichtigt und vor allem auch in Deutschland endlich in die Agrarverordnungen aufgenommen und gefördert wird. Vieles, was noch vor zwei Jahren undenkbar gewesen wäre, wurde erreicht. So sind Agroforstsysteme ab 2023, wenn die neuen Verordnungen in der landwirtschaftlichen Praxis Anwendung finden, als Teil der beihilfefähigen, landwirtschaftlichen Fläche definiert. Die Anlage von Agroforstsystemen ist dabei auf Ackerland, in Dauerkulturen und auf Grünland möglich. Als Erfolg kann ferner gewertet werden, dass die Beibehaltung der agroforstlichen Bewirtschaftung in den Maßnahmenkatalog der Öko-Regelungen aufgenommen wurde.

Trotz dieser sehr erfreulichen Entwicklung gibt es Grund zur Skepsis, ob Agroforstsysteme in der landwirtschaftlichen Praxis tatsächlich verstärkt umgesetzt werden. Dies liegt vor allem an einigen, in der GAP-Direktzahlungen-Verordnung festgelegten Rahmenbedingungen (z.B. nicht gerechtfertigter, sehr niedriger Öko-Regelungs-Förderbetrag von 60 €/ha Gehölzfläche; Mindestabstand von 20 m vom Gehölzstreifen zum Flächenrand; Einschränkungen der Baumarten), deren Änderung neben dem DeFAF e.V. auch zahlreiche andere Verbände gefordert haben.

Die GAP-Direktzahlungen-Verordnung wurde nun am 17. Dezember 2021 im Bundesrat bestätigt. Zuvor hatte der DeFAF e.V. dafür geworben, dass die Bundesländer noch verschiedene Änderungsanträge einbringen, um die Rahmenbedingungen sozusagen in letzter Minute doch noch zu verbessern. Einige Forderungen wurden auch tatsächlich in Änderungsanträgen berücksichtigt und von den Bundesratsausschüssen für Agrarpolitik und Verbraucherschutz sowie für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit befürwortet. Trotz der Empfehlungen der Ausschüsse wurde wichtigen Änderungsanträgen, wie z.B. eine höhere Förderung in Bezug auf einen Hektar Agroforstfläche oder eine Verringerung des Mindestabstandes, nicht zugestimmt. Aus Sicht des DeFAF e.V. wurde damit eine große Chance für mehr Klimaschutz, Klimaanpassung, Bodenschutz und Strukturvielfalt in der Landwirtschaft vertan, denn es muss davon ausgegangen werden, dass die Förderung von Agroforstsystemen als Öko-Regelung nicht angenommen wird.

Ein kleiner Lichtblick ist Ziffer 5 der durch den Bundesrat ebenfalls am 17. Dezember 2021 verabschiedeten Entschließung zur GAP-Direktzahlungen-Verordnung. Demnach sollen die Vorschriften für die Öko-Regelung „Beibehaltung von Agroforstsystemen“ zügig angepasst werden, sollte sich abzeichnen, dass diese nicht im geplanten Ausmaß zur Anwendung kommt. Weshalb die Rahmenbedingungen nicht von vornherein im Sinne einer verstärkten Umsetzung und Bewirtschaftung von Agroforstsystemen optimiert werden, erschließt sich nicht. Aber immerhin bietet die Entschließung eine Basis, auf die sich der DeFAF e.V. bei seiner weiteren Arbeit in den kommenden Jahren berufen wird. Es wartet also diesbezüglich weiterhin viel Arbeit auf den DeFAF e.V., der sich auch künftig mit aller Kraft für mehr Agroforstsysteme in Deutschland und damit für eine zukunftsgewandte, klimaangepasste, produktive und nachhaltige Landnutzung einsetzen wird.

17.12.2021

Der Landesbauernverband (LBV) Brandenburg und der Agrarmarketingverband pro agro haben mehrere Landwirtschaftsbetriebe im Rahmen des Wettbewerbs „Zukunft durch Vielfalt“ ausgezeichnet. In der Kategorie „Klimaanpasser“ hat sich der Landwirtschaftsbetrieb Domin in Peickwitz, Senftenberg, durchgesetzt, der seit mehreren Jahren die Agroforstwirtschaft in Brandenburg umsetzt und damit einen wichtigen Beitrag für eine klimaangepasste und nachhaltige Landwirtschaft leistet. Auch wir als Verband freuen uns über diese Auszeichnung unseres Vorstandsmitglieds und gratulieren herzlich! Zuletzt war der Betrieb von Thomas Domin in der rbb-Dokumentation „Bauer sucht Baum“ vorgestellt worden, in der er unter anderem über seine Beweggründe berichtet, die Agroforstwirtschaft auf seinem Hof umzusetzen.

16.12.2021

Mit dem Generationswechsel in der Landwirtschaft geht in vielen Fällen auch eine Neuorientierung der Bewirtschaftungsform einher. Häufig findet sich allerdings kein Nachfolger. Matthias Maile, gelernter Maschinenbautechniker aus Hausen, einem Ortsteil der Gemeinde Greding in Bayern, führt den Landwirtschaftsbetrieb seines Großvaters seit 2014 im Nebenerwerb und hat sich 2018 für die Agroforstwirtschaft entschieden. Neben Walnüssen pflanzte er in den ersten zwei Agroforstsystemen auch verschiedene Wildobstbäume. In einem Interview verrät er uns seine Beweggründe dafür, Agroforstwirtschaft zu betreiben.

Matthias, in Bayern ist die Agroforstwirtschaft nicht so sehr verbreitet. Wie bist du zu dem Thema gekommen? Und wie wurde dein Vorhaben von deiner Familie und anderen Landwirten in deinem Umfeld aufgenommen?

Im Grunde war es der Zufall, der mich 2015 auf die Agroforstwirtschaft aufmerksam machte. Inspiriert wurde ich durch einen Kurzbeitrag auf einer Online-Videoplattform, welcher sich mit verschiedenen Agroforstsysteme befasste. Ich setzte mich immer stärker mit der Thematik auseinander, jedoch dauerte es noch ein weiteres Jahr, bis ich mich im Frühjahr 2016 an erste Planungen wagte.

In Bayern war mir bis dahin nur eine Agroforstflächen bekannt, jedoch nicht mit dem Ziel der Wertholzproduktion. Daher holte ich mir Unterstützung durch die Innovationsgruppe Aufwerten. Mit meinen Vorhaben wurde ich in der Folgezeit bestmöglich betreut. Zur eigentlichen Umsetzung kam es im Herbst 2018, da unsere Flächen bis dahin verpachtet waren.

Von meiner Familie kamen keine Einwände, das Vorhaben umzusetzen, da sie wie ich einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit nachgehen. Als der Pachtvertrag unseres Pächters zunächst auslief, konnten wir zügig die Feldstücke bepflanzen. Der ehemalige Pächter begrüßte die Absicht die Felder neu zu gestalten, da er von der andersartigen Bewirtschaftung angetan war. Es wurden auf diesen Flurstücken zwei Hecken und mehrere Baumstreifen angelegt. Eine Folgebewirtschaftung der Flächen ist weiterhin möglich, daher wurde der Pachtvertrag erneuert. Bei Pflanzaktionen half der Pächter uns mit Tatendrang beim Ausheben der Pflanzenlöcher. Von anderen Landwirten aus der Gemeinde werden meine Anpflanzungen zwar wahrgenommen, Nachahmer hat es bis jetzt aber noch keine gegeben. Erfreulicherweise finden sich nach meiner Kenntnis immer mehr Neuanlagen auf bayerischen Flächen.

Gepflanzt wurden neben Walnüsse auch Wildobstbäume wie Speierling und Elsbeere. Welche Strategie hast du für die Nutzung und Vermarktung? Welche Besonderheiten ergeben sich dabei für die Nebenerwerbslandwirtschaft?

Die Pflanzung von Obst- und Wildobstbäumen hatte einen förderrechtlichen Hintergrund. So wurden in Bayern über die Bayerische Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (LNPR) die Neupflanzung von Hecken und Streuobstbäume mit 75 % gefördert. Darunter fielen auch die von mir gewählten Bäume. Fachliche Unterstützung erhielt ich von der Gebietsbetreuerin des Landschaftspflegeverbands Mittelfranken.

Am Anfang meiner Überlegung ging es mir primär um ökologische Aspekte, Gehölze auf unseren Flächen zu pflanzen. In den Medien wurde vermehrt vom Artensterben und den Folgen einer immer intensiveren Landbewirtschaftung auf Kosten der Umwelt berichtetet. Nicht zuletzt zeigten die eigenen Erfahrungen, welche Folgen die Klimaveränderung für die Landwirtschaft hat. Es lag in 2015 ein ungewöhnlich trockenes Jahr hinter uns, indem einerseits der Aufwuchs auf unseren Weiden sehr gering ausfiel und andererseits die Waldfläche durch den Borkenkäfer dezimiert wurde. Das bestärkte mich dabei als Landbesitzer, meinen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.

Foto: M. Maile

Einen ökonomischen Hintergrund hatte die Pflanzung aber dennoch. Nach einer schrittweisen Astung auf 4-5 m ist in ca. 60 Jahre eine Holznutzung geplant. Die Verwendung und Vermarktung von Wildobstfrüchten ist noch in Planung. Bei den aus Samen gezogenen Wildobstbäumen, die frühestens nach zehn Jahren zum ersten Mal fruchten, bleibt daher noch ausreichend Zeit eine Vermarktungsmöglichkeit zu entwickeln. Wie eine Beerntung aussehen könnte, wird sich zeigen. Zwischen den Baumreihen ist momentan eine Gräsermischung eingesät, die als Viehfutter genutzt wird. Wir haben uns bewusst für Ackergras und nicht für eine Marktfruchtbau entschieden, um in den ersten Jahren die Bäume besser pflegen zu können.

Seit der Übergabe der Landwirtschaft im Jahr 2014 führen wir den Hof als Nebenerwerb. Eine kleine Schafhaltung und die Pflege der noch jungen Bäume lassen sich momentan gut mit den außerlandwirtschaftlichen Tätigkeiten meiner Familie vereinbaren. Die landwirtschaftlichen Tätigkeiten werden in meiner Freizeit erledigt. Die Nussbäume haben den Nachteil, dass diese in der Regel spät in den Ertrag gehen. Ohne meine hauptberufliche Tätigkeit wären meine Pflanzprojekte nicht möglich gewesen.

Nun sind drei Jahre vergangen – was hast du in diesen Jahren gelernt? Was ist gut gelaufen und was würdest du beim nächsten Mal anders machen?

Geduld zu haben und den Bäumen Zeit geben fällt mir an erster Stelle ein. Wir haben uns damals für ein kleines Pflanzensortiment aus dem Forstbereich entschieden. Daher war erstmal wenig von den Bäumen auf der Fläche zu sehen, das hat sich aber bereits geändert.

Wenn ich heute zurückblicke, hätte ich ein paar Dinge anders gelöst. Das beginnt bei der Planung, die ich jetzt mit einer GIS Software durchführe. Das Auffinden der Pflanzpunkte übernimmt ein GNSS-Messgerät, was zu einer deutlichen Arbeitserleichterung führt. Das heißt aber nicht per se, dass man mit Maßband und Fluchtstäben ungenau arbeitet.

Großen Wert sollte auf das richtige Pflanzmaterial gelegt werden. Bei falsch gewählten Bäumen wird man später keine Freude haben, weil sie im schlechtesten Fall nur noch als Brennholz verwendet werden können. Ich empfehle daher dringend, sich genau über die Anschaffung zu informieren. Beispielhaft hierfür sind die für uns vom Landschaftspflegeverband bestellten Birnenbäume, welche auf einen Kronenansatz von 1,6-1,8 m erzogen wurden. Hier hätte ich expliziert darauf hinweisen sollen, dass ich die Krone noch höher gesetzt haben will, um dem Stamm später nutzen zu können. Erforderlich hierfür wären wenigstens 2,2 m gewesen. Aber auch bei der Baumstreifenbewirtschaftung, der Regulierung der Wühlmauspopulation und dem Freihalten der Baumscheibe haben wir dazu gelernt

Für die nächsten drei Jahre gedacht: Was würdest du dir für die Gestaltung einer nachhaltigen Landwirtschaft in Deutschland wünschen?

Drei Jahre sind zwar ein sehr kurzer Zeitraum, doch drängt die Zeit zur Transformation der Landwirtschaft, um sich dem Klimawandel anzupassen. Es haben sich dazu schon sehr viele Akteure, wie die Zukunftskommission Landwirtschaft, Gedanken gemacht, wie dies geschehen kann. Ich bin weder Ackerbauer noch ist unsere Tierhaltung so groß, dass ich das Recht hätte, anderen vorzuschreiben, wie sie ihre Arbeit verrichten sollen. Unausweichlich scheint aber, dass unsere Agrarstrukturen wieder vielfältiger gestaltet werden müssen. Hier kann die Agroforstwirtschaft einen großen Beitrag leisten.

In der Tierhaltung sehe ich auch enormes Potential. Der Verbraucher drängt immer mehr auf eine tiergerechtere Haltung, vorzugsweise im Freien. Allein mit Weideunterständen wird man auf Dauer die Tiere an Hitzetagen nicht schützen können. Durch das Pflanzen von Bäumen erhält das Vieh mehr Schatten. Die Bäume, die in 15 Jahren Schatten werfen sollen, müssen daher heute gepflanzt werden.

Und dein Appell für Landwirte mit kleinen Flächen? Was ist deiner Meinung nach zu beachten, wenn Agroforstsysteme angelegt werden sollen?

An der Größe des Flurstücks entscheidet sich meist, ob und welches Agroforstsystem angelegt werden kann. Von einer pauschalen Mindestgröße würde ich aber nicht sprechen. Sind jedoch große Vorgewende nötig und müssen Grenzabstände eingehalten werden, wird manches Vorhaben schwierig umzusetzen sein. Eine Möglichkeit wäre, kleiner bleibende Gehölze zu wählen und die Abstände der Baumreihen daraufhin enger zu legen. Es gibt nicht das eine System, dass zu jedem Betrieb passt. Auf Dauergrünland und Weidestandorten werden Agroforstsysteme aber vermutlich leichter verwirklicht werden können.

An alle Landwirte, die sich für Bäume begeistern können: Pflanzt Bäume auf eure Flächen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – auch im kleinstrukturierten Bayern.

 

Wir bedanken uns herzlich für das Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg!

 

13.12.2021

Auf der Hessischen Staatsdomäne Gladbacherhof in Villmar finden im kommenden Jahr die dritten Öko-Feldtage statt. Die durch die FiBL Projekte GmbH organisierte Veranstaltung, die in 2020 und 2021 aufgrund von Corona nicht stattfinden konnten, ist ein Treffpunkt für Ökobäuerinnen und Ökobauern, die eine nachhaltige Landwirtschaft voranbringen wollen. Das Programm der Öko-Feldtage wird von einer Ausstellung begleitet, bei der auch der DeFAF e.V. vertreten sein wird. Aktuell werden noch weitere Ausstellende gesucht, die sich noch bis Ende Dezember über die Veranstaltungsseite anmelden können.

In diesem Jahr wurde auf dem Gelände des Gladbacherhofs außerdem ein neues Agroforstsystem für Forschungszwecke angelegt. Bereits 2020 wurde eine etwa 3,5 ha große Agroforstfläche angelegt, auf der die Stammholz-, Obst- und Nussproduktion in Kombination mit Ackerbau wissenschaftlich begleitet wird. Weitere Informationen zu den Öko-Feldtagen finden Sie auf der Veranstaltungsseite.

29. November 2021

Nachdem in diesem Jahr im Bundestag sowie auch im Bundesrat mit großen Mehrheiten für die Aufnahme der Agroforstwirtschaft in der neuen Agrarförderung gestimmt wurde, ist die jetzt konsolidierte Fassung der GAP-Direktzahlungen-Verordnung (GAPDZV) leider eine herbe Enttäuschung. Die für die Agroforstwirtschaft vorgesehenen Förderbedingungen bedeuten zahlreiche Fallstricke. Unter diesen Umständen ist eine deutliche Zunahme von Agroforstsystemen, deren Potenziale für eine klimaangepasste und zukunftsfähige Landwirtschaft mittlerweile allgemein bekannt sind und als anerkannt gelten, kaum realisierbar. Mit einer aktuellen Pressemitteilung hat der DeFAF e.V. sich daher an die Öffentlichkeit gewandt, denn ohne eine Anpassung der Verordnung wird die geplante Förderung von Agroforstsystemen keinen Mehrwert für die Landwirtschaft bringen.

Die geforderten Anpassungen beziehen sich vor allem auf die Förderhöhe für Agroforstsysteme, die mit 60 € pro Hektar deutlich zu niedrig ausfällt, vor allem im Vergleich zu anderen Maßnahmen. Auch Bedingungen wie die vorgesehenen Abstandsregelungen und die Listung der Robinie als nicht zulässige Baumart sind kontraproduktiv, um mit Agroforstsystemen die aktuellen Herausforderungen in der Landwirtschaft zu bewältigen. Dass es in der Praxis bereits bereits viele positive und erfolgreiche Beispiele steht fest – die Agroforst-Landkarte zeigt dies zu einem gewissen Grad auf. Unter den vorgeschlagenen Förderbedingungen wird das Potenzial der Agroforstwirtschaft allerdings alles andere als gewürdigt.

Der DeFAF e.V. möchte mit seiner Arbeit das Wissen rund um die Potenziale und Umsetzungsmöglichkeiten der Agroforstwirtschaft verbessern. Um dafür  geeignete Bildungs- und Informationsmaterialien zu erarbeiten, werden derzeit noch Teilnehmende für eine Umfrage zur Bedarfsabfrage gesucht. Die Umfrage wird im Rahmen des Projektes AgroBaLa durchgeführt und spricht vor allem Landwirte bzw. Landnutzer und weitere Akteure aus den Bereichen Landwirtschaft, regionale Wertschöpfung, ländliche Entwicklung sowie Natur- und Umweltschutz an. Wir freuen uns ebenso über die Teilnahme von Mitarbeiter:innen aus Verwaltungen in diesen Bereichen. Gerne kann der Link zur Umfrage auch in den einschlägigen Netzwerken geteilt werden. Die Umfrage, die noch bis Ende Januar 2022 freigeschaltet ist, finden Sie unter folgendem Link: https://survey.lamapoll.de/Bildungsangebote-Agroforstwirtschaft/

5. August 2021

Das Klimaschutzprojekt des Radiosenders 94.3 rs2, über das in Kooperation mit dem DeFAF e.V. von 2019 bis 2021 insgesamt 100.000 Bäume in neuen Agroforstsystemen in Brandenburg gepflanzt wurden, ist für den deutschen Radiopreis 2021 nominiert wurden. Der Preis wird jährlich für insgesamt zehn Kategorien vergeben, darunter für die Kategorie „beste Programmaktion“ mit dem 94.3 rs2 Klimaschutzprogramm als einem von insgesamt drei Finalisten. Am 2. September 2021 wird die Entscheidung gefällt, welcher Sender den Preis erhält.

Die Nominierung für den Radiopreis ist auch für den DeFAF e.V. eine große Ehre, zeigt sie doch die mittlerweile große öffentliche Aufmerksamkeit für Klimaschutz und die Potentiale der Agroforstwirtschaft. Das Klimaschutzprogramm mit dem Radiosender 94.3 rs2 war ein innovativer und kreativer Ansatz, um die Öffentlichkeit mit dem Thema direkt vor der eigenen Haustür in Kontakt zu bringen. Wir freuen uns, dass wir daran beteiligt sein durften und drücken die Daumen für die Endauswahl. Weitere Informationen zum Radiopreis gibt es auf der Aktionsseite, Hintergründe und einen Rückblick zum Klimaschutzprogramm finden Sie hier.

7. Juli 2021

Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat der Bundesregierung am 6. Juli 2021 ihren Abschlussbericht zur Zukunft der Landwirtschaft vorgelegt. Darin spricht das Gremium konkrete Empfehlungen für einen Wandel der Landwirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit aus. Auch die Agroforstwirtschaft wir erwähnt, allerdings völlig unzureichend, was in Anbetracht ihres großen Potenzials für die Lösung vieler der aktuellen Herausforderungen in der Landwirtschaft nicht nur bedauerlich, sondern schlicht nicht nachzuvollziehen ist.

Seit Juli 2020 hat sich die Zukunftskommission Landwirtschaft mit insgesamt 31 Gremienmitgliedern mit der Fragestellung beschäftigt, wie Ackerbau und Tierhaltung zukunftsfähig und gesellschaftlich akzeptiert gestaltet werden können. Der nun erschienene Bericht umschreibt die sozialen, ökologischen und ökonomischen Handlungsfelder, die es anzugehen gilt. Agroforstsysteme werden konkret im Bereich der ökologischen Aspekte zur Reduktion von Treibhausgasemissionen und für eine verbesserte Klimaeffizienz empfohlen, allerdings nur in Bezug auf zu fördernde Forschungsprojekte und Demonstrationsvorhaben. Diese sind sehr wichtig, allerdings sollten diese begleitend zu einer jetzt stattfindenden, verstärkten Umsetzung der Agroforstwirtschaft erfolgen. Nur wenn zahlreiche Agroforstflächen zeitnah entstehen, kann die Landwirtschaft in einigen Jahren von deren Vorteilen profitieren. Eine Forderung nach mehr Agroforstwirtschaft wäre auch mit Blick auf die ebenfalls im Bericht enthaltene gemeinsame Vision zur Zukunft der Landwirtschaft nur konsequent. So werden hier Agroforstsysteme als anzustrebende Strukturen in der Landwirtschaft beschrieben. Doch wenn die Agroforstwirtschaft nicht ausdrücklich als zukunftsweisende Maßnahme angemahnt wird, wird diese Vision eine Vision bleiben.

Dieses Missverhältnis zwischen Forderungen und Vision wird in diesem Bericht anhand einer Reihe weiterer Themenbereiche wie Humusaufbau, Bodenschutz, die Verbesserung von Wasserqualität und Rückhalt, Nährstoffkreisläufe und Biodiversität ganz deutlich. So wurde zwar bereits mehrfach nachgewiesen, dass die Agroforstwirtschaft für genau diese Themen große Potenziale bietet, jedoch wird sie von der Zukunftskommission diesbezüglich nicht mit aufgegriffen. Auch für die Schaffung von Lebensräumen, Strukturen in der Agrarlandschaft und die Förderung der Artenvielfalt – weitere Kernpunkte des Abschlussberichts – hat sich die Agroforstwirtschaft als sinnvolle und zielführende Landnutzungsmethode erwiesen. In Brandenburg wurde in einem Projekt erfolgreich aufgezeigt, wie eine Agrarumwelt- und Klimamaßnahme (AUKM) Agroforstwirtschaft gestaltet werden kann, was nun in einem Folgeprojekt in die Praxis umgesetzt wird. AUKM werden in dem Abschlussbericht der Zukunftskommission explizit als wichtiger Baustein für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Landwirtschaft aufgeführt. Der Beitrag, den die Agroforstwirtschaft in diesem Zusammenhang leisten kann, wurde leider außer Acht gelassen. Der DeFAF e.V. wird sich daher weiter dafür einsetzen, dass die Agroforstwirtschaft als nachhaltige Landnutzungsmethode verstärkt angewendet wird, denn nur mit ihr kann die Zukunft der Landwirtschaft erfolgreich gestaltet werden.