22. März 2023

Der Fachbereich Forschung und Entwicklung hat mit dem Agroforestry Science Club (ASC) eine neue Austauschplattform für junge Wissenschaftler:innen, die im Bereich Agroforstwirtschaft forschen, ins Leben gerufen. Das erste Treffen, an dem sich viele Studierende, Dorktorand:innen und PostDocs aus verschiedenen Universitäten und Forschungseinrichtungen beteiligt haben, hat im Februar online stattgefunden. Nach einer interaktiven Vorstellungsrunde wurden Ideen und Themen gesammelt, mit denen sich der ASC in Zukunft beschäftigen wird. Neben dem allgemeinen Netzwerken der Mitglieder soll der Austausch von spezifischen Agroforst-Fragestellungen, Forschungsmethoden und -projekten im Vordergrund stehen. Geplant sind vier Online-Treffen im Jahr. Ergänzend zu den Treffen gibt es ein virtuelles Online-Board, das dem Austausch und der Zusammenarbeit auch über die Treffen hinaus dient. Das nächste Treffen findet am 25. Mai 2023 um 17:00 Uhr statt. Interessierte können sich gerne jederzeit unter für den ASC anmelden.

Die Anmeldung für das 9. Forum Agorforstsysteme am 27. und 28. September 2023 in Freiburg im Breisgau ist jetzt online möglich. Am ersten Tag warten spannende Exkursionen und ein gemeinsames Abendessen für den gegenseitigen Austausch auf die Teilnehmer. Der zweite Tag wird mit zahlreichen Fachvorträgen und der Posterausstellung die Agroforstwirtschaft aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Eine ganz besondere Überraschung gibt es für die ersten 25 angemeldeten, praktizierenden Landwirtinnen und Landwirte. Weitere Informationen finden Sie hier.

Am 10.3.2023, hat Martin Häusling, Mitglied im EU Parlament, die Konferenz „Landwirtschaft & Klimakrise: WASSER – ein knappes Gut?“ in Berlin veranstaltet. Zweisprachig und hybrid kamen verschiedenste Besucher aus Europa zusammen, um über ein ebenso dringliches wie leider kaum diskutiertes Thema zu sprechen: Was macht die Klimakrise mit unseren Wasserressourcen? Wie nachhaltig ist das Wassermanagement in der Landwirtschaft? Wie bekommen wir das knappe Wasser dahin, wo wir es brauchen?

Im ersten Block schilderten uns Dr. Andrea Toreti vom Joint Research Center (JRC) der EU- Kommission, Els Brems vom Europäischer Rechnungshof und Dr. Hans Jürgen Hahn von der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau, wie es um unser Wasser bestellt ist. Dürrezeiten häufen sich, Starkregen können von den ausgetrockneten und verdichteten Böden nicht ausreichend aufgenommen werden und der Verbrauch – auch in der Landwirtschaft – richtet sich bisher nicht nach dem immer knapper werdenden Angebot. Ausgeräumte Landschaften sind nicht dafür geschaffen, Wasser zu halten und Wasserkreisläufe zu stabilisieren.

Im zweiten Block zeigten Dr. Andrea Beste vom Büro für Bodenschutz & Ökologische Agrarkultur, Christa Dregger, Co-Autorin des Agrarrebellen Sepp Holzer und Dr. Rico Hübner vom Deutschen Fachverband für Agroforstwirtschat (DEFAF) Lösungsmöglichkeiten auf, wie man der Klimakrise ackerbaulich und landschaftsgestaltend begegnen kann. Dr. Beste schilderte anschaulich, wie man Ackerböden mit Hilfe des Bodenlebens zu Schwammböden machen kann und machte deutlich, dass dies nur biologisch und nicht technisch möglich ist, da die speicherfähigen Mittelporen nur durch das Bodenmikrobiom gebildet werden können. Sind sie vorhanden, kann Wasser aufgenommen und gespeichert werden, was die Erntesicherheit massiv erhöht. Christa Dregger zeigte uns beeindruckende, erfolgreiche Projekte, in denen mit der Sepp-Holzer Methode der Landschaftsgestaltung Wasser auch in wüstenartigen Regionen in der Fläche gehalten werden kann, was Landwirtschaft, Wasserkreislauf und Artenvielfalt zugute kommt. Dr. Rico Hübner führte uns mit zahlreichen Forschungsergebnissen vor Augen, wie Agroforstsysteme zu einer „Schwammlandschaft“ beitragen können und auf vielfältige Weise die Resilienz von Ackerstandorten gegenüber Dürre, aber auch Starkregen fördern können. Bäume im System stärken den Humusaufbau und verbessern das Wasserhaltevermögen, reduzieren Windgeschwindigkeiten und damit Austrocknung und Erosion und tragen nach einiger Zeit auch zur ökonomischen Stabilität von Standorten bei.

Hier können die Vortragsfolien und auch die ganze Konferenz nachgelesen werden.

16.03.2023

Dass die Agroforstwirtschaft nicht nur gut für die Landwirtschaft ist, sondern auch für Natur und Landschaft, ist mittlerweile bei Vielen bekannt. Welch zahlreiche Anknüpfungspunkte sie aber auch für die Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen bietet, haben mehr als 20 Personen, vor allem aus den Bereichen der Bildungsarbeit und der Landwirtschaft, am 7. März 2023 in einem Workshop im Alten Gasthof in Missen bei Vetschau gemeinsam diskutiert. Die Veranstaltung, die vom DeFAF e.V. im Rahmen des Projektes AgroBaLa organisiert wurde, hatte zum Ziel, mit Akteuren aus der Bauernhof-, Natur- und Streuobstpädagogik sowie aus damit verknüpften Bereichen zu erörtern, inwiefern die Agroforstwirtschaft sich stärker in bestehende Bildungsangebote integrieren lässt oder möglicherweise Thema für neue Formate sein kann.

Als Einstieg präsentierte Julia Günzel vom DeFAF e.V. die grundlegende Bedeutung der Agroforstwirtschaft und betonte, dass die Gestaltung einer zukunftsfähigen Landwirtschaft eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei: Nicht nur Landwirtschaftsbetriebe leisten ihren Beitrag, sondern auch Akteure aus Politik, Naturschutz sowie solche entlang der gesamten Wertschöpfungsketten inklusive Verbraucher seien gefragt, wenn es um die Gestaltung nachhaltiger Landnutzungsformen geht. Dazu gehöre auch, dass die verschiedenen Akteure und Interessensgruppen mitgenommen werden und durch vielfältige Bildungs- und Informationsangebote von den Vorteilen und Möglichkeiten der Agroforstwirtschaft erfahren. Um diesbezüglich auch die Gruppe der Kinder und Jugendlichen, und damit auch deren Eltern, anzusprechen, hat der DeFAF e.V. im vergangenen Jahr ein Kinderbuch erarbeitet. Bei den damit zusammenhängend durchgeführten „Familien-Feldtagen“ auf mehreren Agroforstbetrieben in Deutschland wurden spielerische Methoden zum erlebbar machen der Agroforstwirtschaft ausprobiert.

Wie diese genau gestaltet waren und welche Aspekte der Agroforstwirtschaft beleuchtet wurden, berichtete im Anschluss Julia Binder von der Uni Münster und Mitautorin des Kinderbuches. An mehreren Stationen zu unter anderem Bodenschutz, biologischer Vielfalt und der Nutzung von Produkten wurde die Agroforstwirtschaft erfahrbar gemacht. Eine weitere Möglichkeit zur Einbindung und Sensibilisierung der Bevölkerung zur Agroforstwirtschaft ist der bürgerwissenschaftliche Ansatz im Rahmen des Projektes agroforst-monitoring, für das Julia Binder hauptberuflich tätig ist. Dabei werden Lokalgruppen, bestehend aus Personen aus der lokalen Bevölkerung mit unterschiedlichsten Hintergründen, an verschiedenen, langfristig angelegten Versuchen auf Agroforstflächen beteiligt. Auf neun Agroforstbetrieben wird dieser Ansatz bereits umgesetzt und auch die vielen Fragen aus dem Publikum zeigten das große Interesse daran.

Einen Einblick dazu, wie Bauernhofpädagogik auf einem Agroforstbetrieb aktiv verbunden werden kann, lieferte Kherstin Riecken von rieckens Landmilch, einem Familienbetrieb in fünfter Generation in Großbarkau, Schleswig-Holstein. Der Milchviehbetrieb hat in 2020 ein erstes Agroforstsystem angelegt, mittlerweile gibt es mehrere, und im gleichen Jahr den Bauernhofkindergarten „Eichhörnchen“ eröffnet. Täglich können dadurch Kinder hautnah alles rund um die Landwirtschaft miterleben und sich selbst ausprobieren – und die Vorteile von Gehölzen wird dabei gleich mit vermittelt, von der Pflanzung bis zur Ernte. Der anschauliche Bericht mit vielen Fotos stieß auf großen Anklang und es wurde sehr gut nachvollziehbar, warum der Betrieb in 2021 mit dem Nachhaltigkeitspreis des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet wurde.

Im Anschluss an die drei Beiträge ging es in den aktiven Austausch in Form eines Welt-Cafés zu den drei Themenbereichen „Inhalte und Materialien zur Agroforstwirtschaft für die Bildungsarbeit“, „Agroforstwirtschaft in die Bildung für Nachhaltige Entwicklung integrieren“ und „geeignete Bildungsformate und Akteure“. Der Diskussionsbedarf war sehr groß und die Themen lieferten ordentlichen Gesprächsstoff. Am Ende des Workshops gingen die Teilnehmenden mit einer Reihe von Ideen und Vorschläge aus den Gruppen heraus. Im Anschluss an den Workshop fand sich noch eine Gruppe der Teilnehmenden ein, um das Agroforstsystem der ZGJ Landwirtschafts GmbH in Zinnitz zu besichtigen. Damit lieferte die Veranstaltung nicht nur praxisnahe Einblicke und eine gute Gelegenheit für konstruktive Vernetzung, sondern machte auch Lust auf mehr im Bereich der Bildungsarbeit zur Agroforstwirtschaft.

9. März 2023

Damit die positiven Wirkungen von Agroforstsystemen auf die Landnutzung langfristig auch wirklich greifen bedarf es einer guten Planung und Beratung vorab. Letztere fängt mit der Erfassung des Ausgangszustands, einschließlich der betriebswirtschaftlichen und ökologischen Ziele des Betriebes, an. Dafür wurde im Rahmen des Projektes Beratungsstandards in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Beratung & Planung des DeFAF sowie mit der VRD Stiftung für Erneuerbare Energien ein Fragebogen für die Agroforst-Beratung erstellt, der die wichtigsten Rahmendaten und betriebsspezifischen Informationen abfragt. Landwirt:innen, die ein Agroforstsystem anlegen möchten, können diesen in Vorbereitung auf ein Beratungsgespräch herunterladen, soweit möglich ausfüllen und an dem/der Berater:in zukommen lassen. Ebenso können Berater:innen den Fragebogen an Interessierte senden, die selbst ein Agroforstsystem anlegen möchten. Während des Beratungsprozess können die Einzelheiten dann weiter im Detail besprochen und weitere Fragen geklärt werden. So wird im Laufe der Planung des Systems nichts außer Acht gelassen, damit das gewünschte Agroforstsystem auf den jeweiligen Betrieb zugeschnitten werden kann, und ein erfolgreicher Beratungsprozess kann durchlaufen werden.

06.02.2023

Unter dem Motto Land.Kann.Klima. hat sich das Zukunftsforum 2023 dem Thema Ländliche Räume und Klimaschutz bzw. Klimaanpassung gewidmet. Bundesminister Cem Özdemir eröffnete die Veranstaltung am 25. Januar auf dem Berliner Messegelände.

In 32 Fachforen konnten sich Zukunftsgestalterinnen und -gestalter und Interessierte darüber austauschen, welche Chancen und Herausforderungen sich für die ländlichen Räume bei der Anpassung an den Klimawandel stellen und welchen Beitrag diese beim Klimaschutz leisten können.

Mit dem Fachforum Bäume auf den Feldern? Agroforst als Klimachance!stellte der DeFAF e.V. am ersten Veranstaltungstag die Agroforstwirtschaft einem breiten Publikum vor. Guido Höner (Chefredakteur, top agrar) und Philipp Westerwalbesloh (Verbandsentwickler, DeFAF e.V.) führten durch unterhaltsame 90 Minuten in denen die agroforstliche Praxis als eine Lösung der Klimakrise punkten konnte.

Burkhard Kayser (Berater für Agroforst und nachhaltige Landnutzung) schärfte mit seiner Einführung über die breite Vielfalt von Agroforstsystemen das Verständnis des Publikums.

Anschließend begrüßte Guido Höner Maria Giménez (Landwirtin – Wilmars Gaerten GmbH, Trebbin) und Reiner Guhl (Landwirt – Landwirtschaftshof Düpow, Perleberg) auf der Bühne und sprach mit den beiden über ihre Beweggründe für die agroforstliche Bewirtschaftung. In Brandenburg machen der Landwirtschaft vor allem die immer länger andauernden Hitze- und Trockenperioden zu schaffen. Der Abtrag von fruchtbarem Boden durch Winderosion ist die Folge und soll durch Bäume auf den Feldern abgemildert werden.

Auch Starkregenereignisse führen zu Bodenerosion. An den Bericht aus der Praxis anknüpfend, nahm Frank Wagener (Institut für angewandtes Stoffstrommanagement – IfaS, Trier) die Kommunen in die Pflicht, den Schulterschluss mit der Landwirtschaft zu suchen und durch eine Ausweitung von Agroforstsystemen in der Landschaft, Klimafolgeschäden abzumildern.

Aber auch beim Klimaschutz kann die Agroforstwirtschaft einen aktiven Beitrag leisten. In seinem abschließenden Vortrag verdeutlichte Rico Hübner (Referent für Forschung, DeFAF e.V.) dies, indem er die verschiedenen Potentiale bei Kohlenstoffeinsparung und -speicherung durch Agroforstsysteme aufführte.

Nach zwei digitalen Ausgaben fand das Zukunftsforum 2023 am 25. und 26. Januar als Hybridveranstaltung in Berlin und online statt. Die Aufzeichnung des Fachforums steht auf der Veranstalterseite zur Verfügung.

Das Zukunftsforum Ländliche Entwicklung ist das größte und bedeutendste nationale Forum für Fragen ländlicher Entwicklung in Deutschland. Es wird vom BMEL jährlich im Januar im Rahmen der Internationalen Grünen Woche ausgerichtet.

„Landwirtschaft & Ernährung für eine Welt im Umbruch“, so lautet der Themenschwerpunkt des diesjährigen Kritischen Agrarberichts. Insgesamt 46 Beiträge sind diesem und weiteren Themen gewidmet. Die Agroforstwirtschaft kann dabei eine wichtige Rolle einnehmen. Penka Tsonkova und Rico Hübner widmen ihren Beitrag dabei dem Thema „Was bringen Agroforstsysteme für die Umwelt? Beispiele, Potenzialabschätzung und Bewertung der aktuellen Entwicklung in Deutschland.“

 

21.11.2022

Im neuen Themenblatt zum Einsatz von Maschinen im Agroforst wird ein Überblick über die Möglichkeiten der Mechanisierung in silvoarablen und silvopastoralen Agroforstsystemen gegeben. Gegliedert in die verschiedenen Bewirtschaftungsschritte Anlage, Pflege und Ernte (Holz- und Fruchternte) werden entsprechende maschinelle Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt und anschließend Hinweise zur Beschaffung von gebrauchten Maschinen gegeben. Das Themenblatt können Sie in unserer Infothek oder direkt hier herunterladen.

Mit dem neuen Format des Infoblatts reagiert der DeFAF auf die hohe Nachfrage an gesammelten, themenspezifischen Informationen. Etwas kompakter als ein Themenblatt sind die Infoblätter oftmals Absprungbasis für eine eigene tiefergehende Recherche und sollen in regelmäßigen Abständen durch das Feedback der interessierten Leser aktualisiert und mit weiteren Informationen angereichert werden. Neu veröffentlicht wurden Infoblätter zu den folgenden Themen:

  • Nutzungsmöglichkeiten von Gehölzen in Agroforstsystemen
  • Preise und Erträge (verholzende Komponente in AFS)
  • Finanzierungsmöglichkeiten für Agroforstsysteme

Sowohl das Themenblatt, als auch die neuen Infoblätter, sind Arbeitsergebnisse des DeFAF-Fachbereichs Ökonomie und Bewirtschaftung und durch ehrenamtliches Engagement entstanden. Alle gesammelten Arbeitsergebnisse des Fachbereichs sind auch auf der entsprechenden Webseite zu finden.

Die Arbeit des Fachbereichs geht weiter und deswegen sei an dieser Stelle abschließend noch ein Aufruf in eigener Sache veröffentlicht:

Gesucht werden Praxis- und Forschungsbetriebe, die bereit sind Zahlen zur Anlage und/oder Pflege ihrer Agroforstsysteme (AFS) zu teilen. Die Datenerhebung soll in erster Linie dazu dienen, agroforst-interessierten Betrieben eine konkrete Entscheidungs- bzw. Planungsgrundlage zur Verfügung zu stellen.

Benötigt werden:

  • eine Übersicht über alle Tätigkeiten (z.B. Auswahl der Baumarten, Reihe ausmessen, (Schritte der) Pflanzung, Kontrollgänge, Beikrautbekämpfung, …);
  • die Dauer der Tätigkeiten (Akh, soweit dokumentiert);
  • anfallende Kosten (z.B. Pflanzgut, Pflanzmaschine, Baumschutz, Herbizid, …);
  • und eine kurze Beschreibung des AFS und des Standorts.

Um die Datenerfassung zu erleichtern, wurde eine Vorlage erstellt, die gerne zur Verfügung gestellt wird (). Die bereitgestellten Daten können auf Wunsch auch anonymisiert behandelt werden.

10. November 2022

In der Kategorie „Gesamtbetriebliche Konzeption“ wurde der Biolandhof „Bannmühle“ (Nordpfälzer Bergland, Rheinland-Pfalz) mit zwei weiteren Siegern durch eine 12-köpfige, unabhängige und interdisziplinäre Jury ausgewählt.

Eigentlich sollte DeAFAF-Mitglied Hans Pfeffer im Rahmen des Fachkolloquiums am 13. und 14. Oktober 2022 in Fulda seine nachhaltigen Lösungen für die Wertschöpfung in Mittelgebirgen präsentieren. Die Apfelernte und Vermostung hielten ihn leider von einer Teilnahme ab. Das Jurymitglied Frank Wagener nahm den Preis und Geschenkkorb in Fulda in seine Obhut, um seine Laudatio kurzerhand auf der Bannmühle in der hofeigenen Mosterei zu halten:

Die Jury hob besonders hervor, dass

  • das Keyline Design in Deutschland weitestgehend unbekannt ist und nur Teile des Verfahrens es bisher in das öffentliche Bewusstsein geschafft haben.
  • die Bannmühle der erste Betrieb in Deutschland ist, bei dem das Keyline Design in diesem Maßstab und in detailreich verknüpften Maßnahmen in die Fläche gebracht wurde.
  • das Bewirtschaftungssystem eine innovative Verknüpfung von Agroforstkulturen mit Maßnahmen zur Speicherung /Rückhalt von Wasser ist (Höhenlinien angepasste Wasserverteilung und Speicherung durch Gräben, (Tiefen)Lockerung des Oberbodens in den Pflanzreihen, Himmelsteich usw.).
  • die Idee das landbauliche Potenzial v.a. zur Erhaltung von hoch biodiversen Grenzertragsstandorten in Zeiten des immer stärker sichtbaren Klimawandels zeigt: Denn Wasserextremereignisse wie Dürre und Starkregen beschleunigen die Aufgabe von Jahrhunderte alten, wichtigen Grünlandstandorten unserer Kulturlandschaften.
  • das adaptierte Landbausystem Leistungen zum Starkregenschutz durch Landbewirtschaftung für unterhalb liegende Ortschaften – wie hier Odernheim – erbringt, die für interdisziplinäre Hochwasserschutzkonzepte von herausragender Bedeutung sind.
  • der Pioniergeist von Hans Pfeffer die Entwicklung und Sichtbarkeit dieses gesamtgesellschaftlich außerordentlich wichtigen Lösungsweges zur Bewirtschaftung unserer Kulturlandschaften befördert.

Gut gelaunt überreichte Frank Wagener dann Urkunde, Schild und Geschenkkorb an Hans Pfeffer. Mehr Informationen zum Wettbewerb auf den Seiten des DVL und zum Betrieb Bannmühle in einem Artikel in der Zeitschrift LandInForm.

Bewirtschaftungsplanung von Hecken in Agrarlandschaften „leicht gemacht“ mit Hilfe der Entscheidungshilfe GoÖko-Heckenmanager

08.11.2022

Hecken stellen in Agrarlandschaften zahlreiche Ökosystemleistungen (ÖSL) bereit. Um die unterschiedlichen Hecken in der Landschaft in einem guten Zustand zu erhalten, sodass sie möglichst vielfältige ÖSL bereitstellen können, ist eine nachhaltige Heckenbewirtschaftung erforderlich. Ziel des Modell- und Demonstrationsvorhabens (MuD) GoÖko (Gehölznutzung Optimiert Ökosystemleistungen; FKZ 2818BM050) war die exemplarische Integration von nachhaltigen Heckenbewirtschaftungsmaßnahmen in Agrarräumen. Durch eine nachhaltige Bewirtschaftung sollen die Heckenstrukturen und die durch diese bereitgestellten ÖSL sowie die Agrobiodiversität dauerhaft erhalten bzw. verbessert werden.

Die Arbeiten im MuD GoÖko wurden durch den Lehrstuhl für Bodenschutz und Rekultivierung an der BTU Cottbus-Senftenberg und die Agrarproduktion GmbH Neuholland-Freienhagen in Kooperation mit Naturpark Barnim zwischen 2019 und 2021 durchgeführt. Im Untersuchungsgebiet des MuD GoÖko im Landkreis Oberhavel, Brandenburg, wurde modellhaft gezeigt, wie vorhandene Gehölzstrukturen in Agrarlandschaften nach einer generalisierbaren Methode kartiert und bewertet werden können und welche Bedeutung die Entwicklung dieser Strukturen für deren Bereitstellung von ÖSL hat. Dafür sollten die kartierten Hecken anhand von drei allgemeinen Kriterien: i) der Heckenstruktur, ii) dem Bedeckungsgrad und iii) dem Natürlichkeitsgrad vor Ort kategorisiert werden.

In 10 Hecken mit unterschiedlichen Heckeneigenschaften erfolgte eine modellhafte Bewirtschaftung in insgesamt 58 20 m-Abschnitten. Hierbei wurden unterschiedliche Arbeitsvorgänge bei den Bewirtschaftungsmaßnahmen getestet. In sieben Hecken wurden drei Methoden der Holzernte ausprobiert: i) vorwiegend motormanuell, ii) teilmechanisiert und iii) vorwiegend vollmechanisiert, wobei die Kosten für Letztere mit 17 EUR/RM am niedrigsten ausfielen. Die höchsten Kosten ergaben sich für das teilmechanisierte Verfahren und betrugen 34 EUR/RM. Überalterte Hecken können aufgrund der sehr starken Stämme in der Regel nicht vollmechanisiert geerntet werden, was die Kosten für deren Bewirtschaftung erhöht.

Für die Bewirtschaftungsplanung von Hecken auf Landschaftsebene nach dem GoÖko-Prinzip wurde eine webbasierte Entscheidungshilfe, der GoÖko-Heckenmanager, entwickelt. Die Anwendung ist unter https://hecken-landschaft.de/entscheidungshilfe kostenfrei verfügbar. Sie stellt einen systematischen Ansatz für die nachhaltige Bewirtschaftung von Hecken dar, wobei konkrete Eingriffe für jede Hecke individuell festgelegt werden können. Auch lokale und regionale Besonderheiten können berücksichtigt werden.

Die Anleitung ist für jeden Schritt auf der Webseite in Form von Merkblättern verfügbar. Im ersten Schritt erfolgt die Auswahl der Hecken in der Landschaft. Diese werden mittels eines Zeichnungswerkzeuges als Polygone digitalisiert. Im zweiten Schritt werden die notwendigen Daten zu den gezeichneten Hecken im Eingabeformular eingetragen. Dafür ist eine Vor-Ort-Datenerhebung notwendig. Im dritten Schritt kann der Zustand der ÖSL der gezeichneten Hecken in der Landschaft (Biomasse Produktion, Windschutz, Wasserschutz, Lebensraum und Landschaftsbild) bewertet werden. Im vierten Schritt erfolgt die Planung der Heckenbewirtschaftung und -weiterentwicklung, wobei die Erkenntnisse aus den Projektarbeiten integriert wurden. Die Planung ist sowohl für einzelne Hecken als auch für Heckengruppen möglich. Dadurch müssen die Maßnahmen für mehrere Hecken die gleich bewirtschaftet werden nur einmalig eingetragen werden. Für jede Planungsgruppe werden Informationen zu den Bereichen „Zielheckenstruktur“, „Holzerntekosten“, „Holzerlöse“ und „Etablierung und Bewirtschaftung“ eingetragen.

Im fünften Schritt wurde die Möglichkeit gegeben, die geplanten Maßnahmen als ein PDF-Dokument zu exportieren und zu speichern. Dieses Dokument fasst alle wichtigen Informationen zusammen und könnte als Grundlage für einen Antrag an die UNB zur Durchführung der Bewirtschaftungsmaßnahmen nach dem GoÖko-Prinzip genutzt werden. Die konkrete Integration des Vorgangs in die Verwaltungsabläufe war allerdings nicht Aufgabe des MuD GoÖko.

Eine wichtige Komponente der Webanwendung ist die Gehölzdatenbank. Diese ist im GoÖko-Heckenmanager integriert, kann aber auch eigenständig genutzt werden. Auf der Startseite der Gehölzdatenbank sind die Gehölzarten nach Gattung gruppiert. Jede Gehölzart kann separat aufgerufen werden, um detaillierte Informationen zu Bereichen wie „Standort und Klimaansprüche“, „Lebensbereiche der Gehölze“, „Nutzung“, „Landschaftsbild“ zu erhalten. Die Gehölzdatenbank ist unter https://hecken-landschaft.de/gehölzdatenbank verfügbar.