20. Dezember 2020

In mehreren Bundesländern haben sich Politiker und Politikerinnen für die Förderung der Agroforstwirtschaft und ihre Integration in die deutsche Agrarförderpolitik gefordert.

In Thüringen fand am 29.09.2020 in Erfurt ein Fachgespräch zu „Agroforst in Thüringen“ statt, zu dem die an der Regierung beteiligten Fraktionen von DIE LINKE, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gemeinsam eingeladen haben. Vom Thüringer Landwirtschaftsministerium richtete Staatssekretär Weil ein Grußwort an die zahlreichen Versammelten, in dem er die Vorteile und Chancen der Agroforstwirtschaft beleuchtet. Über Twitter forderte nun auch Minister Prof. Benjamin-Immanuel Hoff eine stärkere Entwicklung von Agroforstsystemen und bekräftigt die hohe Einsatzbereitschaft Thüringens.

Für Rheinland-Pfalz sieht Landwirtschaftsminister Dr. Volker Wissing in Agroforstsystemen einen möglichen Lösungsansatz, um den Auswirkungen zunehmender Extremwetterereignisse entgegenzutreten, wie er dem DeFAF schriftlich versicherte.

Laut einer Erklärung von Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus will künftig auch Mecklenburg-Vorpommern Agroforstsysteme fördern, indem das Anlegen und Bewirtschaften von Baumstreifen auf dem Acker in den Katalog der Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) für die EU-Förderperiode 2021 bis 2027 aufgenommen wird.

Sachsen-Anhalt wird in den Gesprächen auf Bund-Länder-Ebene darauf dringen, Agroforstsysteme in den Direktzahlungen über die 1. Säule förderfähig zu machen und auch über die 2. Säule im Bereich des ELER Fördermittel für Agroforstsysteme als AUKM bzw. als Investition zu erschießen, wie  Landwirtschaftsministerin Frau Prof. Dr. Claudia Dalbert dem DeFAF versicherte.

 

 

 

Ein Interview

Felix Riecken ist Agrarwissenschaftler, DeFAF-Mitglied und: motiviert! Auf dem Hof seiner Familie in Schleswig-Holstein hat er in diesem Jahr zusammen mit seiner Schwester Sina das umgesetzt, was dem DeFAF am Herzen liegt: mehr Agroforstsysteme in Deutschland etablieren und damit eine zukunftsfähige Landwirtschaft mitgestalten. Wir möchten von ihm wissen, was ihn dazu bewogen hat und wie es ihm mit seinem Vorhaben ergangen ist.

Der Betrieb eurer Familie ist ein Milchviehbetrieb. Was hat euch dazu bewogen, ein Agroforstsystem anzulegen?

2018 war für uns ein traumatisches Jahr. Es war jenes, in dem uns eine Dürrekatastrophe heimsuchte, die in der Geschichte unseres Betriebes so noch nicht erfahren wurde. Eigentlich hatten wir hier in Schleswig-Holstein immer zu viel Wasser, nun zu wenig. Aus Futterknappheit mussten wir im August unser Wintersilo anbrechen, zwölf unserer Tiere an den Schlachter verkaufen, eines verendete nach einem Hitzeschlag. Das alles kurz nachdem wir die anstrengende Bio-Umstellung bewältigt hatten. Die Dürre brachte uns Existenzängste und zeigte, dass wir Landwirt*Innen die ersten sind, die die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen. Laut verschiedenen Studien waren nämlich genau die erhöhten Temperaturen dafür verantwortlich, dass uns über Monate kein Regen erreichte. Getrieben von Fragen zum Thema Ökolandbau meiner Berufskollegen, die im nahen Umfeld bereits praktizierten, studierte ich an der Uni Kassel und beschäftigte mich mit verschiedenen Themen rund um Tiere, Fruchtfolgen und Nährstoffkreisläufe. Ende des Jahres 2018 beschäftigte mich nur noch ein Thema: Wasser.

Als ich im Grundkurs zum Thema Regenerative Landwirtschaft saß, wurde ein Vortrag über das mir noch neue Thema Agroforst gehalten. Mir wurden die Augen geöffnet. Mir wurden Antworten auf Fragen gegeben, die ich mir bis dahin nicht einmal gestellt hatte. Effizientere Nutzung der Sonneneinstrahlung und damit höhere Photosynthese-Raten pro Fläche, Schaffung von Lebensräumen für mehr Biodiversität, Steigerung der Bodenfruchtbarkeit durch mehr Biomasse im System und ganz besonders wichtig: ein effizienterer Umgang mit der nun knappen Ressource Wasser. Dass Schattenwirkung der Bäume, Windreduktion der Hecken und Schubbermöglichkeiten am Baumschutz den Tieren zugutekommen, ist ein willkommener Nebeneffekt eines ganzheitlich gedachten, der Erderwärmung gegenüber resilientem Ökosystem.

Wie sieht euer Betriebskonzept für die nächsten Jahre aus und welche Nutzung ist für die Produkte aus dem Agroforstsystem geplant?

Wir sind ein ziemlich einseitig spezialisierter Milchviehbetrieb. 2006 haben wir eine eigene Molkerei gebaut und vermarkten seitdem unsere Produkte direkt. Mit „rieckens landmilch“ haben wir eine Marke geschaffen, die einen guten Absatz für eine Vielzahl verschiedener Produkte bringt. Dies ist unsere besonders komfortable Situation, was den Ausbau in neue Betriebszweige ermöglicht. Das Herz des landwirtschaftlichen Betriebes soll mittelfristig eine Heutrocknung bilden. Sie soll uns in der Futterwerbung für die Rinder unabhängiger vom Wetter machen. Außerdem wird so die Möglichkeit geschaffen auch die Esskastanien und Walnüsse in dieser Anlage zu konservieren. Erstere bilden ein Pilotprojekt im Norden mit zwanzig Bäumen verschiedener Sorten.

Auch das Laub der Futterhecke, die mit Werthölzern kombiniert ist, soll ihren Weg in die Trocknung finden und über die Maulbeerblätter die Milchkühe mit zusätzlichen Proteinen versorgen. Hasel, Holunder, Esskastanie, Ahorn, Eberesche und Erle liefern in erster Linie Mineralstoffe, die Erle versorgt die Umgebung zusätzlich mit Stickstoff über ihre Wurzelsymbionten. Dieses Projekt soll mit der Erweiterung der Weidetriebwege ebenfalls ausgeweitet werden. Die Streuobstwiese mit Hochstämmen auf der Weide soll zum sozialen Treffpunkt werden, indem Obstbaumschnittkurse und Ernteaktionen die Menschen zusammenbringen. Vielleicht haben wir noch Zeit für eine kleine Baumschule für mehr Agroforstbäume. Die Fläche, auf der Agroforstwirtschaft betrieben wird, soll Jahr für Jahr sukzessive wachsen. Es ist angedacht, langfristig die Kreisläufe und selbst produzierten Nahrungsmittel auf dem Hof durch biointensiven Gemüsebau, Legehennen im Mobilstall, einige wenige Mastschweine und eine Speisepilzkultur ganzheitlicher zu gestalten. Bis dahin ist aber noch einiges zu tun.

Agroforstwirtschaft ist für viele ja noch eine recht unbekannte Landnutzungsform. Wie waren die Reaktionen eurer Berufskollegen und Nachbarn auf euer Vorhaben?

Wir sind bekannt als ein Unternehmen, das früh seinen eigenen Weg gegangen ist und sich sehr unabhängig von anderen Berufskollegen entwickelt hat. Unser Umfeld ist von uns also gewohnt, etwas Unerwartetes zu erleben. Da wir auch als ein ziemlich erfolgreiches Kleinunternehmen gelten, waren die Haltungen eher interessiert als abgeneigt zu deuten. Eine gesunde Skepsis war bei den meisten dennoch zu spüren. Ein Berufskollege war bei einem Beratungsgespräch anwesend, bei dem wir mit zehn Personen, begleitet von Burkhard Kayser, das Thema Agroforst an unserem Standort besprachen. Zum Ende wurde ich von dem Berufskollegen aufgefordert, noch gleich ein paar mehr Bäume für ihn mit zu bestellen.

Bekannte und Nachbarn aus dem Dorf, denen wir von unseren Vorhaben berichteten, waren sichtlich erfreut, gar begeistert von den Ideen und Aussichten, die das Projekt liefert. Von Lob und Anerkennung gingen die Reaktionen über schiere Begeisterung bis hin zu spendablen Unterstützungen. Die Resonanz berufsfremder Menschen ist überwältigend.

Und wie verlief die praktische Umsetzung? Welche Hürden gab es?

Zunächst einmal war die Pandemie das größte Problem. Wir hatten zwei größere Aktionen geplant, zu denen jeweils 100 Personen angemeldet waren. Diese mussten wir dann auf mehrere kleinere Aktionen umlegen, was in der Organisation etwas mühselig war. Das nächste Problem war eine kleinere Trockenheit Ende August bis in den Oktober hinein, wodurch die Böden sehr hart waren. Das Eindrücken der Pfähle für den Baumschutz war ernüchternd, das Graben der Löcher kräftezehrend. Daher war es fast ein Segen, dass die Bäume zu den geplanten Terminen noch nicht lieferbar waren. Der warme Herbst brachte die Pflanzen dazu, ihre Blätter nicht abwerfen zu wollen. Da wir wurzelnackte Waren bestellt hatten, verzögerte sich die Lieferung um teilweise mehr als einen Monat. Es war aufwändig dies alles zu koordinieren, die Kommunikation zu den Helferinnen und Helfern aufrecht zu erhalten und die Arbeit zu planen. Aber letztendlich ist alles gut gegangen. Auf zehn Esskastanien warten wir noch. Alle anderen Bäume haben ihren Weg in den Boden gefunden und nach und nach werden die letzten Feinarbeiten für die diesjährige Pflanzsaison abgeschlossen. Die Pfähle konnten so gesetzt werden, dass sie den Winter über stehen bleiben. Hier wird aber im Frühjahr noch etwas Arbeit auf uns zu kommen, wenn wir einige noch etwas tiefer in den Boden drücken.

 Was würdet ihr anderen Landwirten empfehlen, wenn sie ein Agroforstsystem anlegen möchten?

Wenn man einen Baum pflanzt, geht man – je nach Auslegung des Agroforstsystems – davon aus, dass dieser für eine ganze Weile an dieser Stelle stehen bleiben soll. Wo, was, wann, wie viele sind vier von vielen Fragen, die in eine sehr komplexe Betrachtung unserer Landnutzung münden. Fragen für die sich bisher wenige die notwendige Zeit nehmen konnten. Die Anlage und letztendlich die Bewirtschaftung von komplexeren Agroforstsystemen ist sicher für viele mit Aufgaben verbunden, zu denen sie bisher noch keine Erfahrungen sammeln durften. Ich hatte das Glück, mir während des Studiums die Zeit nehmen zu können, um mich intensiv mit diesen Thematiken auseinanderzusetzen und einen Haufen Arbeit in die Planung und Betrachtung unserer Flächen zu stecken. Man sollte sich nicht scheuen, hier eine Beratung hinzuzuziehen, die einem die ein oder andere Erfahrung vermitteln kann. So kann man Fehler vermeiden, die man sonst für sehr lange Zeit bereuen würde. Darüber hinaus bieten mittlerweile mehrere Akteur*Innen großartige Weiterbildungen an, die viele Fragen im Vorfeld klären, fundiert in die Thematik einsteigen lassen und Möglichkeiten aufzeigen.

Jede/r, der/die mit dem Gedanken spielt, sollte denke ich ganz tief in sich gehen und die Frage beantworten, ob man sich gerne mit Bäumen beschäftigen möchte. Mit der Pflanzung ist die Arbeit nämlich nicht getan. Dennoch gibt die Agroforstwirtschaft ein schier unendliches Spektrum an verschiedenen Möglichkeiten, die teils mehr, teils weniger arbeitsintensiv sind. Sicher ist, dass es auf jedem landwirtschaftlichen Betrieb einen sinnvollen Nutzen von Bäumen und Sträuchern gibt, die das Ökosystem positiv beeinflusst. Themen wie die Gemeinwohlökonomie oder die Nachhaltigkeitsbilanzierung „SMART“ vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FibL) lassen dann auch die Betriebswirtschaft attraktiver erscheinen, damit die Zahlen der Thematik nicht die Euphorie nehmen. Darüber sprechen, was man vorhat und andere Menschen zu integrieren ist denke ich die größte Motivationsquelle. So wird man immer wieder daran erinnert, dass man auf dem richtigen Weg ist.

 

Drei Tage zur Agrarpolitik im Bereich der Agroforstwirtschaft, die es wirklich in sich hatten!

18. Dezember 2020

In Anbetracht der Tatsache, dass die 5. Europäische Agroforstkonferenz von Mai 2020 auf kommendes Jahr verschoben wurde und die Entwicklungen in Brüssel zur zukünftigen Förderung der Agroforstwirtschaft rasant voranschreiten, wurde eine eigenständige Mini-Konferenz zum Thema Agrarpolitik und Governance initiiert.

Vom 16. bis 18. November 2020 organisierte das lokale Organisationskomitee der EURAF 2020 (Nuoro) zusammen mit dem nationalen Komitee der EURAF und dem italienischen Agroforstverband (AIAF) unter Leitung der Vizepräsidentin Francesca Camilli das Webinar „Agroforestry and the Green Architecture of the New CAP“.  Die Veranstaltung wurde freundlicherweise von der jährlich stattfindenden Initiative „Eröffnung des Waldjahres“ durch die Forstverwaltung Sardiniens unterstützt.

Die Eröffnungszeremonie am ersten Tag legte einen Fokus auf die sardische Forst- und Agroforstwirtschaft; es kamen eine Reihe italienischer Vertreter zu Wort, zusammen mit der Begrüßung durch Patrick Worms, dem kürzlich wieder gewählten EURAF Präsidenten.

An den beiden folgenden Vormittagen wurden die agroforstpolitischen Themen vertieft und die Erfahrungen von Vertretern derjenigen Länder geteilt, die die Agroforstwirtschaft umsetzen. Konkret wurde der Stand der Umsetzung der Untermaßnahme 8.2 der regionalen Entwicklungspläne (RDP: 2014-2020) beleuchtet. Vertreter regionaler und nationaler Institutionen aus Irland, Ungarn, Flandern, Frankreich, Portugal, Spanien, Italien und Griechenland berichteten über die Stärken und Schwächen der Umsetzung in ihren Ländern.

Der dritte Tag des Webinars bot die Gelegenheit, gemeinsam mit drei zuständigen Vertretern der Kommission – DGAgri, DGClima und DGEnvi – sowie wichtigen Berufsstandvertretern und Umweltorganisationen über die Zukunft der Agroforstpolitik zu diskutieren.

Für die Abschlusspräsentation wurde eine ad-hoc SWOT-Analyse (Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats) aus den Inhalten des dreitägigen Treffens präsentiert, die zusammenfassend die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Agroforstwirtschaft im Governance-Bereich aufzeigt.

Darüber hinaus wurden die Präsentationen in drei Schlagworte zusammengefasst, die die Konzepte und Notwendigkeiten der Agroforstpolitik in Europa weiter umreißen:

Komplementarität

Es ist an der Zeit, die Trennung zwischen Landwirtschaft und Umwelt zu überwinden. Die erste und zweite Säule der GAP müssen komplementär sein, indem sie die Konditionalität, die Öko-Regelungen (Ecoschemes) und die Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) verbessern, wobei die Förderfähigkeit dafür der Schlüssel ist, um dies zu erreichen. Kurzfristige Förderung und langfristige Unterstützung müssen komplementär betrachtet werden: Die Anwendung des Konzepts lässt sich in dem Hinweis „Bäume wachsen lassen und nicht nur pflanzen!“ zusammenfassen.

Interaktion

Beziehungen sollten auf verschiedenen Ebenen gepflegt werden. Forschung und Praxis könnten beispielsweise durch Living Labs und die Initiierung von Partnerschaften stärker interagieren. Die Interaktion zwischen den Akteuren muss gestärkt werden.

Dialog

Um diese Interaktion zu unterstützen, muss vor allem auch der Dialog zur Agroforstwirtschaft durch Wissenstransfer, Beratung und Bildung gefördert werden. Den Mitgliedsstaaten kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, eine ausreichende Abstimmung zwischen der nationalen Umsetzung der GAP (Strategiepläne) und den Zielen des European Green Deals einzufordern.

Fazit: eine von den Teilnehmer*innen überaus positiv wahrgenommene Veranstaltung, deren Inhalte in einem ausführlicheren Bericht in Kürze in englischer Sprache auf der EURAF-Website verfügbar sein werden.

Weitere Informationen zum Policy Event finden Sie hier. Für die EURAF-Konferenz vom 17.-19. Mai 2021 in Nuoro, Italien, gibt es derzeit einen neuen call-for-abstracts.

9. Dezember 2020

Viele Fragen, eine Antwort – Agroforstwirtschaft wird zunehmend als nachhaltige Landnutzungsform anerkannt. Der DeFAF e.V hat nun eine neue Broschüre erarbeitet, die die vielfältigen Möglichkeiten, die Agroforstwirtschaft für die Landwirtschaft bietet, anschaulich darstellt. Neben den verschiedenen Systemen, historischen und modernen Formen der Agroforstwirtschaft werden auch innovative Produkte, neue Möglichkeiten für die Vermarktung und Dienstleistungen für die Erzeugung, Ernte und Verarbeitung von Agroforst-Produkten aufgezeigt. Mit Ausblick auf die anstehende Agrarreform erläutert die 36-seitige Broschüre die aktuellen rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Agroforstsystemen. Eine große Auswahl an Bildern von bestehenden Systemen und Grafiken runden die Broschüre ab und laden ein, sich mit den Potentialen von Agroforstwirtschaft näher zu befassen.

Hier geht es zum Download der Broschüre.

27. November 2020

Am 15. Dezember 2020 findet die Fachtagung „Agroforstwirtschaft als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme – Stand, Erfahrungen und Perspektiven“ in Berlin statt. Ziel der Veranstaltung ist die Vorstellung des „Konzeptes zur Förderung von Agroforstflächen als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme (AUKM) im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) des Landes Brandenburg“, das im Rahmen der Förderrichtlinie „Zusammenarbeit für eine markt- und standortgerechte Landbewirtschaftung und nachhaltige Landnutzung“ zwischen 2017 und 2019 erarbeitet wurde. Gleichzeitig ist die Fachtagung der Auftakt für die nun anstehende Konzeptbegleitung. Anmeldungen sind bis zum 6. Dezember über Katharina.Palm@MLUKBrandenburg.de möglich. Da die Plätze jedoch aufgrund der aktuellen Situation stark begrenzt sind, wird die Teilnahme zur Fachtagung zusätzlich über einen Livestream über den Twitterkanal des MLUK (@MLUKBrandenburg) ermöglicht. Das Programm der Veranstaltung ist hier einzusehen, das Konzept finden Sie hier auf unserer Seite.

 

 

10. November 2020

Der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltfragen (WBGU) bescheinigt der Agroforstwirtschaft ein großes Potential für eine nachhaltige Landnutzung weltweit.

Ziel des aktuellen Gutachtens des WBGU dem Titel „Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration“ ist es, Strategien für eine nachhaltige Landnutzung aufzuzeigen, um die drei großen globalen Herausforderungen Klimaschutz, Ernährungssicherheit und Erhalt der Biodiversität zu bewältigen. Eine solche Landwende zur Nachhaltigkeit gelinge nur mit multifunktionalen Landnutzungsformen, da so integrierte Ansätze angewendet werden, durch die Synergien in der Landschaft entstehen und gleichzeitig mehrere Nutzen erfüllt werden können.

Die Agroforstwirtschaft als multifunktionales Landwirtschaftssystem, das vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten bietet und damit verschiedenste Bedarfe bedient wird in diesem Zusammenhang als konkreter Lösungsansatz für zwei von insgesamt fünf sogenannten Mehrgewinnstrategien genannt.

Für die erste Mehrgewinnstrategie „Renaturierung von degradierten Ökosystemen“ birgt Agroforstwirtschaft laut WBGU ein großes Potential, da sie auf der einen Seite zur Kohlenstoffspeicherung beiträgt, gleichzeitig aber auch Einkommen für den Menschen generiert wird und weitere ökologische Vorteile entstehen.

Im Bereich „Diversifizierung der Landwirtschaftssysteme“ wird die Agroforstwirtschaft als eine von 15 vorgeschlagenen Komponenten aufgeführt. Aufgrund ihrer Gestaltungsmöglichkeiten schafft sie vielfältige Synergien und trägt unter anderem zur Erhöhung der Produktvielfalt, zur Verbesserung der ökologischen Funktionen sowie zur Landschaftsästhetik bei. Das Potential der Agroforstwirtschaft wird dabei vor allem für Klimaschutz, Klimaanpassung und Biodiversitätserhaltung als sehr groß eingeschätzt. Zusammen mit der Komponente (Boden)konservierender Landwirtschaft gehört die Agroforstwirtschaft laut WBGU damit zu den vielversprechendsten Ansätzen dieser Mehrgewinnstrategie für die Landwirtschaft.

Der DeFAF e.V. freut sich sehr über die Bewertung der Agroforstwirtschaft durch den WBGU. Sie zeigt, welche Potentiale diese Form der Landnutzung für eine zukunftsfähige und nachhaltige Landwirtschaft hat. Nun kommt es darauf an, dass auf nationaler und internationaler Ebene das Thema stärkere Berücksichtigung findet und die Rahmenbedingungen entsprechend verbessert werden. Weitere Informationen zu dem Gutachten der WBGU finden Sie hier.

26. Oktober 2020

Am 12.8.2020 fand in der Kösterschün in Rerik eine Infoveranstaltung zur Agroforstwirtschaft statt. Anlass war die Informierung von interessierten Personen und Landwirten aus der Region sowie politischen Vertretern aus Mecklenburg-Vorpommern zu den Potentialen dieses Landnutzungssystems, da für den Herbst 2020 die Anlage eines Agroforstsystems auf dem Betrieb der Biohof Garvsmühlen KG in Rerik geplant ist. Das Organisationsteam bestand aus dem Agroforstberater Burkhard Kayser, Georg Eysel-Zahl, Geschäftsführer der VRD-Stiftung, Peter Stuckert von der Bioland-Beratung, Studierenden verschiedener Universitäten und den Betriebsleitern der Biohof Garvsmühlen KG. Damit waren auch Mitglieder des DeFAF e.V. aktiv vertreten, der sich zukünftig weitere solcher Vorhaben und Veranstaltungen wünscht.

Zur Freude der Veranstalter befanden sich in Kösterschün neben Landwirten und anderen Interessierten aus der Region auch Vertreter der Universitäten Münster und Rostock, des Landesbauernverbandes sowie der Naturschutzbehörden unter den Teilnehmern. Die Veranstaltung begann mit einem einführenden Vortrag von Burkhard Kayser zu Hintergründen und Potentialen der Agroforstwirtschaft. Im Anschluss wurde zum Austausch mit den Organisatoren und untereinander eingeladen und die Anwesenden konnten sich mit weiterführenden Informationen versorgen. Die Veranstaltung endete in gemütlichem Rahmen mit vielen interessanten Diskussionen in kleinen Gruppen.

Die Ideen der Agroforstwirtschaft wurden von allen Anwesenden durchweg positiv angenommen, auch wenn noch Herausforderungen insbesondere aufgrund der unsicheren gesetzlichen und förderrechtlichen Gegebenheiten gesehen werden. Für das Organisationsteam war die Veranstaltung auch im Nachhinein ein voller Erfolg: Aus dem Ort kommt noch immer positives Feedback zu der Veranstaltung und die geplante Anlage des Agroforstsystems angesprochen werden und benachbarte Landwirte verfolgen die Umsetzung des Vorhabens mit Interesse. Der DeFAF e.V. freut sich mit dem Team und sagt weiter so!

13. September 2020

Bezugnehmend auf eine kleine Anfrage der Partei Die Linke zur Integration der Agroforstwirtschaft in die deutsche Agrarförderpolitik hat sich die deutsche Bundesregierung sehr ernüchternd geäußert. Wir haben mit einer Pressemitteilung darauf reagiert und betont, wie groß das Interesse an der Agroforstwirtschaft nach unserer Wahrnehmung in Deutschland ist und wie essentiell die Förderung dieser Landnutzungsform für eine nachhaltige Landwirtschaft ist.

Der DeFAF e.V. und speziell der Fachbereich Recht und Verwaltung unternimmt aktuell große Anstrengungen, um das Thema Agroforstwirtschaft in die Öffentlichkeit und vor allem an die Entscheidungsträger heran zu tragen. Ziel ist es dabei zu erreichen, dass Agroforstsysteme rechtssicher und in breiter Vielfalt in Deutschland umgesetzt werden können. Auch ist es wichtig, dass den Landwirtschaftsbetrieben hierfür finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden und sie Planungssicherheit erhalten.

In diesem Zusammenhang gab es im Sommer im Bundestag u.a. auch eine kleine Anfrage der Partei Die Linke an die Bundesregierung mit detaillierten Fragen zur Integration der Agroforstwirtschaft in die deutsche Agrarförderpolitik. Die Antwort der Bundesregierung fiel sehr enttäuschend aus – nicht nur für die anfragende Fraktion, sondern nach unserer Wahrnehmung auch für Abgeordnete anderer im Bundestag vertretener Fraktionen, die sich ebenfalls eine eindeutigere Stellungnahme erhofft hatten. Die Antwort zeigt außerdem, dass unsere Anstrengungen fortgesetzt werden müssen bzw. der Druck auf die relevanten Institutionen des Bundes weiter erhöht bzw. aufrechterhalten werden muss. Die Pressemitteilung können Sie hier einsehen.

 

 

12. Juli 2020

Wo jetzt noch weitläufige monotone Getreidefelder zu sehen sind, wird zurzeit die Anpflanzung eines Agroforstsystems geplant und in Zukunft ökologische Landwirtschaft nach Biolandrichtlinien betrieben. Zur Bewirtschaftung des Landwirtschaftsbetriebes mit einer Betriebsfläche von ca. 300 ha sowie der Umsetzung des Agroforstvorhabens haben sich Ulrich Kotzbauer, Thomas Erver und Henno Arndt (v.li.) zur Biohof Garvsmühlen KG zusammengeschlossen.

Die landwirtschaftlichen Flächen werden hauptsächlich als Ackerflächen genutzt. Mit der Umstellung des Ackerbaus auf eine nachhaltige Landwirtschaft liegt den drei Betreibern die Verbesserung der Biodiversität durch die Etablierung eines Agroforstsystem am Herzen, um neben der ackerbaulichen Nutzung der Flächen ein schöneres vielfältigeres Landschaftsbild zu schaffen. Durch Bäume und Hecken soll an diesem küstennahen, windexponierten Standort ein verbesserter Erosionsschutz und Humusaufbau erzielt werden. Bei der Umstellungsplanung und der Einrichtung des Agroforstsystems wird die Biohof Garvsmühlen KG durch den DeFAF e.V., den Agroforstexperten Burkhard Kayser sowie die Forstwissenschaftsstudentin Sabine Kotzbauer unterstützt.

Im ersten Schritt wird die Anpflanzung eines Agroforstsystems auf ca. 40 ha geplant, wobei mit einer Anpflanzung der ersten Flächen von 10 ha im laufenden Jahr begonnen wird. Die Anpflanzungen werden so vorgenommen, dass die Kultivierung der Bäume und die ackerbauliche Nutzung auf einer Fläche möglich sind. Die Anordnung der Bäume erfolgt in Reihen, so dass in den Bereichen zwischen den Reihen eine maschinelle Bewirtschaftung der Ackerflächen weiterhin erfolgen kann. In den Zwischenräumen von Baum zu Baum erfolgt eine Anpflanzung von Hecken und Wildobst.

Neben dem ökologischen Nutzen, dem Ertrag von Bäumen und Sträuchern sowie der in Zukunft liegenden Holzgewinnung erhofft man sich auch andere LandwirtInnen und Interessierte für die Agroforstidee zu begeistern. Insbesondere möchte man auch den Verpächtern die Vorteile dieser kombinierten Bewirtschaftungsmethode näherbringen und so in Zukunft die Anpflanzung von Bäumen auch auf diese Fläche zu erweitern. Ein nennenswerter Teil der Pachtflächen sind Landes- oder Kircheneigentum. Besonders hier erhoffen sich die Betreiber mit der Anpflanzungsidee auf offene Ohren zu stoßen.

Der Betrieb und die Agroforstanpflanzungen liegen im schönen Ostseebad Rerik, mit direktem Blick auf das Salzhaff und Ostsee, in Nähe des beliebten Ostseefernradwegs in einer stark von Touristen frequentierten Region. Die Besucher können sich hier in Zukunft im geplanten Hofcafé bei einem Lupinenkaffee aus eigenem Anbau und Apfelkuchen mit Äpfeln aus der Agroforstanpflanzung direkt über den DeFAF und diese alternative und zukunftsweisende Methode der Landbewirtschaftung informieren. Wer schon jetzt mehr zu dem geplanten Agroforstsystem oder dem Biohof wissen möchte, darf sich gerne bei Ulrich Kotzbauer melden. Am 12. August wird es auf dem Hof außerdem eine Veranstaltung zum Thema Agroforstwirtschaft geben, bei der man den Betrieb und die Menschen hinter dem Projekt näher kennenlernen kann. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

Kontakt:

Biohof Garvsmühlen KG
Ansprechpartner: Ulrich Kotzbauer
Dorfweg 3
18230 Ostseebad Rerik OT Garvsmühlen
post@biohof-garvsmuehlen.de