27. Oktober 2022
Der CERES-Award wird jedes Jahr an Landwirte vergeben, die mit innovativen Ideen und außergewöhnlichen Leistungen versuchen, die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an einen Landwirt, der die Agroforstwirtschaft in Brandenburg in die Praxis bringt: Benedikt Bösel vom Schlossgut Alt Madlitz in Briesen wurde als Landwirt des Jahres 2022 ausgezeichnet und damit für sein innovatives Betriebskonzept gewürdigt. Neben dem ganzheitlichen Weidemanagement, das der Betrieb für die Rinderhaltung eingeführt hat, spielt auch die Agroforstwirtschaft eine tragende Rolle, um die landwirtschaftlichen Flächen bodenschonend und nachhaltig zu bewirtschaften und auf diese Weise gesunde und resiliente Ökosysteme zu schaffen. Bei einer Exkursion des DeFAF zum Betrieb von Benedikt Bösel in diesem Jahr könnten wir uns direkt vor Ort von seinem innovativen Ansatz überzeugen. Umso mehr freuen wir uns, dass seine Arbeit gewürdigt wurde und gratulieren an dieser Stelle herzlich!
1. September 2022
Agroforstsysteme sind bezüglich ihres Designs hoch variabel. Um trotz dessen vergleichbare Untersuchungen in den unterschiedlichen Systemen durchführen zu können, bedarf es einer möglichst einheitlichen Vorgehensweise für die Erhebung der einzelnen Parameter. In einem neuen Leitfaden des DeFAF wird ein Forschungsdesign vorgestellt, das als Mindeststandard für die Durchführung von bodenkundlichen Untersuchungen in streifenförmigen Agroforstsystemen empfohlen wird. Neben den bodenkundlichen „hard-facts“ wie beispielsweise Beprobungstiefe und -zeitpunkt geht der Leitfaden schwerpunktmäßig auf die Probennahme im Transektdesign ein. Diese Methode ermöglicht es, die Heterogenität des Bodens in einem streifenförmig angelegten Agroforstsystem zu spiegeln und zu untersuchen.
Der Leitfaden wurde Im Rahmen des Projektes „Agroforstsysteme Hessen“ angefertigt, gefördert vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Sie können ihn in unserer Infothek oder direkt hier herunterladen.
Als bundesweiter Fachverband ist der DeFAF in ganz Deutschland vertreten. Auf Initiative von mehreren aktiven Mitgliedern hat sich im letzten Jahr eine Regionalgruppe für Schleswig-Holstein und Hamburg gegründet, um als Verband vor Ort noch aktiver wirken zu können. Die Regionalgruppe wird von Matthias Amelung, Felix Riecken und Michael Weitz geleitet und ist über die E-Mailadresse erreichbar. Auch in Niedersachsen formiert sich derzeit eine Regionalgruppe. Dafür werden noch Mitstreiter:innen gesucht, die Lust haben, regional zusammenzuarbeiten, Informationsveranstaltungen zu organisieren und in Niedersachsen politisch die Agroforstwirtschaft voranzubringen. Wer dort mitwirken möchte, kann sich an Michelle Breezmann und Ernst Kürsten über die Adresse melden. Einzige Voraussetzung: eine Mitgliedschaft im DeFAF! Alle Infos dazu finden Sie hier.
5. Juli 2022
Im Rahmen der Öko-Feldtage 2022, die vom 28. bis 30. Juni auf dem Gladbacherhof in Hessen stattfanden, war der DeFAF mit einem interaktiven Infostand vertreten. Nicht nur für den Verband waren diese Tage ein voller Erfolg – auch die Agroforstwirtschaft hat viel positive Resonanz erhalten.
Der Infostand befand sich mit denen vieler anderer bekannter Agroforstakteure direkt über dem Ackeragroforstsystem der Universität Gießen, welches mittlerweile gut angewachsen ist und sehr schön anzusehen. Bei bestem Wetter war die Agroforstwirtschaft ein thematischer Fokus am ersten Tag und neben mehreren Führungen zu den Agroforstsystemen lockten spannende Vorträge in die Kartoffelhalle. Ein Highlight des von Triebwerk organisierten Fachforums war die Podiumsdiskussion mit Janos Wack von Triebwerk, Felix Riecken von Rieckens Landmilch, Ophelia Nick, der parlamentarischen Staatssekretärin des BMEL, sowie Hubert Heigl, BÖLW-Vorstand. Heiß diskutiert wurden vor allem aktuelle Konflikte und Hürden zur Umsetzung der Agroforstwirtschaft. Bemerkenswert war die Begeisterung und Hoffnung aller Parteien, dass die Agroforstwirtschaft bald, wenn auch vielleicht nicht in dieser Förderperiode, ein wichtiges Element der Landwirtschaft werde, dessen Wertschätzung dann auch in den politischen Rahmenbedingungen zu finden sein wird.
Beim Infostand des DeFAF informierte sich eine Vielzahl der Teilnehmenden zur Agroforstwirtschaft. Die vielfältigen Informationsmaterialien sind dabei sehr gut angekommen, ebenso wie eine ganz besondere Aktion:
In Eierkartons konnten die Besucher:innen in Kokossubstrat ihr eigenes kleines Agroforstsystem pflanzen. Zur Auswahl standen dafür verschiedene Samen: neben einer Gründüngung, Teff und Senfsaat gab es vor allem eine Reihe unterschiedlichster Baumsaaten. Viele Besucher:innen waren sehr begeistert, neben den ganzen Postern auf den Feldtagen auch mal etwas zum Anfassen zu haben und selbst etwas ausprobieren zu können.
Der DeFAF konnte während der Öko-Feldtage auch seine Mitgliederzahl erhöhen – die Freude war groß, als die 300-Mitgliedermarke überschritten wurde. Damit waren die Öko-Feldtage eine großartige Gelegenheit für spannende Gespräche, neue Impulse und ein zusehends wachsendes Agroforst-Netzwerk in Deutschland.
16. Mai 2022
Die Agroforstwirtschaft wird derzeit auch außerhalb von Deutschland immer beliebter. An der Bangor University in Wales kann man dazu schon länger ein ganzes Studium zu abschließen. Michelle Breezmann, Fachbereichsleiterin des Jungen DeFAF und Agroforstberaterin, ist derzeit in ihren letzten Zügen des Masterprogramms „Agroforestry and Food Security“, in dessen Rahmen jedes Jahr eine Studienexkursion stattfindet, die sie in diesem Jahr nach Irland geführt hat. In einem Bericht erzählt sie uns, was sie dabei erlebt hat und wie die Iren im Vergleich zu Deutschland mehr Bäume und Sträucher in die Landwirtschaft bringen.
Anfang Mai 2022 nahm ich im Rahmen meines Masterstudiums an der Bangor University in Wales an einer Studienexkursion nach Irland teil. Eine solche Exkursion wird im Rahmen des Studiums jedes Jahr in unterschiedlichen Regionen angeboten. Diese Reise steuerte nicht nur Ziele in der Republik Irland an, sondern auch in Nordirland, also dem Teil der irischen Insel, der zum Vereinigten Königreich gehört.
Während der Exkursion besuchten wir verschiedene landwirtschaftliche Betriebe und Versuchsbestriebe, die sich mehr oder weniger intensiv mit der Agroforstwirtschaft befassten. Besonders interessant fand ich, die Landwirte nach ihren Beweggründen zur bzw. ihren Hinderungsgründen gegen die Agroforstwirtschaft zu befragen und mit meinen Erfahrungen aus Deutschland zu vergleichen. Als Mitgliedsstaat der EU steht die Republik Irland grundsätzlich vor denselben politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen wie Deutschland. Im nationalen Recht unterscheiden sie sich aber in einem wesentlichen Punkt: Während in Deutschland seit 2008 im Bundeswaldgesetz (§2, Abs. 2) verankert ist, dass Agroforstflächen nicht zum Forst gehören, gibt es diese Formulierung nicht im irischen Recht. Das hat Vor- und Nachteile für die irische Agroforstwirtschaft: Einerseits gibt es dadurch vor allem von forstwirtschaftlicher Seite Bestrebungen, Bäume in die Landwirtschaft zu bringen, andererseits stehen die Landwirte dort schnell im Konflikt, dadurch wertvolle Ackerflächen in Forstflächen umzuwandeln und „zu verlieren“.
Bäume in die Landwirtschaft zu bringen heißt in Irland, Bäume auf Weiden zu pflanzen und nicht auf den Acker. Denn mit mehr als 90% Grünland der landwirtschaftlich genutzten Fläche sieht die Landwirtschaft ganz anders aus als in Deutschland. Während wir nur ca. 30% als Grünland nutzen und 70% als Acker, dient die Landwirtschaft in Irland vor allem der Haltung von Weidetieren, insbesondere von Schafen. Hier spielen die Lammsterblichkeit und die Dauer der Weidesaison als landwirtschaftliche Parameter eine wichtige Rolle. Dass Agroforstsysteme die Lammsterblichkeit teilweise halbieren und die Weidesaison um bis zu 17 Wochen verlängern kann, ist bei den allermeisten Landwirten leider noch nicht angekommen.
Außerdem hat die Mehrheit der Landwirte in Irland eine grundlegende Abneigung gegenüber Bäumen in der Landwirtschaft. Dabei sind sie uns ziemlich ähnlich: Bäume werden eher als unproduktives, störendes Element in einer effizienten Landwirtschaft wahrgenommen. Es kommt noch hinzu, dass die jetzt wirtschaftende Generation in einem Land mit nur 11% Waldfläche (Vergleich Deutschland: etwa 30%) in der Vergangenheit miterleben musste, wie mittelständische Familienbetriebe reihenweise aufgekauft wurden und großen Fichten-Monokulturen weichen mussten, die nun alle nach und nach zu Grunde gehen…
Betrachtet man diese Hintergründe und die unattraktiven Fördermöglichkeiten, die nur sehr wenig Gestaltungsspielraum lassen und, verglichen mit normalen Aufforstungsprämien, auch finanziell keinen Anreiz bieten, so geht es Irland mit der Agroforstwirtschaft ziemlich ähnlich wie Deutschland: Die Betriebe, die Bäume pflanzen, gelten als Pioniere, die, motiviert durch die potenziellen Vorteile und die Überzeugung, etwas Gutes zu tun (sowohl der Umwelt, als auch den Tieren und im Endeffekt sich selbst), häufig die Kosten selbst tragen. Ein Landwirt hat es großartig beschrieben, als wir auf seiner Weide mit Kirschen, Walnüssen, Eichen und Obstgehölzen standen: „Es ist so schade, dass ich die Schafe noch nicht hier rauftreiben konnte. Ihr hättet sehen müssen, wie die Lämmer mit ihren Müttern den Schatten und Schutz der Bäume suchen. Da geht einem einfach das Herz auf! Und man weiß, warum man sich die Arbeit gemacht hat“.
Es war beeindruckend, zu erleben, wie Landwirte in einem ganz anderen landwirtschaftlichen Kontext genauso ticken, wie unsere Landwirte: Obwohl ihre Existenz überwiegend von Subventionen abhängt, suchen und finden sie Wege, die ungünstigen Förderbedingungen so zu nutzen oder zu umgehen, dass großartige Agroforstprojekte entstehen. Wie in Deutschland hoffen auch viele irische Landwirte auf bessere Förderbedingungen unter der neuen GAP. Die Exkursion hat mir gezeigt, dass nicht nur die Landwirte in Deutschland (für unsere Papierkriege bekannt) vor umständlichen und unpraktischen Förderbedingungen stehen, aber auch, dass es überall eine Möglichkeit gibt, seinen eigenen, richtigen Weg zu gehen, um Bäume in der Landwirtschaft zu pflanzen!
29. März 2022
Die Agroforstwirtschaft nimmt in Deutschland an Fahrt auf. Einen Überblick zu einer Auswahl an existierenden Agroforstflächen gibt die Agroforst-Landkarte des DeFAF, in die Landnutzer:innen ihre Systeme eintragen können*. Auch wissenschaftliche Einrichtungen, Informations- und Bildungsstellen und Interessenten für die Anlage von Agroforstsystemen werden in der Karte abgebildet. Eine aktuelle Übersicht stellt nun weitere Details zu den bisher eingetragenen Agroforstflächen dar, die sich bis zum 31.12.2021 auf insgesamt 105 Agroforstsysteme mit einer Gesamtfläche von etwa 849 ha deutschlandweit beliefen. Die Übersicht gibt außerdem Aufschluss über die Typen von Agroforstsystemen, über den Anteil der Gehölzfläche sowie die Baum- und Straucharten, die am häufigsten eingesetzt wurden. Auch die Anzahl und Fläche von Agroforstsystemen in den einzelnen Bundesländern werden verglichen – Vorreiter sind Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Die Übersicht, die zukünftig jedes Jahr aktualisiert werden soll, ist mit allen Details hier einsehbar.
*Die Daten in der Agroforst-Landkarte sind nicht repräsentativ und stellen keine vollständige Datenbasis zur Agroforstfläche in Deutschland dar. Sie bildet nur diejenigen Flächen ab, die dem DeFAF e.V. durch Landnutzer und andere Personen durch die eigenständige Eintragung in die Karte übermittelt werden. Die tatsächliche Gesamtfläche an Agroforstsystemen ist also vermutlich um einiges größer, da nicht alle Systeme auf der Agroforst-Landkarte eingetragen sind.
28. März 2022
Für Untersuchungen zur Festlegung von Kohlenstoff auf Streuobstwiesen und dem Potential für Nachpflanzungen wird aktuell ein/e Masterstudent/in gesucht. Unter der Betreuung von Dr. Martin Wiesmeier (LfL / TU München) und Dr. Rico Hübner (DeFAF e.V. / TU München) sollen unter anderem die Gehölzbiomasse an mehreren Standorten in Niederbayern erfasst und Bodenproben durchgeführt werden. Beginn der Untersuchung ist ab Mai 2022 möglich. Alle weiteren Informationen und Ansprechpartner finden Sie hier.